Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
schwer haben, sie überhaupt erkennen zu können. Aber bis hierher, an den nördlichsten Teil des Sees, kam wohl niemand mehr, hier oben gab es schließlich nichts, was eine Reise lohnte - zumal dieser Teil der Welt ihren Fluch trug. Und den spürte Leandra nun immer stärker auf sich eindrängen. Sie blickte sich um und erkannte, dass ihre Ankunft auch hier in Unifar nicht unbemerkt geblieben war. Die Strahlen der Sonne, die durch die großen kristallinen Fenster hoch droben am Felsenhimmel auf sie herabfielen, wirkten plötzlich, wie vor ein paar Tagen in Bor Akramoria, als hätten sie an Leuchtkraft und Wärme verloren.
Und wieder bebte der Boden, ganz schwach nur, aber wahrnehmbar. Es schienen noch die gleichen Kräfte in der Erde zu schlummern, hier und in Bor Akramoria, die damals mit dem Beginn des Dunklen Zeitalters einhergegangen waren.
An den Gesichtern aller Anwesenden war abzulesen, dass sie sich innerlich auf eine Bedrohung, einen plötzlichen Gegner gefasst machten. Sie sahen sich um, versuchten die Lage zu ermessen, ihren Standort und mögliche Deckungen einzuschätzen. Der Fluch von Unifar steckte in jeder Mauer und jedem Stein. Das Böse, das seit Urzeiten von der Stadt Besitz ergriffen hatte, schien sich gegen jeden Eindringling zur Wehr setzen zu wollen.
Nordöstlich von hier liegt der Palast von Unifar, war Meakeioks Stimme zu vernehmen. An Victors Reaktion sah sie, dass auch er nun in der Lage war, die Drachen zu verstehen.
Meine Sippe hat beschlossen, euch zu helfen, fuhr er fort. Es gibt hier viele dunkle und böse Wesen, die in eben diesem Augenblick gegen euch ausgesandt werden. Und ihr seid zu wenige, als dass ihr sie alle besiegen könntet.
Wie wollt ihr das tun?, fragte Victor erstaunt. Ich weiß nicht, ob ihr mit euren Krallen gegen die Dämonen und Untoten ankommen könnt...
... wir beherrschen Magie, unterbrach Meakeiok ihn. Uralte, schon lange nicht mehr benutzte Drachenmagie, die unsere Vorväter einst im Kampf gegen die Dunklen einsetzten. Ja, vor dem Dunklen Zeitalter kämpften die Menschen und die Drachen Seite an Seite miteinander gegen die dunkle Bedrohung. Aus diesen Zeiten stammt die Sage, dass die Drachen einen so heißen Atem besäßen, dass sie Feuer spucken könnten, wie ihr es nanntet.
Aber es ist eine Magie, eine sehr mächtige Magie. Sie ist uns zu Eigen. Seit Urzeiten wurde sie nicht mehr eingesetzt, aber jeder Drache, der geboren wird, kennt sie aus sich heraus. Es ist eine reine, weiße Magie, und sie wird gegen die Dunklen Wesen wirksam sein.
»Habt ihr das gehört?«, rief Victor in die Runde, und Munuel und die anderen nickten. Allein Jacko besaß als Einziger keinen Zugang zum Trivocum, und so erklärten sie es ihm.
Er trat in die Mitte der Gruppe. »Gut. Wir haben unser Ziel bereits gestern besprochen. Der oder die Anführer der Bruderschaft von Yoor müssen sich hier aufhalten.
Und das tun sie wahrscheinlich im Tempel von Yoor, der unterhalb des Palastes liegen muss. Wenn wir sie angreifen wollen, müssen wir vorher so viele wie möglich von diesen Dunklen Wesen herauslocken - am Besten zuletzt die Anführer selbst. Hier oben, in der Stadt, haben wir viel bessere Chancen. Wir sind zu wenige, um in irgendwelchen dunklen Tunneln gegen eine Horde schwarzer Wesen zu kämpfen. Besonders, weil uns die Drachen dort unten nicht helfen können. Wir müssen also versuchen, alle uns zu Gebote stehenden Vorteile zu nutzen. Dazu sollten wir das Gelände möglichst gut kennen. Ich schlage vor, einer von uns wagt einen Flug auf einem der Drachen nach Nordosten. Zuerst in großer Höhe. Wir müssen herausfinden, wie es dort aussieht, ob bereits Gegner auszumachen sind und wie viele es sind.«
»Ich mache das«, sagte Victor und trat vor.
Jacko nickte. Er blickte in die Runde und sah nur entschlossene, ja teils grimmige Gesichter. Augenscheinlich hatte sich ein jeder der Gruppe innerlich bereits auf den Kampf eingestellt. Das war gut so. Zaghafte und angstvolle Leute wären jetzt hinderlich - auch wenn sie Magie beherrschten oder ein Stygisches Artefakt trugen.
»Du bist ein mutiger Mann, Victor, ich weiß«, sagte Jacko. »Aber wenn dir etwas passieren sollte, dann kann keiner mehr die Canimbra schlagen, und wir sind verloren. Ich fürchte, ich muss all diese gefährlichen Aufgaben selbst übernehmen. Auf mich könnt ihr am ehesten verzichten.«
Jacko wurde von allen Seiten mit »Nein« und »Aber Jacko ...« bestürmt, doch er hob die Hand. »Spart euch eure
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