Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Höflichkeiten«, sagte er kalt lächelnd. »Der Krieg fängt an, und da weht ein anderer Wind als in den Schaukelstühlen vor den Kaminen eurer Ordenshäuser.«
Die Magier gaben sich weniger verblüfft, als Jacko erwartet hatte, und das war ein weiterer Hinweis auf ihre Entschlossenheit. Leandra kam in den Sinn, dass Hellami vielleicht genau die gleichen Worte gebraucht hätte. Vielleicht sogar noch ein bisschen drastischere.
Jacko marschierte zu dem Drachen, der ihn bisher immer getragen hatte, und schwang sich auf seinen Rücken.
Der Drache zögerte nicht lange und warf sich in die Lüfte.
Munuel winkte Leandra zu sich und führte sie ein paar Schritte von den anderen weg.
»Ich habe mich mit der kleinen Rolle beschäftigt, erinnerst du dich?«, meinte er. »Die zu deiner Rüstung gehört?«
An das Pergament hatte Leandra schon lange nicht mehr gedacht. »Ja, natürlich!«, sagte sie.
»Es handelt sich tatsächlich um einen uralten Zauber der Tharuler Waffenschmiede, eine Eismagie - so alt, dass die Schrift kaum noch zu verstehen ist. Das heißt, dass du da«, und damit tippte er keck auf eine Stelle zwischen ihren Brüsten, »ein wahrhaft uraltes Gerumpel trägst. Es ist wahrscheinlich älter als der erste Liebestraum, den die Urgroßmutter deiner Urgroßmutter hatte.«
Leandra lachte auf. »Nett gesagt, alter Mann.« Sie strich sich aufreizend mit beiden Händen die Taille hinab. »Es fühlt sich aber taufrisch an!«
Munuel nickte. »Das ist der Stahl. So einen wie den Tharuler gibt es kein zweites Mal auf der Welt. Wie ich herausgefunden habe, lässt er sich noch stärker machen und bietet sogar einen ziemlich guten Schutz gegen Magie - allerdings nur gegen sehr einfache Formen.«
»Du meinst... solche wie zum Beispiel diese Dunklen Wesen?«
Munuel nickte abermals. »Zum Beispiel. Vor der Magie eines Angehörigen der Bruderschaft von Yoor wird dich dein hübsches Hemdchen nicht besonders schützen können.«
Leandra, der der Kampfeswille schon aus den Augen sprühte, bog angriffslustig die Hüfte vor und sagte: »Ich werde ihn erst ein bisschen aus der Fassung bringen und dann mit der Jambala in kleine Streifen schneiden - was meinst du?«
Munuel lachte spöttisch auf und schüttelte den Kopf. »Du warst einmal so ein braves Mädchen ...!«
»Was ist nun mit dieser Magie? Kann ich sie anwenden?«
»Nur, wenn du absolute Ruhe dazu findest. Es ist gefährlich, weil sie in der sechsten Stufe liegt!«
Leandra stieß einen Pfiff aus. »Ja, das hattest du bereits erwähnt! Du traust mir ganz schön viel zu, Munuel!«
»Der Zauber selbst ist einfach. Kein Zirkel der Urgewalten, eine glatte Eismagie ohne kombinierten Schlüssel.
Wenn du dich für einige Zeit in echte Konzentration begeben kannst und du nichts anderes im Kopf hast als diese Intonation, dann wird er dir gelingen.«
»Was ist, wenn nicht?«
Munuel sah sie ernst an. »Das ist die Gefahr dabei. Ich kann es nicht voraussagen. Es könnte sein, dass dein schöner Kettenpanzer an dir herabrieselt wie trockenes Laub oder dass er dich ....«
»...ja?«
»Dass er dich zerquetscht.«
Leandra verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Das Problem liegt darin, dass die Wirkung des Zaubers verfliegt, wenn du das Aurikel nicht kontrollierst. Und das wirst du nicht können, wenn du kämpfst. Dazu bist du noch nicht gut genug. Versuche es also erst gar nicht, du würdest dich dadurch nur gefährlich schwächen.«
»Aber ... wie soll ich dann den Schutz überhaupt einsetzen?«
»Am besten gar nicht. Ich will dir die Intonation nur für den Fall erklären, dass du keine andere Möglichkeit mehr hast, dass du in einer Zwangslage steckst oder sonst welchen Nutzen daraus ziehen könntest, den wir jetzt gar nicht überblicken können. Verstehst du? Sozusagen als letzten Ausweg. Es wäre dumm, dich in den Kampf ziehen zu lassen, ohne dass du eine Ahnung hast, wie er funktioniert. Wir können es zusammen hier einmal probieren, damit du Bescheid weißt. Aber danach wirst du auf dich allein gestellt sein.«
Diese Nachricht war enttäuschend. Ein größerer Nutzen der Geheimnisse der Rüstung wäre ein echter Vorteil gewesen.
Munuel erklärte ihr die Intonation in allen Einzelheiten. Dann begaben sie sich in Konzentration und Munuel achtete genau darauf, wie einst in der Dorfschule, dass sie alles richtig machte. Er überprüfte ihren Kontakt zum Trivocum und den Zustand ihrer Anspannung. Dann gab er ihr das Zeichen, dass sie das Aurikel setzen
Weitere Kostenlose Bücher