Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
herausfordernd.
Chast wandte sich kurz um. »Kein Interesse mehr«, sagte er knapp. Dann ging er weiter.
»Feigling!«, schrie Leandra.
Es war ein Wort, das zuweilen mehr Magie beinhaltete als eine zehnte Iteration. Das traf besonders auf Männer wie Chast zu, wie sie nun sah. Der Schwarze Mönch wandte sich langsam um.
»Du willst dein Meister lein eines jämmerlichen Todes sterben sehen, Kleine?«, fragte er mit eisigem Gesichtsausdruck.
»Dich!«, rief sie. »Dich will ich eines jämmerlichen Todes sterben sehen, du Wahnsinniger!«
Chast schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln. Im nächsten Augenblick flog die Tür von Munuels Käfig davon, als hätte eine riesige Faust sie aufgerissen.
Munuel blieb ruhig. Dann trat er langsam heraus und blieb unmittelbar vor dem Käfig stehen.
»Dort liegt dein Yhalmudt!«, rief Chast und deutete auf den Tisch, der ein gutes Stück von ihm entfernt stand.
Munuel war bedeutend näher. »Hol ihn dir, wenn du kannst!«
Munuel verschränkte die Arme vor der Brust. »Den brauche ich nicht!«, sagte er kalt.
Im nächsten Moment entstand eine Sphäre knisternder Energie in der Luft - mitten zwischen den beiden Magiern. Leandra erkannte einen Ausdruck von höchstem Erstaunen auf dem Gesicht von Chast. Sie blickte überrascht zu Munuel, der einmal gesagt hatte, ohne die Macht des Yhalmudt käme er niemals gegen diesen Chast an.
Munuel schritt voran und Chast wich zurück. Sie sah, dass Chast plötzlich Schweißbäche das Gesicht herabliefen. Was tat Munuel da? Woher hatte er plötzlich diese Kraft?
Im nächsten Augenblick aber schon war die Überraschung vorbei.
Eine weiß glühende Wolke explodierte vor Munuel, und die Energiewand verlosch so unvermittelt, wie sie entstanden war. Sie sah, dass diese Magie nicht von Chast gestammt hatte - nein, es waren die beiden Mönche gewesen, die Alina herein geleitet hatten.
»Ihr feigen Dreckskerle!«, schrie Leandra ihnen entgegen.
Chast wandte sich indes um und rannte davon - die stolpernde Alina hinter sich herziehend. Als sich die Schwaden weißlichen Nebels gelichtet hatten, sah Leandra, dass Munuel am Boden kniete und das Gesicht mit beiden Händen bedeckt hielt. Von allen Seiten kamen plötzlich die Schwarzen Mönche herangestürmt und stürzten sich auf ihn.
Tharlas schrie ihm eine Warnung zu, und im nächsten Moment flogen die Angreifer in hohem Bogen davon. Die Käfige, in denen Jacko, Hennor und Leandra eingesperrt waren, wurden von der Druckwelle umgerissen.
Leandra krachte in ihrem hart zu Boden. Sie blickte auf und sah, dass auch der Tisch mit den Artefakten umgestoßen war. Die Jambala lag nicht weit von ihr, aber trotzdem in unerreichbarer Ferne. Sie blickte zu Munuel und erkannte, dass er offenbar nichts mehr sehen konnte. Wieder stürmten zwei Dutzend der Mönche auf ihn zu, und es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie ihn erreicht hatten. Wieder schrie Tharlas seine Warnung, und Munuel verteidigte sich ein zweites Mal auf die gleiche Weise. Aber seine Kraft hatte nachgelassen; verzweifelt rieb er sich die Augen und stöhnte.
Die nachrückenden Mönche hatten nun einen Ring um ihn gebildet, und es war offensichtlich, dass sie ihn mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu beherrschen versuchten. Es schien ihnen zu gelingen. Munuel stöhnte auf und begann sich zu winden.
Dann plötzlich war Chast wieder da, und er hielt ein silbrig schimmerndes Objekt in den Händen. Alina war nicht mehr bei ihm. Die Mönche hatten sich um Munuel herum geschart, und Chast schritt auf ihn zu. »Wer hätte gedacht, dass du dich solch übler Tricks bedienst, Altmeister!«, dröhnte Chast mit Spott in der Stimme, als er über ihm stand. »Das ist nicht gemäß eures Kodexes! Soll ich dich etwa deinem Primas melden?«
Leandra erkannte, dass es nun bald aus war.
Aber während sie verzweifelt nachdachte, kam ihr plötzlich eine Idee. Sie lag eingezwängt in ihrem umgefallen Käfig, und ihr fiel wieder ein, dass dieser Käfig offenbar nicht alle Magie blockierte. Vielleicht auch solche nicht, die den Käfig gar nicht verließ?
Es war ein Wagnis, das wusste sie. Aber die Zeit würde sie vielleicht noch haben, denn Chast würde seinen Sieg über Munuel auskosten wollen. Er litt an der gleichen Krankheit wie Sardin: Überheblichkeit.
Leandra lag auf dem Bauch, und ihr Kettenhemd drückte gegen das Metall des Käfigs. Sie schob sich ein wenig zurecht. Sie hörte, wie Chast höhnisch über Munuel sprach, und niemand achtete mehr auf
Weitere Kostenlose Bücher