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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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stieg zuletzt auf und sah sich dann um. Kein Verfolger war zu sehen. »Wo geht es nun hin?«, fragte er.
    »Nordwärts«, sagte Munuel.
    »Nach Unifar«, ergänzte Leandra.
    Victor machte große Augen. »Nach Unifar? Tatsächlich?«

28 ♦ Jacko
    S ie ritten sechs Tage lang nordwärts, immer am Ufer der Roten Ishmar entlang. Es war fast unglaublich, dass sie niemand verfolgte, aber irgendwie kamen sie ohne Unterbrechung voran. Sie hatten diese Kampfpause auch dringend nötig. Vielleicht war der Grund für ihren ungestörten Ritt ein Fehler, den ihr Gegner begangen hatte: Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Sucher, kaum dass er im Diesseits war, schon wieder vernichtet werden könnte.
    Munuel kannte sich mit den Methoden der Bruderschaftsmagie nicht aus, aber er vermutete, dass es selbst einer Gruppe von Magiern mit den Fähigkeiten eines Chast nicht so ohne weiteres möglich war, einen Sucher herbeizurufen. So gesehen war es ein wichtiger Erfolg, dass er diesen Dämon so schnell hatte besiegen können.
    Das Wetter war in diesen Tagen wechselhaft, mal gab es kurze Regengüsse, vor denen sie sich in Sicherheit brachten, mal brannte die Sonne durch die kleinen, aber zahlreichen Sonnenfenster von Mittalkrania nieder.
    Meistens war es schwülwarm, und Leandra ritt häufig nur in ihrem Unterhemd - was ihr wieder einmal eine Menge Seitenblicke einbrachte. In diesem Fall jedoch weniger von Munuel als von Victor.
    Irgendwie begann ihr das langsam Spaß zu machen -all die bewundernden Blicke von ihm. Sie empfand einen gewissen Stolz dabei. Ihr war immer klar gewesen, dass sie ganz nett aussah, hatte dem jedoch nie eine besondere Bedeutung beigemessen. In Angadoor waren eigentlich alle Mädchen hübsch, jedenfalls mehr oder weniger. Jede hatte ihre Verehrer gehabt, und Leandra hatte nie verstanden, warum Mädchen wie Floris oder Janina so ungeheuer viel Wert darauf legten, sich ständig herauszuputzen. Ihnen wären auch so eine Menge junge Männer hinterhergelaufen. Leandras Eitelkeiten hatten stets auf anderen Gebieten gelegen - sie wollte die klügste, die schlagfertigste und die gebildetste von allen sein, was ihr meist auch gelungen war. Aber das war in einem Dorf wie Angadoor nicht sonderlich schwierig. Sie war die einzige Novizin der Magie aus ihrem Dorf gewesen, und mit einem Lehrer wie Munuel stellte es keinerlei Schwierigkeit dar, den anderen stets ein paar Schritte voraus zu sein. Sie hatte in den letzten Jahren wohl ein paar Liebesaffären gehabt; sie waren ihr meist jedoch nach kurzer Zeit ein wenig lästig geworden. Sie wollte die Magie, die Wissenschaft und die Geheimnisse der Vergangenheit ergründen. Und da passten all die jungen Kerle, die von ihr etwas wollten, nur schlecht ins Konzept. Manchmal hatten ihr andere Mädchen hinterher gespöttelt, sie habe kein Interesse an Jungs und der Liebe - aber das war ihr egal gewesen. Im Gegenteil - sie hatte mitbekommen, dass sie das bei den meisten jungen Burschen nur umso begehrter machte. Aber seit diesem Erlebnis bei Hilda - oder war es die Begegnung mit Hellami gewesen? - hatte sich etwas geändert. Schon bei dem Fest in Tulanbaar war ihr die Eitelkeit des Körpers zu Kopfe gestiegen, und jetzt, da Victor sie ständig von der Seite her beobachtete, glaubte sie zum ersten Mal verstehen zu können, was Floris und Janina empfanden, wenn ihnen alle Männer im Dorf hinterher sahen - egal ob jung oder alt. Es war blanker Stolz, dass sie gut aussah. Sie empfand nichts Besonderes für Victor - abgesehen davon, dass sie ihn mochte -, aber sie hatte sich dabei ertappt, sich morgens nach dem Aufstehen gründlicher zu pflegen, als sie es sonst tat, sich mehrmals täglich die Haare zu bürsten und sich ihm immer aus einem besonders günstigen Blickwinkel zu präsentieren.
    Sie trug sich mit keiner speziellen Absicht, aber seine bewundernden Blicke taten ihr insgeheim gut. Sie hatte sich überlegt, ob sie ihn vielleicht verführen sollte, doch sie bezweifelte, dass er überhaupt ihr Typ war.
    So ritten sie weiter nach Norden, während sie sich langsam von den Strapazen und den Verletzungen des letzten Kampfes erholten. Leandra trug noch immer einen Verband über der Schulter, was ihr auch das Tragen des Kettenhemdes unmöglich machte. Außerdem wäre sie damit wohl anderen Reisenden aufgefallen, was sie lieber vermeiden wollte. Der Ritt selbst war anstrengend, denn sie bewegten sich in zügigem Tempo vorwärts über eine Straße, die nach Norden führte. Sie war recht gut

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