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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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rappelte sich dann hoch und krabbelte durch den schwankenden Wagen nach vorn. Dort angekommen, klappte sie die vordere Plane zurück und sah hinaus. Hellami saß als ein vermummter Schatten auf dem Kutschbock, hielt die Zügel der Pferde und lenkte sie einen dunklen Weg entlang. Im Mondlicht war zu sehen, dass es leicht bergauf ging, in Richtung einiger Hügel. Im Hintergrund hob sich schwarz und stumm ein krummer Stützpfeiler in den Himmel.
    »Hellami?«
    Sie reagierte nicht.
    Leandra kletterte mühsam über den Kutschbock und ließ sich neben ihr auf die Bank fallen. »He!«, sagte sie leise.
    Hellami sah zu ihr herüber. Ihr hübsches Gesicht war von Tränen benetzt. »Was ist?«
    Leandra setzte sich ganz nah zu ihr und legte ihr den Arm über die Schulter. »Es war richtig, was du getan hast«, sagte sie.
    Hellami schniefte. »Wirklich?«
    »Ja. Jasmin und Roya denken so und ich auch. Unsere Chancen stehen jetzt viel besser.«
    »Unsere bestimmt nicht«, sagte Hellami. »Aber Azrani und Marina kommen bestimmt durch. Ich wäre lieber bei ihnen, glaub mir.«
    Leandra nickte. Ihr eigene Situation hatten sie nicht verbessert. Das gefährlichste wäre gewesen, gemeinsam mit dem Wagen zurück nach Savalgor zu fahren.
    »Wir sollten den Wagen loswerden«, sagte Leandra.
    Hellami schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Solange wir nicht weit genug von Savalgor weg sind und nichts Vernünftiges zum Anziehen besitzen, ist der Wagen das einzige, was wir haben.«
    Das stimmte. Solange sie keine Gelegenheit fanden, irgendwo etwas einzukaufen, mussten sie weiter. Zum Glück hatten sie wenigstens noch Geld. Leandra wandte sich um und blickte den Weg zurück. Nichts. Kein Verfolger war zu sehen. Es war schon sehr spät. Irgendwann mussten sie einmal schlafen.
    »Weißt du, wo wir sind?«, fragte Leandra.
    »Irgendwo nordwestlich von Savalgor.« Hellamis Stimme war nun schon fester - sie hatte aufgehört zu weinen.
    Froh darüber drückte sich Leandra noch ein bisschen fester an sie. Hellami deutete den Weg hinauf. »Da vorn beginnen die Hügel von Südakrania.«
    »Gibt es dort ein Dorf?«, fragte Leandra.
    Hellami nickte. »Ja, mehrere. Aber die sind mir ehrlich gesagt noch zu nah. Ein Reiter wäre in ein, zwei Stunden in Savalgor. Wir würden mit unserem Karren und diesen Mänteln auffallen. Wenn wir uns dort irgendwo blicken lassen, könnte der nächste fahrende Händler, der dort durchkommt, noch am gleichen Tag in Savalgor über uns Bescheid sagen.«
    Leandra zog ihren Mantel fester um sich. »Meinst du wirklich, dass es so gefährlich ist?«
    Hellami sah sie an. »Ich bin in Savalgor aufgewachsen. Nicht in der besten Gegend, wie ich schon sagte. Guldor - das ist ein Name, mit dem Mütter ihre Kinder zum Essen von Spinat und Mohrrüben bringen, weißt du? Iss auf, mein Kind, sonst kommt der böse Guldor und holt dich!«
    »Wirklich?«
    »Na ja, so ungefähr. Und dann diese dunklen Kerle von der Bruderschaft. Ich mag gar nicht mehr zurück nach Savalgor.«
    »Erzähl mal. Ist es denn so schlimm?«, fragte Leandra verwundert.
    Hellami schwieg eine Weile. Leandra dachte schon, sie hätte die Frage nicht gehört. Dann aber begann sie zu sprechen. »Dort, wo ich lebe«, sagte sie, »ist es zuletzt immer schlimmer geworden. Man konnte nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr auf die Straße gehen. Genau das war ja mein Fehler. Ich hab nicht geglaubt, dass es mich erwischen könnte. Sie haben mich einfach in einer Gasse eingefangen, durch die ich schon tausend Mal gelaufen bin.«
    »Wirklich? Und wer?«
    Hellami lachte auf. »Es war sogar einer dabei, den ich kannte. Stell dir das nur vor! Er hielt mich fest, ein anderer zog mir einen Sack über den Kopf und ich bekam eins über den Schädel!« Sie tastete mit der linken Hand auf ihrem Kopf herum. »Na ja, ist fast nichts mehr zu spüren.«
    »Und dann?«
    »Ich kam in unserem Zimmer wieder zu mir. Den Rest kennst du ja.« Sie seufzte. »Aber was das Schlimme ist - man kann in Savalgor gar nicht mehr leben, jedenfalls nicht, wenn man dort wohnt, wo ich war. Bei Marina geht das vielleicht. Sie wohnt im Reichen-Viertel, da ist die Welt noch in Ordnung. Aber bei uns?«
    »Was ist passiert?«
    Hellami zog die Nase hoch und überlegte eine Weile. »So genau kann ich das gar nicht sagen. Zwei Mädchen waren verschwunden. Ich kannte sie nicht, aber ich schätze, sie sind auch durch dieses Zimmer gegangen.
    Schlimmer war jedoch, dass die Leute immer brutaler wurden. Die Jungs, die jahrelang

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