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Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor

Titel: Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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tiefen schwarzen Abgrund herauf dumpfe Gesänge intonierte. Trotz der geringen Lautstärke schien er alles in der Umgebung zu durchdringen. Dann entdeckte Leandra einen kleinen Spalt zwischen den Lagen aus dunkler Leinwand, und sie näherte sich. Fahles, violettes Licht drang heraus.
    Etwas in ihr schlug Alarm, doch sie schob verbissen das Gefühl beiseite. Sie wollte einen Eindruck dessen erhaschen, was sich im Inneren des Wagens abspielte, auch wenn er noch so flüchtig war.
    Dann war sie nahe genug, lugte durch den Spalt ins Innere und hatte für einen Moment das verwirrende Gefühl, dass sich dort ein gewaltig großer Raum befand. Viel größer, als er innerhalb des Wagens hätte existieren dürfen.
    Angezogen von der endlos erscheinenden, violett-schwarzen Weite drang sie durch den Spalt ein und trudelte für Augenblicke orientierungslos umher.
    Dann entstand plötzlich in rasender Geschwindigkeit etwas Fremdartiges unter ihr - wie eine tief rote, geäderte Blase von ungeheuren Ausmaßen. Im nächsten Augenblick platzten Tausende von Poren in dieser Blase auf, und eine kreischende Horde von hässlichen Vögeln mit messerscharfen Klauen und rotem Gefieder stürzten auf sie zu. Leandra schrie auf.
    Jockum betrachtete nachdenklich seinen alten Freund, der ihn am späten Abend zu einer Besprechung auf seine Kammer gebeten hatte. Sie saßen in der kargen Stube im Turm des Ordenshauses, die Munuel seit seiner Ankunft bewohnte. Nur Meister Ötzli war noch anwesend, der am Fenster stand.
    »Dein Plan ist ebenso verrückt wie gefährlich!«, sagte Jockum.
    »Ich weiß. Aber manchmal muss man Opfer bringen. Wenn es uns nicht bald gelingt Beweise für Limloras Machenschaften zu erbringen, können wir hier in Savalgor nicht eingreifen. Wenn der Shabib hingegen stirbt, würden sich die Machtverhältnisse wahrscheinlich innerhalb weniger Tage wenden. Ihr wisst, welche Gefahren das mit sich bringt. Deshalb muss jemand von uns nach Hegmafor gehen!«
    Jockum schwieg nachdenklich. Die drei Männer teilten ein schauerliches Geheimnis miteinander. Damals, vor mehr als dreißig Jahren, nachdem sie jenen dämonischen Schrecken bekämpft hatten, der sie selbst heute noch in manchen Träumen verfolgte, war jedem von ihnen der sehnliche Wunsch zurückgeblieben, so etwas nie wieder durchmachen zu müssen.
    Eine alte Erfahrung lehrte jedoch, dass Ruhe und Frieden nur selten für längere Zeit hielten. Es war, als sehnten sich die Menschen in Zyklen nach Kriegen, Mord und Tod. Wohin man blickte - sie konnten nicht still halten.
    Mindestens ein Grenzscharmützel gab es hier oder dort alle paar Jahre, und auch der friedlichste Landstrich wurde unweigerlich nach zwei oder drei Jahrzehnten in einen neuen blutigen Konflikt einbezogen. Jockum hatte sich oft gefragt, ob es überhaupt einen Sinn hatte, sich immer und immer wieder für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen - auf lange Sicht gesehen, war der ständige Misserfolg entmutigend.
    »Was ist, wenn sie dich demaskieren? Denkst du, du kommst dort lebend wieder heraus?«, fragte Ötzli.
    »Vielleicht sollte ich dich lieber begleiten?«
    Munuel hob die Handflächen nach oben. »Nichts wäre mir lieber, das kannst du mir glauben. Aber wessen Gesicht ist in Magierkreisen bekannter als deines? Oder das von dir, Jockum? Mich hingegen kennt so gut wie niemand. Ich lebte zum Glück schon immer in Angadoor; hier in Savalgor oder gar in Hegmafor kennt mich keine Seele.«
    Jockum und Ötzli studierten Munuels Gesicht, als wollten sie herauslesen, ob der Plan funktionieren würde oder nicht.
    »Ich werde mich als alter Dorfmeister aus Angadoor ausgeben - was ich ja wirklich bin -, der die Stätte seiner Ausbildung ein letztes Mal besuchen möchte, bevor ihn die Kräfte verlassen.« Munuel öffnete eine Schublade seines Nachttischs.
    Er hielt eine Pergamentrolle in die Höhe, die Zerbus im Archiv des Turms der Stürme ausgegraben hatte. »In unserer Bibliothek lagern ungeahnte Schätze. Wir haben von jedem cambrischen Bauwerk im Akrania oder den Westreichen einen kompletten Bau- und Grundrissplan. Wusstet ihr das?«
    Seine beiden Freunde schüttelten den Kopf. Sie blickten auf die Stelle im Plan, auf die Munuel zeigte.
    »Das hier ist der tatsächliche Plan aller Gegebenheiten in Hegmafor«, sagte Munuel. »Der Einzige, auf dem auch die geheimen Türen, Gänge und Fluchttunnel eingetragen sind.«
    »Und die Katakomben? Sind die dort auch eingezeichnet?«
    Munuel schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich

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