Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
erkannte, entfuhr ihr ein Schrei.
»Alina!«
Für einen Augenblick stockte der Gang der Mönche und auch des Mädchens, das mit ihnen gekommen war, dann aber bewegten sie sich weiter, kamen ganz in die Halle herein und blieben bei Chast stehen.
»Du kennst sie?«, hörte Leandra von links.
Ihr Kopf fuhr herum, sah Munuels verblüfftes Gesicht.
»Ja, das ist... Alina. Sie wurde mit uns entführt... und Chast holte sie dann!«
Chast fuhr herum, und sein Gesicht zeigte einen wohlgelaunten Ausdruck. »Diese junge Dame, die ich bald heiraten werde - vor dem Hierokratischen Rat, wohlgemerkt -, ist die Tochter von Falber!« Er wandte sich an Munuel. »Das sagte ich dir bereits einmal, erinnerst du dich?«
Munuel nickte verwirrt.
»Und? Hast du deine Hausaufgaben gemacht?«, fragte Chast herausfordernd.
Munuel erwiderte nichts, starrte den Schwarzen Mönch nur an.
»Haha!«, rief Chast triumphierend. »Das dachte ich mir schon! Aber zugegeben - es wäre auch sehr schwierig gewesen.«
»Was meinst du nun?«, fuhr Munuel ihn an. »Was soll das - mit Falber?«
Chast winkte ab. »Falber ist nicht wichtig. Alinas Mutter ist der entscheidende Punkt! Es war Hegmira, eine der früheren Gattinen des Shabibs! Nachdem der Shabib sich von Hegmira getrennt hatte, heiratete sie Falber! Das war vor nicht ganz zwanzig Jahren.«
Munuel schüttelte den Kopf. »Na und? Sie kann keine Thronfolgerin sein, wenn sie aus der Ehe einer geschiedenen Shabib-Gattin stammt!«
Chast grinste breit. »Stimmt, Munuel. Das Geheimnis ist nur - Falber kann nicht ihr Vater sein! Meine Schreiber haben jahrelang nach einer ... nun, sagen wir - Gelegenheit wie dieser geforscht. Sie suchten für mich sozusagen eine kleine Ungereimtheit in der Chronik der Shabib-Dynastie. Und sie hatten Erfolg!«
»Du meinst, dieses Mädchen ... Alina ... ist eine echte Tochter von Shabib Geramon?«
Munuel starrte zu der jungen Frau. Sie stand mit glasigem Blick da, und es war allzu offensichtlich, dass sie unter dem Einfluss von Chasts Magie stand.
Chast nickte mit einem breiten Grinsen. »Ich sagte dir doch, sie würde bald deine Shaba sein! Und dass sie tatsächlich die Tochter von Geramon ist - das ist beweisbar!« Chasts Stimme hatte sich bei diesen Worten vor Verzückung beinahe überschlagen. »Falber war damals Botschafter von Akrania in Veldoor«, erklärte er weiter.
»Als er zurückkehrte, lernte er am Hof des Geramon die frisch geschiedene Hegmira kennen. Anhand des Geburtsdatums von Alina lässt sich jedoch nachweisen, dass sie zu einem Zeitpunkt gezeugt wurde, da Falber noch in Veldoor war - zweitausend Meilen von Akrania entfernt! Was sagst du nun?«
Munuel verzog das Gesicht. »Ich fürchte, das wird nicht ganz genügen. Es ist nicht gesagt, dass allein deswegen tatsächlich Geramon der Vater ist!«
»Doch!«, behauptete Chast. »Wie schön, dass mir die Hierokratie in diesem Punkt einen persönlichen Gefallen erwiesen hat!«
Er nahm Alina bei der Hand und führte sie vor Munuels Käfig.
Dort angekommen, hob er die rechte Hand des Mädchens hoch, drehte sie und hielt Munuel ihr Handgelenk vor Augen. »Weißt du, was das ist?«
Munuel schnappte nach Luft.
Chast nickte. »Das alte Zeichen des Hierokratischen Rates. Ha! Sie wussten damals sogar selbst, dass Alina Shabibs Tochter war! Damit ist der Beweis leicht zu erbringen.«
Munuel starrte das Mädchen an. Sie war in ein seidenes Kleid gewandet, und ihr Haar floss weich über ihre Schultern. Jetzt sah er sogar, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Limlora besaß - der Limlora natürlich, die nicht von einem Sardin besessen war.
Munuels Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Trotzdem!«, rief er aus. »Sie muss erst einmal ja zu einer Ehe sagen! So benebelt, wie sie momentan ist, kannst du sie niemals vor den Rat bringen. Jeder Novize im Umkreis von hundert Meilen würde merken, dass sie unter dem Einfluss deiner Magie steht! Und einen Widerling wie dich zu heiraten - das würde keine Frau der Welt tun!«
Chast schoss einen Blick voller Hass auf Munuel ab. »Das, mein Bester, kannst du getrost ganz mir überlassen!«
Dann wandte er sich ab, zog Alina unwirsch mit sich. »Ich denke, es ist nun an der Zeit, dieses Spiel zu beenden.« Er wandte sich an einen großen, hageren Mönch, der in der Nähe stand. »Usbalor!«, sagte er.
»Kümmere dich um unsere Gäste! Du weißt, was zu tun ist.« Er schickte sich an, mit Alina das Podest zu verlassen.
»Was ist mit unserem Kampf?«, rief Munuel
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