Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Wald nicht blind durchkämmen«, sagte Munuel. »Man muss mit Klugheit zu Werke gehen. Es gibt nur etwa zehn Orte, an denen es Sinn gemacht hätte, eine große Stadt ansiedeln zu wollen. Und unter diesen zehn sind nur drei oder vier, an denen sich eine Stadt zu einer solchen Größe hätte ausbreiten können, wie Unifar sie einmal gewesen sein muss. Und letztlich ist ein großer Fluss für eine große Stadt ein unverzichtbarer Handelsweg - und da bleiben eigentlich nur zwei Stellen übrig, an denen Unifar tatsächlich gelegen haben kann. Entweder im Flussdelta der Blauen Ishmar oder dem der Roten Ishmar. Beide liegen, wie ihr wisst, am südlichen Ende des Mogellsees!«
Hennor nickte. »Angenommen«, sagte er dann, »Unifar lag wirklich irgendwo dort. Wir könnten trotzdem Monate brauchen, bis wir auch nur eine einzige Ruine finden!«
»So lange darf es eben nicht dauern!«, sagte Munuel fest. »Und nun kommen wir zu einem weiteren Thema, über das ich mir schon lange Gedanken mache. Vielleicht kann es uns gelingen ... einen Drachen herbeizurufen!«
»Einen Drachen?«, rief Tharlas. »Beim Felsenhimmel, da bist du nicht der erste, der davon träumt. Aber ich habe noch nie davon gehört, dass einer freiwillig auf den Ruf eines Menschen hin gekommen wäre.«
»Ich ...«, begann Munuel, wartete dann aber noch einen Moment. »Also, so seltsam das in euren Ohren auch klingen mag, ich bin selbst schon mal auf einem geflogen! Auf einem wilden Flugdrachen.«
»Was?«, riefen beide Brüder im Chor.
»Ja, es ist wahr. Es war eine seltsame Sache, vor etwa fünfundzwanzig Jahren. Ich war damals mit dem Yhalmudt einer schlimmen Sache nachgegangen. Im Westramakorum, dort, wo die Grenze zum Salmland liegt.
Irgendetwas vergiftete das Tiefenwasser in weitem Umkreis und alle Brunnen waren verseucht. Ich fand schließlich eine unterirdische Kaverne am Fuß eines Felspfeilers und stöberte dort einen Dämon auf. Er war nicht übermäßig stark, aber trotzdem wurde ich böse verletzt. Ich hatte während des Kampfes ein Norikel nicht schließen können, und mir dröhnte der Schädel, dass ich nicht einmal eine erste Iteration mehr hätte wirken können. Es gelang mir zwar, die Kaverne zu verlassen, aber dann hatte ich keine Kraft mehr. Ich lag zwischen Felsen am Fuß des Stützpfeilers. Zwei Tage kreisten Drachen über mir, dann landete einer von ihnen - es war ein großer Onyxdrache. Er saß einfach da und wartete.«
Tharlas und Hennor lauschten gebannt. »Und dann?«
»Nun, er schien tatsächlich auf mich zu warten. Vielleicht hatte er den Kampf zwischen mir und dem Dämon mitbekommen. Nach einer Stunde dachte ich, dass er mir vielleicht helfen wollte. Ich kroch zu ihm, und er ließ eine Schwinge herabsinken. Ich kroch auf seinen Rücken, hielt mich an seinem Zackenkamm fest und dann ...
nun, er flog los. Ich stürzte beinahe von seinem Rücken. Er brachte mich nicht weit, nur zu einer Straße. Es war abends, und ich lag da bis zum nächsten Morgen. Dann fanden mich Leute und brachten mich nach Ma-raskaan.«
Tharlas pfiff durch die Zähne. »Kaum zu glauben! Und du meinst, man könnte tatsächlich einen wilden Drachen herbeirufen?«
Munuel nickte. »Dass der Onyxdrache hoch magiebegabt war, konnte ich deutlich spüren. Ich habe seitdem nie mehr die Hoffnung aufgegeben, dass an den alten Legenden doch etwas dran ist. Demnach konnten die Drachenmeister vor langer Zeit über das Trivocum mit den Drachen sprechen. Wenn es uns tatsächlich gelingt, einen Drachen herbeizurufen, dann könnten wir aus der Luft nach den Ruinen der Stadt suchen. Ich denke, das würde unsere Aussichten, Unifar zu finden, ums Hundertfache erhöhen.« Er machte eine Pause. »Ehrlich gesagt, ich hoffe fest darauf, dass es gelingt. Es ist unsere einzige Chance.«
»Aber warum sollten die Drachen sich für so etwas hergeben?«, fragte Hennor seufzend. »Sie halten sich von den Menschen fern. Die Legenden sagen den Drachen nach, dass sie sich aus Stolz von den Menschen abgewandt hätten.«
Tharlas seufzte und winkte ab. »Selbst wenn es uns gelingen sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass man da noch etwas entdecken kann. Nach zweitausend Jahren! Weißt du überhaupt, was der Mogellwald für eine Art Wald ist?«
Munuel nickte niedergeschlagen.
Tharlas schüttelte den Kopf. »Ich meine nicht die Legenden über böse Wesen oder dergleichen. Nein, den Wald an sich! In der Tharuler Senke ist es immer ein bisschen wärmer als im übrigen nördlichen
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