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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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warten?«
    Munuel schüttelte den Kopf und zog seinen Geldbeutel hervor. »Nein. Ihr geht nach Tharul und kauft Ausrüstung.« Er deutete auf Victors zerfetzte Kleidung und seine minderwertige Waffe. »Wir brauchen einiges an Sachen, wenn wir durch den Mogellwald wollen. Und Victor soll sich ein gutes Schwert besorgen. Danach versucht ihr herauszufinden, ob es in Tharul einen vertrauenswürdigen Gildenmagier oder gar ein Ordenshaus gibt. Wenn ich mich recht entsinne, sind die Phygrier hier in der Gegend zuständig, ein alter Zweig der Cambrischen Gilde. Aber sie haben ganz andere Strukturen, und möglicherweise braucht es einen Tag, herauszubringen, wer der richtige Mann für uns ist und ob wir ihm trauen können. Ich möchte, dass ihr vorsichtig seid. Gebt keine Informationen preis - geht am besten gar nicht zu den Phygriern hin, sondern kundschaftet nur aus. Ich denke, ihr könnt morgen in Tharul sein, am folgenden Tag werde ich zu euch stoßen.
    Sagen wir, im größten Wirtshaus der Stadt. Die Kräfte mögen geben, dass ich Hennor überzeugen kann, uns zu begleiten. Ich wäre sehr erleichtert. Er ist ein unerhört fähiger Magier.«
    Leandra und Victor nickten.
    Munuel war ein wenig unbehaglich zumute. Der Grund, sich von ihnen vorübergehend zu trennen, war ihm selbst sehr fadenscheinig vorgekommen, aber Leandra und Victor schienen keinen Verdacht zu hegen. Hennor war ein Magier, der seinerseits im Verborgenen über die Stygische Magie geforscht hatte - nachdem sie sich vor vielen Jahren einmal in Savalgor getroffen hatten. Munuel waren irgendwelche Bemerkungen herausgerutscht, die Hennor richtig gedeutet hatte, woraufhin es zu seinem Interesse für diese verbotene Magieform gekommen war. Munuel hatte zuerst große Skrupel empfunden, war dann aber froh gewesen, endlich einmal mit einem Menschen über diese Magie Gedanken austauschen zu können. Angesichts der Macht der Bruderschaft von Yoor wollte sich Munuel nun rüsten, so sehr es nur ging. Hennor würde eine große Hilfe sein.
    Am späten Nachmittag trennten sie sich. Munuel ritt Richtung Westen davon, zu einem kleinen Dorf, in dem Hennor, soweit er sich erinnerte, ansässig war. Er war selbst noch nie dort gewesen und hoffte, seinen Bruder überhaupt finden zu können.
    Den ganzen Nachmittag lang ritten sie in verhaltenem Tempo.
    Sie wurden öfter von Leuten überholt, die es eiliger hatten, und immer noch waren welche darunter, die sie misstrauisch beäugten. Victor und Leandra hatten gehofft, dass die Gerüchte mit der Entfernung vom Ort des Geschehens abnehmen würde, aber dem war nicht so. Gegen Abend fanden sie ein Gasthaus an der Straße. Das war ein Segen, denn ihnen stand beiden der Sinn nach einem Bad und einer Nacht in frischer Bettwäsche, bevor sie Tharul erreichten.
    Ein Knecht nahm ihre Pferde in Empfang, und Leandra zählte ihr Bargeld. Munuel hatte ihr einhundert Folint gegeben. Das würde leider für ein Schwert aus Tharuler Stahl nicht genügen, das sie Victor wirklich gönnte. Sie nahm sich vor, den Kauf des Schwertes so lange hinauszuschieben, bis sie Munuel trafen. Vielleicht war er zu überzeugen, noch etwas zuzuschießen. Dass Victors Schwert im Kampf zerbrochen war, sollte eigentlich Grund genug sein.
    Victor hingegen zeigte sich erfinderisch. Als sie das wohlgefüllte Gasthaus betraten, erspähte er eine Leier, die an der Wand hing, und nahm sie kurz entschlossen an sich. Es war ein altersschwaches Instrument, aber es gelang ihm, sie zu stimmen. Als der Wirt ihre Bestellung aufnahm, fragte Victor, ob er etwas dagegen hätte, wenn er ein wenig spiele. Leandra starrte ihn neugierig an. Der Wirt musterte Victor mit strengen Blicken, nickte ihm dann aber zu.
    Victor erhob sich, kletterte auf eine Kiste und rief: »Wollt ihr ein Lied hören, Leute?«
    Zwei Dutzend Gesichter wandten sich ihm zu, dann rief eine Stimme: »Wenn du singen kannst, Fremder, dann leg los! Wenn du's nicht kannst, wirst du schon sehen, was du davon hast!«
    Die Leute lachten. Leandra blickte sich um und bekam plötzlich eine düstere Vorahnung. Die meisten Gäste schienen keine Bauern oder einfache Dorfbewohner aus der Umgebung zu sein. Überall sah sie Waffen, und die Gesichter mancher Kerle erinnerten sie an die finsteren Burschen im Hurenhaus von Savalgor.
    »Was wollt ihr hören?«, rief Victor munter zurück. »Ein Liebeslied? Eine Ode an einen Drachenjäger? Oder eine Ballade über ... einen finsteren Räuberhauptmann?«
    Der Lärm in der Gaststube erstarb.

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