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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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bloß von Diebstahl gelebt hatten, brachten plötzlich Leute um. Die Huren verkamen und liefen mit blauen Flecken und Wunden herum. Der Krämer schrieb einem nichts mehr an, wenn man mal kein Geld hatte. Und es brannte verteufelt oft im Viertel!«
    »Du willst wirklich nicht mehr zurück, was?«
    Hellami schüttelte den Kopf. »Nicht besonders gerne.«
    »Lebtest du allein?«
    »Nein.« Sie begann auf der Lippe zu kauen.
    »Bei deinen Eltern?«
    Sie nickte knapp.
    Leandra studierte ihr Gesicht. Das Licht war nicht mehr sehr kräftig, der Mond war am Sonnenfenster schon fast vorübergezogen. Trotzdem war ihr hübsches Gesicht zu erkennen. Hellami hatte große blaue Augen und ein paar kleine Lachfältchen um ihren sinnlichen Mund. Ihr Lachen war ansteckend, aber ihr Gesicht konnte ebenso Traurigkeit ausdrücken. Und das war es, was Leandra im Moment sah. Sie war unschlüssig, ob sie Hellami weiter nach ihrer Familie fragen sollte.
    Sie nahm ihr die Entscheidung ab. »Es war mein Vater.«
    Leandra fühlte einen heißen Stich, wusste aber nicht, ob sie richtig verstanden hatte. »Wie ...?«
    Hellami nickte verbissen. »Ja, mein eigener Vater. Mein Stiefvater. Er war dabei. Sie haben mich an Guldor verkauft.«
    Leandra stöhnte auf. »Du meinst, bei dem Überfall... Der Kerl, den du kanntest, war dein Vater?«
    Hellami sagte nichts, aber Leandra vermeinte in diesem Moment den ganzen Schmerz Hellamis zu spüren.
    »Was denkst du, wo Alina jetzt ist?«, fragte Hellami im nächsten Moment.
    Der plötzliche Themenwechsel überraschte Leandra, aber dann merkte sie, dass es eigentlich gar keiner war.
    Alina war das Mädchen, dem sie geschworen hatten zu helfen. Sie hatte das schlimmste Los von ihnen allen zu ertragen.
    Leandra schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe leider nicht die geringste Ahnung.«
    »Du bist doch Magierin«, sagte Hellami. »Kannst du nicht Hilfe von der Gilde bekommen?«
    »Ich bin nur Adeptin«, erwiderte Leandra. »Aber ich habe einen Meister, der ist wirklich ein großer Magier. Er wird mir ganz sicher helfen. Du kannst dich darauf verlassen!«
    »Wirst du Alina wirklich suchen?«
    Leandra blickte zu Hellami, die die ganze Zeit über verbittert nach vorn gestarrt hatte. »Natürlich! Das habe ich doch gesagt!«
    Hellami wandte sich nun auch ihr zu. »Ich meine nicht, ob du es gesagt hast. Ich meine ... wirst du es auch tun?«
    Leandra merkte, dass diese Frage über ihre Freundschaft entscheiden würde. Glücklicherweise gab es kein Zaudern für sie. »Ja«, sagte sie mit Bestimmtheit. »Ich werde es tun. Sobald wir das hier ausgestanden haben.«
    Die Erleichterung war nur in Hellamis Augen zu sehen. Ihr Gesicht war weiterhin wie aus Stein. Trotzdem genügte es. Leandra fühlte sich zum ersten Mal seit langem wieder ein bisschen besser. Dieses Versprechen einzuhalten war etwas, womit sie sich Achtung verdienen konnte. Vor sich selbst und vor der Welt.
    Sie waren weitergefahren, bis die Morgendämmerung begann. Dann hatten sie sich mit dem Wagen in einem kleinen Waldstück des abgelegenen Tals verborgen. Über dem Tal trafen sich die Ausläufer mehrerer Stützpfeiler, und es würde selbst tagsüber die meiste Zeit im Schatten liegen. Zum Schlafen war das günstig, denn sie wollten den Tag über ausruhen und die ganze nächste Nacht weiterfahren. Danach würden sie weit genug gekommen sein, um sich in irgendeinem entlegenen Dorf neue Kleider zu besorgen. War das erst einmal geschafft, dann waren sie wesentlich sicherer. Sie konnten den Wagen verkaufen oder stehen lassen und die Pferde behalten, dann wollten sie versuchen, das Dorf zu erreichen, aus dem Jasmin und Roya stammten.
    Hellami hatte noch ziemlich viel Geld übrig, es waren über dreihundert Folint. Spöttisch hatte sie angemerkt, dass ihr Hintern offenbar eine Klasse für sich war. So eine Stange Geld dafür zu kriegen hätte sie nicht erwartet.
    Als es hell wurde, begaben sie sich zur Ruhe. Der Wagen stand gut versteckt zwischen Bäumen. Hellami war nicht danach, im Wagen zu schlafen, sie sagte, sie würde frische Luft und einen offenen Himmel vorziehen. Sie lud sich einen Stapel Säcke und alte Mäntel auf und verzog sich irgendwohin. Jasmin und Roya verkrochen sich unter den Rest der Sachen, die noch auf der Ladefläche lagen, und bald schon kündete regelmäßiges Atmen davon, dass sie friedlich schliefen.
    Allein Leandra lag noch wach. Sie hätte jetzt gern mit einer der beiden getauscht und jemanden gehabt, an dem sie sich

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