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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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auch, dass es selbst für ihn eine Sackgasse wäre, eine feste Bindung mit ihr einzugehen. Nun, da er unvermittelt einen Eindruck davon bekommen hatte, welche Seiten des Lebens er bis heute kennen zu lernen versäumt hatte, wäre es grundfalsch, sich sofort wieder festzulegen. Ihm fehlten noch viel zu viele Erfahrungen, um einer Frau wie Leandra wirklich etwas bieten zu können, etwas, das sich nicht nach wenigen Wochen in den nüchternen Alltag eines beliebigen Paares verwandelte. Nein, dies war nicht Leandras Weg. Und es wäre ganz gewiss auch nicht gut für ihn.
    Er verstand sie nun besser. Es mochte sein, dass er ihre wahre Wesensart noch längst nicht ermessen konnte -sie war gewiss neugierig, wissensdurstig und bereit, die verrücktesten Dinge auszuprobieren. Er dachte wieder an Jackos Worte und sah sie wie einen bunten Schmetterling durch die Welt flattern und sich von den Winden des Frühlings hierhin und dorthin treiben lassen. Sie war stets freundlich und ließ sich gern auf Dinge ein, an die andere nicht einmal zu denken wagten. Und sie war auch so schön wie ein Schmetterling. Er lachte leise auf. Ein Schmetterling, der auch Krallen zeigen konnte. Er hatte ein großes Verlangen, mit ihr wieder zärtlich werden zu können, aber das lag jetzt einfach nicht in seiner Reichweite. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass sie sich, vielleicht in einem Jahr, wieder treffen würden und eine solch unbeschreibliche Nacht wie vorgestern miteinander teilen könnten. Schmetterlinge muss man frei lassen, erinnerte er sich an Jackos Worte. Und manchmal kamen sie dann wieder.
    Diese Zeit des Nachdenkens verlief sehr aufmunternd für ihn und er überlegte, wie er einen Weg für sich selbst finden konnte, seine Liebe zu ihr in etwas umzumünzen, das ihn nicht dazu zwang, immer in ihrer Nähe sein zu müssen. Gab es eine Liebe, die über die Zeit und die Entfernung hinweg zu bestehen vermochte? Akrania war nicht so groß, dass man sich zwangsläufig nie mehr wieder sah, wenn man sich trennte. Allerdings - Leandra würde ohne weiteres auch eine Reise in ferne Länder wagen, und das mochte heißen, dass er sie für sehr lange Zeit aus den Augen verlor. Aber- sie hatte ihm etwas gegeben, das ihm Mut machte: Vertrauen.
    Dann merkte er, dass er an eine Zukunft dachte, die sehr im Dunkeln lag. Es mochte durchaus sein, dass es gar keine Zukunft mehr gab. Dass sie morgen oder übermorgen enden mochte, auf dem Schlachtfeld von Unifar.
    Ihm wurde klar, dass er noch eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatte. Er wollte ihr Leben schützen, und deswegen musste er unbedingt den Umgang mit der Canimbra erlernen.
    Er lenkte seine Gedanken auf diese Aufgabe und konzentrierte sich. Der erste Schritt war, allein das Trivocum wieder zu finden. Er schloss die Augen und bemühte sich, die magische Grenzlinie zu erspüren. Es gelang ihm überraschend leicht. Er versuchte, ein wenig umherzuschweifen, und studierte die unterschiedlichen Färbungen, die das Trivocum besaß.
    Es gab einige Stellen, die heller waren als andere, und als er sich die Objekte und Gegenstände ansah, die er dort in ihrer gleichermaßen vom Diesseits und vom Stygium durchdrungenen Abbildung erblickte, erkannte er Dinge von großer Stabilität und Dauerhaftigkeit, wie zum Beispiel Stein oder Wasser. Andere waren dunkler, wie Holz, Pflanzen, Metall oder kleine Lebewesen. An einem sterbenden Busch erkannte er tiefrote Verfärbungen, die ins Blaue ausliefen, er sah sogar einmal einen Vogel, der ein dunkelblaues Objekt im Schnabel hielt - vielleicht einen Frosch oder einen Fisch, den er gefangen hatte. Langsam erkannte er die Gesetze, nach denen die Farben verteilt waren, und nun wuchs sein Interesse, sich mit der Canimbra zu beschäftigen. Er verließ seinen Platz, holte das magische Artefakt und begab sich wieder zurück in die Abgeschiedenheit.
    Eine Weile schnitzte er an den Stöcken herum, bis sie eine gute Dicke und Länge besaßen, und begann dann, die Canimbra leise anzuschlagen und ihren Ton zu finden. Es gelang ihm ohne große Probleme, dabei das Trivocum zu beobachten. Überrascht stellte er fest, dass es sich an einigen Stellen im Rhythmus seiner Schläge schlagartig ins Gelbe hinein verwandelte, um dann sachte wieder zurück zur alten Färbung zu treiben. Er fand auch bald heraus, dass er durch das Beobachten des Trivocums Stellen auffinden konnte, die eine bestimmte Resonanz zu besitzen schienen. Er konnte die Kräfte der Canimbra auf diese Stellen lenken - es kam darauf

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