Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
Inkarnation endgültig aus der Welt zu vertreiben. Seit zweitausend Jahren hatte er den Geist der Bruderschaft bewahrt, ein Geist, der offenbar unsterblich war. Dass dies dennoch nicht bis in alle Ewigkeit zutraf, erklärte sich aus der Logik des Prinzips der Kräfte, das Chast studiert hatte, wie er Munuel respektvoll zuwarf.
Die Ironie lag darin, dass die Magieform, derer sich die Bruderschaft von Yoor bediente, nicht dem Prinzip der Kräfte zuwiderlief; nein, sie war nur eine Spielart, wenn auch eine ungleich machtvollere - und dabei gefährlichere - als die Elementarmagie. Chast gab in seiner weitschweifigen Rede, die er vor den sechs Käfigen hielt, durchaus zu, dass die Rohe Magie, wie er sie nannte, diese Gefahren barg - es hing allein von der Meisterschaft des Magiers ab, sie zu beherrschen.
»Willst du uns nicht endlich sagen, was das alles soll?«, rief Munuel wütend aus seinem Käfig heraus. »Warum hast du gewollt, dass Sardin stirbt? Ohne ihn - ohne Limlora - wirst du nie die Macht über das Land erlangen!
Ich verstehe kein Wort von deinem Gewäsch!«
Chast ging zu seinem Käfig und hob beschwichtigend die Hand. »Gemach, mein Lieber, du sollst alles erfahren.
Es ist schade, diese Träume nicht mit einem intelligenten Mann wie dir teilen zu können, aber so ist nun einmal der Lauf der Welt. Die einen stehen auf dieser Seite - die anderen auf jener!« Er zuckte bedauernd die Achseln.
»Also, was ist?«, rief Munuel.
Chast hob wieder die Hand. »Lass mir Zeit, Altmeister! Ich will es dir erklären, sodass du es verstehen kannst!«
Er strich sich mit der Hand über das Kinn und dachte eine Weile nach. »Ist es nicht so, dass Macht nicht immer nur ein Fluch ist, auch wenn es vordergründig so wirken mag - vielleicht, wenn es viele Opfer gibt, die erbracht werden müssen, bevor man in die Nähe höherer Ziele kommt?«
Munuel blickte ihn verständnislos an.
»Hat sich schon einmal jemand die Mühe gemacht«, fuhr Chast fort, »all die gescheiterten Weltverbesserer, die es im Laufe unserer Geschichte gab, nach gut und böse zu trennen?«
»Ha!«, rief Munuel. »Du bist also ein guter und anständiger Machtbesessener, was? Du gehst über Leichen -um der höheren Ziele wegen!«
Chast lächelte ihn an. »Vollkommen richtig!«, sagte er leise. »Mit der Verachtung, die in deinen Worten mitschwingt, bezeugst du nur deine Kleingeistigkeit! Ich hingegen gehöre zu jener Loge innerhalb der Bruderschaff, die über Horizonte hinausdenkt und die in der Lage ist, wirklich Großes zu erschaffen! Deswegen musste Sardin, dieser Idiot, sterben!«
Schweigen breitete sich aus.
»O nein, meine Freunde, mein Ziel ist nicht die Zerstörung der Welt, so wie es Sardin vorgehabt hatte! Nein, ich werde nur herrschen! Herrschen mit einer Macht in den Händen, wie es sie vor mir noch nie gegeben hat! Erst Akrania - und dann die gesamte Welt!«
»Sardin ... wollte die Welt zerstören?«
Chast lächelte milde und hob erklärend die Handflächen. »Ich weiß es nicht einmal genau«, gab er mit sanfter Stimme zu. »Keiner von uns wusste, was er wirklich vorhatte. Er erzählte dauernd wahnsinnige Geschichten von einem Pakt und von fremden Wesen, denen er vor zweitausend Jahren die Welt verkauft hätte!« Er lachte spöttisch auf. »Ich denke, dass ihn damals, mit seinem menschlichen Körper, auch sein Verstand verlassen hat!«
»...die Welt verkauft?«, echote Munuel ungläubig. »An ... fremde Wesen?«
Chast nickte. »Ja. Aber mit diesem Irrsinn ist es jetzt vorbei. Ich nehme an, alter Magier, du hast den Wahnsinn in seinen Augen leuchten sehen! War es nicht so?«
Munuel schüttelte nur leicht den Kopf, starrte Chast forschend an.
Chast winkte ab. »Das ist jetzt vorbei. Den ... Kräften sei Dank ... haha!«
Das Schweigen, das für einige Momente in der Halle herrschte, war bedrückend. Leandra tauschte Blicke mit Victor und Munuel.
Chast erhob die Stimme. »Aber bevor ich dieses letzte, leidige Kapitel eures erbärmlichen Widerstands zu Ende bringen werde, sollt ihr noch wissen, dass ich tatsächlich triumphiert habe!« Er machte eine kleine Pause, um die Dramatik der Situation noch weiter zu steigern.
»Ihr glaubt, mit Limlora wäre die letzte legitime Thronfolgerin gestorben?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Weit gefehlt!«
Er wandte sich um und hob die Hand.
Aus dem offenen Durchgang hinter dem Steinthron traten zwei Mönche hervor, und zwischen ihnen war eine dritte Person, eine junge Frau. Als Leandra sie
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