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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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an, wo und wie fest und wie schnell er die Trommel anschlug. Begeisterung stieg in ihm auf.
    Er sah eine Blume zwischen Felsen hervorsprießen, die am Sterben war - durch das Trivocum nahm er sie in tiefroten Farben wahr. Er setzte sich vor sie hin und begann die Trommel anzuschlagen. Obwohl der Blume in der realen Welt nichts anzumerken war, sah er im Trivocum, wie sich ihre Farbe erhellte, bis sie die hellrote Färbung ihrer Umgebung angenommen hatte. Hörte er auf zu trommeln, kehrte das Tiefrot zurück. Ihm wurde klar, dass er die Blume nicht retten konnte, er vermochte sie nur, solange er die Canimbra schlug, von den Kräften des Stygiums zu befreien. Den Tod trug sie bereits in sich. Immer mehr begriff er, was die Canimbra war und wie sie funktionierte. Er probierte rhythmische Figuren, die er von früher her kannte, und stellte fest, dass sie einen besonderen Effekt hatten. Das Trivocum straffte sich und bewegte sich währenddessen in einem bestimmten Muster. Dadurch nahm es an verschiedenen Stellen verschiedene Färbungen an; es gelang ihm, es mit einem Muster zu überziehen, das bestimmte stygische Energien stärker behinderte als andere. Er schaffte es damit, den Wind, der über die Mauern strich, gleichmäßiger zu machen. Windböen blieben aus, der Wind selbst aber versiegte nicht.
    Fasziniert probierte er weiter. Er versuchte laute, rasende Wirbel und dumpfe, stampfende Rhythmen. Jede Figur veränderte das Trivocum auf seine eigene Weise. Er entdeckte auch, dass er durch unrhythmische, abwechselnd harte und weiche Schläge den Effekt erreichen konnte, der sich bei Hennors Versuchen eingestellt hatte - doch es gelang ihm problemlos, die verletzten Stellen des Trivocums wieder zu schließen.
    Nach vielen Stunden kam Leandra wieder zu ihm. Sie setzte sich zu ihm und fragte, wie es ihm ginge.
    »Oh, gut, wirklich gut. Ich glaube, ich habe die Canimbra einigermaßen begriffen.«
    Sie nickte ihm freundlich zu.
    »Und dich auch«, fügte er hinzu.
    »Mich?«
    »Ja!«, sagte er lachend. »Frag nicht. Vertrau mir einfach.«
    Leandra grinste zurück. »Gut, ich vertraue dir. Ich habe Munuel und Tharlas gesagt, dass du es geschafft hast.
    Sie beobachten schon seit Stunden fasziniert, was du so alles mit dem Trivocum anstellst. Sie sind sicher, dass du uns wirklich helfen kannst, wenn wir nach Unifar gehen.«
    Victors Miene verdüsterte sich. »Ich mache mir Sorgen um dich«, gestand er.
    »Ich mir auch, das kannst du mir glauben. Wir sollten die paar Stunden hier noch genießen. Munuel will, dass wir morgen früh aufbrechen. Die Drachen waren am Nachmittag in der Nähe von Unifar. Sie berichten, dass sich dort ganz üble Dinge abspielen. Die Stadt sähe anders aus als sonst. Wie, konnten sie nicht sagen. Es schien ihnen ... nun, als habe sich so etwas wie ein öliger Film über die Ruinen um den Palast herum gezogen.«
    »Ein öliger Film?« Victor schauderte. »Was soll das bedeuten?«
    »Ich weiß es nicht. Nichts Gutes, fürchte ich.«
    »Sag mal...«
    »Ja?«
    »Könnte ich jetzt nicht auch ... mit den Drachen sprechen? Mithilfe der Canimbra?«
    Leandra hob die Brauen. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber ... du hast Recht! Ja, sogar ziemlich sicher! Munuel und ich haben es schließlich auch mit der Hilfe der Stygischen Artefakte geschafft!«
    »Nun, ich werde es probieren, sobald es geht.«
    Sie deutete in Richtung des großen Tempels. »Hennor hat irgendeine scheußlich aussehende Suppe gebraut.
    Aber sie riecht gut. Hast du Hunger?«
    »Ja. Wie ein Mullooh.«
    Leandra erhob sich. Sie trug keinen Wams, nur das Kettenhemd und ihre lederne Hose. Das Kettenhemd schmiegte sich eng an ihren Oberkörper, und sie war eine einzige Augenweide. Die kleinen Perlen schimmerten in ihrem Haar. Er bekam Lust, ihr ein Kompliment zu machen.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Du meinst, ich wäre ein gut aussehender Mann?«
    Sie grinste und er sah ihr an, dass sie eine freche Antwort auf der Zunge hatte. Doch dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie sagte: »Ja, das meine ich. Warum?«
    »Dann muss man einen neuen Begriff für dich erfinden«, meinte er und erhob sich. Er legte den Arm über ihre Schulter, zog sie ganz eng zu sich und marschierte dann mit ihr los. Sie wehrte sich nicht, sah nur freundlich zu ihm auf.
    In diesem Moment wusste er, dass er sie doch irgendwie hatte - nur auf eine ganz andere Weise, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Dann wusste er es plötzlich. Sie war sein Schmetterling, den

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