Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
befahren, und für einige Zeit waren sie unschlüssig, ob ihnen das einen Vorteil verschaffte oder das genaue Gegenteil davon. Da sie jedoch nicht in Schwierigkeiten gerieten, blieben sie auf der Straße. Ein Ritt mitten durch die Wildnis hätte sie zu viel Zeit und Mühe gekostet.
    Dann aber, ab dem dritten oder vierten Tag, wurde ihnen immer deutlicher, dass die Leute ihnen mit einer gewissen unerklärbaren Voreingenommenheit begegneten. Es waren nicht alle so, die sie unterwegs sahen, aber die neugierigen und erstaunten Blicke und das leise Geflüster, das sie immer wieder bemerkten, wollten nicht abreißen. Zuerst fragten sie sich, ob es ihre Kleider waren, die in dieser Gegend so auffällig wirkten, aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Dann dachten sie an die Pferde oder an irgendwelche Gerüchte, die man sich über sie erzählten mochte.
    Mit dieser letzten Vermutung lagen sie, wie sie schließlich feststellten, richtig. Als Leandra einmal wütend einen Mann auf einem Wagen anblaffte, der ihnen schon seit einer ganzen Weile hinterher holperte - was er denn dauernd zu gaffen und mit seinem Kumpel zu flüstern hätte -, erfuhren sie die Wahrheit.
    »Ihr seid Magier, nicht wahr?«, hieß es.
    Leandra starrte erstaunt zu Munuel.
    »Wie, beim Felsenhimmel, kommst du auf so was?«, rief sie hinüber.
    Der Mann, ein linkisch wirkender, hagerer Kerl mit abstehenden Ohren, zog einen Nasenflügel hoch. »Das Spektakel an der Ishmar, das ihr vor ein paar Nächten veranstaltet habt. Ha, das hat sich längst herumgesprochen!«
    »Ein ... Spektakel?«, versuchte Leandra abzuwiegeln. Sie setzte einen höchst erstaunten Gesichtsausdruck auf.
    »Was für ein Spektakel meinst du denn?«
    Der Mann kicherte. »Das Spektakel«, sagte er, »das ein alter und zwei junge Magier, von letzteren einer eine Frau, auf drei braunen Pferden und unbekannt im Tharuler Land, vor drei Nächten unten am Marschenforst veranstaltet haben. Das mit den Lichtblitzen, Schwertergeklirr, Dämonengeheul und Donnerschlägen, das man nur zwei Dutzend Meilen weit hören konnte, verstehst du? Das Spektakel meine ich! Aber jetzt, da ich euch mit der Beschreibung vergleiche, könnt ihr es unmöglich gewesen sein!« Er lachte meckernd, und sein Kumpel tat es ebenso.
    Leandra, Munuel und Victor hielten wie auf ein Kommando ihre Pferde an und ließen den Wagen passieren.
    »Ärgerlich«, sagte Munuel nach einer Weile.
    Victor und Leandra nickten. »Denkst du, das könnte uns schaden?«
    Er hob die Achseln. »Kann ich nicht sagen. Verfolgt werden wir offenbar nicht, wenn man einmal von diesen Gerüchten absieht, die uns vorauszueilen scheinen.«
    Sie beschlossen, sich so unauffällig wie möglich zu verhalten. Einen Erfolg konnten sie dabei kaum feststellen, denn die Leute tuschelten weiterhin über sie. So versuchten sie wenigstens, sich einigermaßen zu erholen.
    Munuel hatte schon seit Beginn ihrer Reise nach Norden alle Register seiner Heilkünste gezogen, zu denen auch das Zubereiten bestimmter Arzneien aus Heilkräutern, Wurzeln und seltenen Erden zählte. Magie setzte er so sparsam ein, wie es eben nur ging, um seine Kräfte zu schonen. Nur bei Leandra machte er eine Ausnahme. Ihre Schulterwunde musste heilen.
    Täglich setzte er sich morgens, mittags und abends eine Viertelstunde mit ihr zusammen an einen ruhigen Ort und wirkte eine ganz spezielle Iteration. Er sagte niemandem, dass es sich dabei um einen Zauber der Stygischen Magie handelte - jener durch den Kodex nicht gebilligten Form, die er aus Darios' Büchlein gelernt hatte. Sie war nicht leicht auszuführen, aber er fand einen Weg, auf einen Dämon zu verzichten, den er im Stygium als Medium herbeizwingen musste. Er lag einfach darin, diesen Zauber in einer sehr geringen Iterationsstufe zu halten. So fesselte er nur einen Knotenpunkt stygischer Kräfte auf der anderen Seite, der wohl stark genug, aber nicht so komplex war, um die Wesenheit eines Dämonen zu formen. Dass dies funktionierte, erfreute Munuel gleichermaßen, wie es ihn auch bedrückte. Er hatte nun eine Grenze überschritten und befand sich in diesem Moment den Praktiken der verachtungswürdigen Bruderschaft näher, als es ihm lieb gewesen wäre.
    Trotz der geringen Iterationsstufe waren die Heilkräfte, die er damit aufzubringen vermochte, bemerkenswert. Er benutze meist einen Pflanzenschössling oder eine Babbuknolle; etwas jedenfalls, das sehr viel vitale Kraft in sich vereinte. Er lenkte ihre Kraft durch ein sehr stabiles Aurikel ins

Weitere Kostenlose Bücher