Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
dieser Geschöpfe heran, während das erste am Ufer des Flusses, kaum zweihundert Schritte von der Schmiede entfernt, mit lautlosem Flügelschlag landete.
Im nächsten Moment lösten sich aus dem Wald hinter der Schmiede mehrere große Schatten und strebten auf den Landeplatz des fliegenden Geschöpfes zu. Aus südlicher Richtung schienen sich noch andere, dunkle Gestalten zu nähern. Wenigstens kam kein Wesen aus der Richtung, wo sie nun standen. Aber es sah ganz so aus, als wollte sich dort an der Schmiede eine ganze Streitmacht formieren.
Atemlos, fast unfähig sich zu bewegen, beobachteten sie das Schauspiel.
»Woher konnte der Dämon wissen, dass ihr euch hier treffen wolltet?«, fragte Victor leise, während das zweite Flugwesen zur Landung ansetzte.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte Munuel. »Ich weiß es einfach nicht. Wir haben einen ungeheuer starken Gegner, ich habe es Leandra bereits erzählt. Es ist dieser Chast, der dunkle Mönch, der in der Festung von Tulanbaar war.
Ich bin ihm vorgestern dort begegnet, und ich habe ihn Dinge anstellen sehen, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich fürchte, dieser Kerl hat noch so manche Überraschung auf Lager. Wenn wir uns nicht beeilen, wird er uns bald einen Schritt voraus sein. Und dann steht es schlecht um uns.«
Munuel hatte in Rätseln gesprochen. »Was werden wir jetzt tun?«, wollte Victor wissen.
Er hatte das >wir< in einer Art ausgesprochen, welche die Frage gleich mit beantwortete, ob er bei ihnen zu bleiben gedachte oder nicht. Munuel forschte einige Sekunden in seinem Gesicht, obwohl es schon fast Nacht war. Dann sah er zu Leandra, als wolle er aus ihrem Gesicht herauslesen, wie sie darüber dachte.
»Du willst wirklich mit uns gehen?«, fragte Munuel leise.
Victor nickte. »Ich habe gerade nichts anderes vor. Warum sollte ich zur Abwechslung nicht mein Leben riskieren?«
Munuel ging nicht auf diesen Versuch eines Scherzes ein. Er blickte abwechselnd zwischen Leandra und Victor hin und her. »Wir haben uns schon ein paar Mal gegenseitig das Leben gerettet«, meinte er. »Das heißt aber nicht, dass das immer klappt. Um ehrlich zu sein, unsere Chancen stehen nicht sonderlich gut.« Er blickte in Richtung der Schattenwesen, die sich immer zahlreicher am Flussufer zusammenscharten. Irgendetwas Seltsames geschah dort mit ihnen.
»Ich bin zwar kein Magier,« wandte Victor ein, »aber ich verstehe trotzdem zu kämpfen. Einen, der Wache halten oder ein Schwert schwingen kann, könnt ihr doch sicher noch gebrauchen, oder?«
Munuel nickte. »Mag schon sein, aber wir kämpfen hier nicht gegen ein paar Gassenschläger. Seit einer Woche«, und damit deutete er den Fluss hinab, »muss ich täglich meine Meinung darüber revidieren, wie stark unser Gegner tatsächlich ist. Seht euch das nur an!«
Victor starrte in die angegebene Richtung und nickte dann grimmig. »Ich weiß. Da entsteht ein Totenzug.«
»Die Bruderschaft von Yoor«, sagte Munuel leise. »Sie besitzt eine schier unglaubliche Macht! Wir sind nur wie Mäuse, die versuchen, sich unbemerkt ein paar Vorteile zu verschaffen - bis es zum großen Kampf kommt.«
Es waren seltsame Wagen wie jene hinzugekommen, die sie alle drei schon früher gesehen hatten. Und die Gestalten, die sich dort versammelten, waren nichts anderes als jene höllischen Dunklen Wesen; sie bewegten sich vollkommen lautlos und warteten geduldig, bis der Wagenzug vollständig war. Doch dieser entstehende Totenzug war stärker, viel stärker als jener, der das Gasthaus überfallen und später Leandra entführt hatte. Die beiden Flugwesen saßen am Ufer, und drei oder vier seltsam bucklige Monstrositäten hockten zwischen den Schattenwesen und warteten, während noch immer weitere Gestalten hinzukamen. Manchmal schien es, als würden sie einfach dem Boden entsteigen; andere kamen aus dem Wald hinter der Schmiede oder von Süden her, am Ufer der Ishmar herauf.
Victor sah sich um, aber irgendein Schutzengel sorgte dafür, dass von Norden her, wo sie sich versteckt hatten, keines der Schattenwesen hinzukam. Leandra deutete hinunter zum Fluss, dem in diesem Augenblick zwei vor Nässe triefende Kreaturen entstiegen, entfernt an Mulloohs erinnernd, aber mit kurzen Stummelschwänzen, flachen Köpfen und einem Zackenkamm auf dem Rücken. Die Streitmacht, die sich dort versammelte, war gewaltig. Sie war böse und erschreckend in ihrer albtraumhaften Art.
Victor wurde nun doch ein wenig flau im Magen. Leandra hatte mit
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