Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
aufzunehmen, die sich vielleicht in der Abtei aufhielten. Damals gab es kaum Magier in den Klöstern, obwohl die Mönche, wie ihr wisst, gewissermaßen die spirituelle Ebene des Prinzips der Kräfte darstellen - also dem gleichen Glauben anhingen wie wir Magier in den Ordenshäusern. Die Ausübung der Magie war jedoch bei den Mönchen und Klosterbrüdern verpönt. Man glaubte an die selbstregulierenden Kräfte, die im Trivocum lagen, und betete zu den Kräften und deren Stellvertretern, den Elementaren. Dennoch vermochten Mönche schon immer Bewegungen im Trivocum zu erspüren, und unsere Magier erhofften sich, mit ihrer Botschaft wenigstens eine Reaktion hervorzurufen.
Statt einer Nachricht jedoch verfärbte sich der blass-rosa Schleier des Trivocums .zu einem irisierenden Violett.
Ihr wisst ja, dass die Farbe Violett in der Magie ein Alarmsignal der höchsten Kategorie ist. Wenn sich das Trivocum an einer Stelle durch den Ansturm roher stygischer Kräfte zu zersetzen droht, ist sie ein deutliches Anzeichen für einen bevorstehenden oder schon klaffenden Riss.
In höchster Eile begannen damals der Hierokratische Rat, die Magier und die Hochmagier der Ordenshäuser über die Lage zu debattieren. Um letzte Gewissheit zu erlangen, sandten wir eine Gruppe von neun hohen Magiern zur Abtei und verlangten dort Einlass.
Doch die Tore von Hegmafor waren versiegelt, und einigen Magiern setzte die Aura in der unmittelbaren Nähe der Klostermauern so sehr zu, dass sie sich von dort entfernen mussten. Einer der damaligen Gildenmeister, ein Altmeister namens Morimar, wirkte kurz entschlossen eine sehr hohe Iteration. Er drückte das Haupttor der Abtei mit einer starken Kraft auf.
Was dabei genau geschah, konnten wir später nur noch bruchstückhaft nachvollziehen. Morimar berichtete, dass eine furchtbare Woge aus roher stygischer Kraft aus dem Klosterinneren über die Magier hinwegschwappte und einige von ihnen auf der Stelle tötete. Die anderen rannten um ihr Leben. Ab diesem Moment war klar, dass sich ein furchtbarer Dämon innerhalb der Klostermauern eingenistet hatte.
Innerhalb zweier Wochen stellten die Hierokratie und die Ordenshäuser eine gewaltige Streitmacht auf die Beine. Aus allen Ländern der westlichen Hemisphäre strömten Soldaten herbei, die in gewissem Umfang Magie abwehren konnten; jede Gruppe stand unter dem Schutz einer unserer Gildenmagier. Dazu kamen mehrere Dutzend Meister aus den Gildenhäusern der großen Städte und schließlich eine Gruppe von Hochmagiern und Altmeistern aus den Ordenshäusern. Eine Gruppe der Besten setzte sich zur Aufgabe, bis zu dem Ort vorzudringen, an dem sich der Dämon aufhielt. Man musste ihn um jeden Preis ins Stygium zurücktreiben.«
Die Brüder lauschten gebannt. Ötzli beendete den Bericht. »Diese Gruppe ... das waren damals wir. Jockum, Munuel und ich.«
Leandra erwachte von einem Geräusch.
Wie lange sie im Wasser gelegen und geschlafen hatte, wusste sie nicht. Sie richtete sich auf und sah sich um.
Um sie herum war nichts Ungewöhnliches zu sehen - die Grotte sah aus wie zuvor. Der Nebel war dicht, das Wasser warm, und sie fühlte sich ausgeruht und wohl. Allerdings war da etwas, das ihr seltsam vorkam. Sie hörte Wasser plätschern. Aber es war nicht die Art Plätschern, das eine Frau verursachen würde, die langsam durch das Wasser watete. Unruhig setzte sie sich auf.
Als Nächstes hörte sie undeutlich Stimmen, und auch die waren nicht von Frauen. Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Wie sollten Männer hier hereinkommen - und was hätten die hier zu suchen? Wieder hörte sie das Plätschern, so als stampfe jemand heftig durch das Wasser.
Ihr wurde ein wenig mulmig zumute. Dass Männer hierher kamen, passte ihr gar nicht. Sie hatte nichts an und wollte ihre Ruhe haben. Und schließlich konnte es nichts Gutes bedeuten. Wurde sie vermisst? War jemand auf den Gedanken gekommen, sie hätte sich verlaufen - oder sie wäre gar ertrunken? Hatte man einen Trupp ausgesandt, um sie zu suchen?
Dann waren die Stimmen plötzlich zu verstehen.
»Sie muss hier irgendwo sein«, raunte eine dumpfe Stimme.
Leandra erschauerte. Jemand, der sie retten wollte, würde nichtigstem.
Sie ließ sich ins Wasser zurücksinken, und plötzlich war es ihr nicht tief genug. Aus irgendeinem Grund schauten jetzt ihre Brüste hervor. Das Wasser in unmittelbarer Nähe war ebenso flach, sodass sie sich nicht in tieferes Wasser retten konnte, ohne aufzustehen und davonzuhasten.
»Ja«,
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