Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
vor ihr verbergen zu wollen.
Schließlich war Jockum wieder so weit bei sich, dass er einen klaren Gedanken fassen konnte. »Die Bruderschaft von Yoor«, keuchte er. »Wenn das wahr ist, dann ...«
»Was können wir tun?«, fragte Ötzli. »Können wir überhaupt etwas tun?«
Munuel lachte bitter. »Ja, natürlich! Wir können es wieder auf ein Dunkles Zeitalter ankommen lassen!«
13 ♦ Der Lauerer
J ockum hatte sich wieder ein wenig erholt. Er war sehr alt, schon über achtzig Jahre, und verhängnisvolle Nachrichten wie jene, die nun bevorstanden, brachten sein ganzes Lebenswerk ins Wanken. Munuel und Leandra halfen ihm auf und führten ihn zurück ins Lager.
Ötzli machte sich daran, ein Feuer zu entzünden, dann aber fiel Munuel ein, dass es noch eine wichtige Sache gab. »Wir müssen eigentlich weg von hier«, sagte er. »Es ist dunkel geworden, und diese Wesen dürften in Kürze aus ihren Löchern kriechen - wenn sie es nicht schon sind. Wenn sie die Mädchen suchen, dann könnte es ungemütlich werden.«
»Ja«, nickte Ötzli. »Es wäre vielleicht besser, wenn wir uns auf den Weg nach Savalgor machten.« Er wandte sich an Leandra, die an eines der Wagenräder gelehnt saß und vor sich hin döste. Er kniete sich zu ihr und tippte sie an die Schulter. Leandra sah auf. »Wie geht es dir und deinen Freundinnen? Seid ihr bereit für die Rückreise?«
Leandra seufzte und nickte schwerfällig. »Ich denke schon.« Sie blickte zu Hellami, die an dem anderen Wagenrad saß. Sie hielt Roya im Arm, die eingeschlafen war. Hellami nickte ebenfalls. »Ich glaube, es geht.
Roya ist ziemlich am Ende. Könnte sie auf dem Wagen schlafen?«
Ötzli erhob sich. »Ja sicher«, sagte er und wandte sich um. »Dann sollten wir langsam aufbrechen.«
»Munuel«, sagte Leandra. »Ich muss dir noch etwas sagen.«
Munuel blickte sie an.
»Die kleine Muschel, die du mir gegeben hast - du weißt schon.«
»Ja. Was ist mit ihr?«
»Ich habe sie nicht mehr. Sie haben sie mir abgenommen.«
Leandra fühlte sich schrecklich. Die drei Magier hatten nur im Chor das Wort Yhalmudt gemurmelt, waren ohne weiteren Kommentar aufgesprungen und in hektische Betriebsamkeit ausgebrochen. Selbst Jockum hatte diese Nachricht vollends auf die Beine befördert.
»Was ist denn los?«, fragte Bamtori, der gerade von den Pferden zurückkam.
»Munuel hat Leandra den Yhalmudt gegeben«, sagte Ötzli. »Und diese Kreaturen haben ihn ihr abgenommen.«
»Den Yhalmudt?« Er wandte sich Munuel zu und deutete auf Leandra, wie man auf eine Schlange gedeutet hätte.
»Bei den Kräften! Du hast ihn ihr gegeben? Wie kannst du den Yhalmudt einer Novizin überlassen, Munuel?«
Leandra verspürte den Drang, ihn zu berichtigen; immerhin war sie bereits Adeptin. Aber sie verzichtete lieber darauf. Diese kleine Muschel schien von höchster Wichtigkeit zu sein.
»Ich hatte ihn schon viel zu lange bei mir«, sagte Munuel niedergeschlagen. »Als ich ihn ihr gab, dachte ich...«
Er verstummte.
Ötzli blickte ihn vorwurfsvoll an.
Munuel warf hilflos die Arme in die Luft. »Ich wollte dieses Ding nicht mehr haben!«, rief er aus. »Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu. Und dann ... nun ja, ich habe euch ja erzählt, wie talentiert Leandra ist. Sie hätte den Yhalmudt eines Tages meistern können ...«
Ötzli schien nahe daran zu explodieren. »Munuel!«, rief er. »Der Yhalmudt hat ein gewaltiges Potenzial! Wie hätte dieses Mädchen ...«, und damit deutete er wieder auf Leandra, »... mit dieser Macht umgehen sollen? Sie hätte vernichtet werden können! Und nicht nur das!«
»Sie wusste nichts von seiner Kraft«, protestierte Munuel schwach. »Und sie hätte den Umgang mit ihm erlernen können. Leandra ist sehr verantwortungsbe-wusst!«
»Das haben wir gesehen«, spottete Ötzli und verschränkte die Arme vor der Brust.
Leandra verspürte einen Stich im Herzen. Sie wusste nicht, ob sie mit ihrem Aufschrei die Pferde aufgeschreckt hatte, sodass sie durchgingen. Wenn ja, trug allein sie die Schuld an Jasmins Tod. »Ich konnte doch nicht wissen«, sagte sie schwach, »dass in diesem Wagen ein Dämon lauerte ...«
»Ein Dämon ...?« Ötzli nahm die Arme wieder herunter und starrte sie entgeistert an. »Davon hast du nichts erzählt!«
Leandra war plötzlich verunsichert. »Ich weiß nicht, was es war«, sagte sie leise. »Irgendein abscheuliches Monstrum. Rot und mit solchen Blasen.« Sie versuchte, ihre Beschreibung mit Gesten zu untermalen.
Ötzli
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