Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
sie, dass sie für dieses Mädchen alles geben würde, und wenn es das eigene Leben war. Der Taumel ihrer Gefühle beschäftigte sie für Minuten vollkommen. Als sie dann langsam das Gefühl bekam, wieder Herrin ihrer eigenen Sinne zu sein, merkte sie, dass sie völlig versäumt hatte, Hellami das Maß an körperlicher Lust zurückzugeben, das sie empfangen hatte. Unsicher machte sie sich ans Werk.
Es wurde für sie eine Entdeckungsreise von ungeahnter Intensität. Sie fühlte, ertastete, schmeckte und roch Dinge, die ihr gänzlich fremd waren, die ihr aber auf eine grimmige Weise Spaß bereiteten. Hellami indes schien es ebenso zu genießen wie sie zuvor. Es war erschreckend und erregend zugleich, wie intensiv Hellami in einen Strudel körperlicher Erregung davonglitt; Leandra hatte kurzzeitig das Gefühl, ihre Freundin sei gar nicht mehr in dieser Welt. Dann aber kehrte sie zurück und schenkte ihr ein so erfülltes Grinsen, dass sie für Momente wie ein Witzbild wirkte. Dann schließlich war es vorbei. Sie lagen glücklich beisammen und hatten all das Unheil, die Schmach und Bedrückung der letzten Tage vergessen.
Nach langer Zeit sagte Leandra: »Darf ich dich etwas fragen - etwas sehr Persönliches?«
Hellami nickte; es war mehr als ein ja - es war eine Aufforderung.
Leandra war nicht sicher, ob sie diese Frage stellen durfte. Trotzdem tat sie es. »Wie schlimm war es mit diesem Dicken? Hast du mit ihm geschlafen?«
Hellami seufzte lang. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein.« Sie machte eine Pause. Leandra atmete innerlich auf. Hellami fuhr fort. »Aber es war verflucht nah dran. Er gab mir immer mehr Geld, und mir fiel nichts mehr ein, wie ich ihn hinhalten konnte. Zum Glück kam dann Azrani. Sie hat mir ziemlich geholfen, bis wir diesen Kerl endlich los waren.«
Leandra empfand Bedrückung. Azrani hatte offenbar ebenfalls ihre eigenen Grenzen weit überschreiten müssen.
Es war Leandras Schuld gewesen, dass gestern Abend einiges schief gelaufen war.
Hellami merkte ihr die Traurigkeit an. »Vergiss es«, sagte sie und drückte Leandra an sich. »Du kannst nichts dafür. Und letztlich ist nicht viel passiert, außer dass er uns dauernd betatscht hat.«
Leandra seufzte. »Schlimm genug!«
»Ich werde es überleben und Azrani auch. Sie ist ein tapferes Mädchen, weißt du? Ich hoffe, ich sehe sie einmal wieder. Und auch Marina.«
Leandra war dankbar für Hellamis tröstliche Worte und darüber, dass sie letztlich zu den anderen stand. Sie war nicht ohne Kritik gewesen.
Hellami deutete schräg zum Himmel hinauf, dorthin, wo jenseits des Tals ein Sonnenfenster lag. »Wir haben viel Zeit vergeudet«, sagte sie mit einem wohligen Stöhnen. »Und wir haben in der nächsten Nacht noch einen anstrengenden Weg vor uns. Wir sollten ein bisschen schlafen.«
Sie drängten sich eng aneinander, und Leandra forschte in ihrem Gewissen, ob sie sich in irgendeiner Weise schlecht vorkam. Aber sie stellte fest, dass sie damit leben konnte. Sie war entspannt und glücklich. Nach Minuten schlief sie dann ein, so tief und ruhig wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
»Munuel!«
Der alte Magier öffnete für eine Sekunde mühsam die Augen, trudelte aber gleich wieder zurück in die Welt der Träume.
»Wach auf, Munuel. Ich muss mit dir reden!«
Munuel stieß einen Seufzer aus. Die Worte waren bis in sein Bewusstsein vorgedrungen, aber er war nicht recht bereit, aufzustehen - er musste sich gerade erst hingelegt haben.
»Komm schon. Es ist wichtig!«
Er schlug die Augen auf. Über ihm schwebte Remochs Gesicht, seine Augen verrieten Besorgnis. Munuel kämpfte sich mühsam hoch.
»Ich habe uns Tee bringen lassen«, sagte Remoch und wandte sich ab.
»Wie spät ist es?«
»Später Nachmittag. Es beginnt gerade zu dämmern.«
»Was? Das kann nicht sein. Ich habe mich doch gerade erst hingelegt...« Er ließ sich mit einem Aufstöhnen zurücksinken.
Remoch nahm keine Rücksicht auf seine Verfassung. »Ich habe etwas mit dir zu besprechen. Es ist sehr wichtig.
Komm, steh auf. Hier ist Tee, der wird dich munter machen.«
Munuel kam seufzend wieder hoch und nahm die Tasse. Er fühlte sich, als hätte er gerade mal eine halbe Stunde geschlafen. Remoch setzte sich auf die Bettkante. Während Munuel ein paar Schlucke nahm, fragte er: »Hat sich im Palast etwas getan?«
»Ich spüre dauernd etwas«, sagte Remoch. »Deswegen will ich mit dir reden.«
Munuel nickte. »Es ist diese fremde Aura, nicht wahr? Sehr schwach, aber
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