Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
trotz seines Misstrauens vor, Jackos Rat zu beherzigen. Seine Laune besserte sich langsam. Als Munuel ihn dann zu dem Schwert beglückwünschte, lächelte er wieder.
Zwei Stunden saßen sie in einem Gasthaus beim Abendessen, und Munuel berichtete ihnen von den schrecklichen Nachrichten aus Savalgor. Sie brauchten eine Weile, bis sie das verdaut hatten. »Und wer herrscht jetzt in Savalgor?«, fragte Victor. »Das ist noch unklar«, sagte Munuel. »Bruder Hennor versucht im Moment, über das Trivocum mit anderen Gildenhäusern in Kontakt zu treten, um Weiteres zu erfahren. Ich fürchte aber, dass sich Limlora binnen Kurzem auf den Thron setzen wird - wenn sie es nicht schon getan hat. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis der Konflikt zwischen der Hierokratie und dem Cambrischen Ordenshaus entbrennt. Die Cambrier werden als Urheber des Mordes an der Shabibfamilie angeprangert.«
»Und dann kommt die Bruderschaft von Yoor ins Spiel«, sagte Leandra düster.
Munuel nickte. »Ja. Ich nehme an, die Bruderschaft wird versuchen, die Magiergilde zu zersprengen. Dann haben sie freie Bahn. Gelingt ihnen das, sind sie innerhalb kürzester Zeit die Machthaber im Land. Und dann werden schlimme Zeiten anbrechen.«
»Aber wird es ihnen gelingen?«, fragte Victor, »den Cambrischen Orden einfach im Handstreich zu besiegen?«
Munuel nickte schwer. »Mit dieser Anschuldigung?
Es steht zu befürchten. Ich kann nur hoffen, dass Jockum und Ötzli verhindern können, dass der Orden von innen aufgerieben wird. Wir vermuten einige Verräter in unseren Reihen. Mit ihrer Hilfe, so könnte ich es mir vorstellen, ist es der Bruderschaft auch gelungen, die Magiergilde als den Urheber des Mordes hinzustellen.«
Leandra richtete sich auf. »Dann haben wir nicht mehr viel Zeit!«, sagte sie. »Wir müssen die Canimbra finden, so schnell es geht!«
Munuel blickte zu Jacko. Der große Mann lauschte immerzu aufmerksam ihren Worten, äußerte sich aber nur selten.
»Weißt du, was die Canimbra ist, Jacko?«, fragte Munuel.
»Ich nehme an, dieses Ding, das ihr zu suchen gedenkt. Es wird wohl von der Art sein ... nun, wie das Schwert, das Leandra trägt.«
Munuel nickte zufrieden. Jacko musste man nicht viel erklären. Der Mann war zweifellos scharfsinnig, und Munuel konnte langsam eine Vorstellung davon entwickeln, dass er tatsächlich ihre kleine Gruppe verstärken würde. Sie waren nun zu sechst. Hennor und Tharlas würden ebenfalls mitkommen. Wenn es ihnen nun noch gelang, tatsächlich einen Drachen herbeizurufen, dann hatten sich ihre Aussichten auf eine erfolgreiche Suche vervielfacht. Allerdings standen diese Aussichten selbst dann noch immer nicht allzu gut.
31 ♦ Meakeiok
A m Abend fand sich in Tharlas' Schreibzimmer die Gruppe derer zusammen, die sich auf die Suche nach Unifar und der Canimbra begeben wollten. Eine gewisse Beruhigung und Entschlossenheit breitete sich unter ihnen aus, als sie feststellten, dass sie nun eine schlagkräftige kleine Truppe darstellten.
Man war inzwischen zu dem vorläufigen Entschluss gelangt, dass man den Versuch wagen wollte, tatsächlich einen Drachen herbeizurufen. Die Schwierigkeit bestand darin, dass man unauffällig bleiben musste, denn sie würden nur dann einen Vorteil haben, wenn es ihnen gelang, die drei Stygischen Artefakte unbemerkt in die Hand zu bekommen. Einen Drachen zu rufen bedeutete indes, das Trivocum deutlich zu erschüttern - und das konnte bemerkt werden. Aber die Zeit drängte sehr, denn Hennor hatte alarmierende Dinge in Erfahrung gebracht.
Demnach befand sich die Hauptstadt Savalgor in höchster Unruhe, und schwere Vorwürfe wurden gegen das Cambrische Ordenshaus erhoben. Vom Hierokratischen Rat war der Ausnahmezustand und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt worden. Die Ratsmitglieder debattierten seit zwei Tagen darüber, ob man das Ordenshaus und die Cambrische Basilika durch die Palastgarde besetzen und die cambrischen Altmeister und den Primas von Savalgor inhaftieren lassen sollte. Es ging groteskerweise die Rede, dass eine Forderung über die Auslieferung von Munuel vorlag. Über all diese Maßnahmen hatte sich der Rat in zwei Lager gespalten, nämlich in die Gruppe derer, die nicht an der Loyalität des Cambrischen Ordenshauses zweifelten, und eine andere, die den Aussagen der angeblichen Augenzeugen unbedingten Glauben schenkten. Das Ordenshaus selber hatte alle Vorwürfe entschieden zurückgewiesen und eine genaue Untersuchung des Tatortes durch
Weitere Kostenlose Bücher