Höhlenwelt-Saga 1 - Die Bruderschaft von Yoor
pfiff durch die Zähne.
Dann sah er Munuel wieder an. »Da hast du's!«, sagte er mit scharfer Stimme und deutete auf Leandra. »Ein Kind! Sie weiß nichts von den Gefahren der Magie und trägt den Yhalmudt um den Hals! Pah!«
Jockum mischte sich ein. »Nun beruhige dich, Ötzli! Leandra kann wirklich nichts dafür. Sie wollte uns einen Dienst erweisen und hat dafür eine große Gefahr auf sich genommen. Das sollten wir anerkennen. Ich kann selbst Munuel verstehen. Wenn man Jahre seines Lebens unfreiwillig damit verbracht hat, so ein gewaltiges Maß an Macht mit sich herumzutragen, dann will man diese Last eines Tages loswerden. Und da Leartdra nichts von dem Potenzial dieser kleinen Muschel wusste, hätte sie diese gar nicht nutzen können.«
»So ein Stein gehört nicht in Kinderhände!«, beharrte Ötzli.
»Du hast mich selbst gefragt«, sagte Munuel ärgerlich und deutete auf Ötzli, »ob ich sie nicht mit einem Meister verwechselt hätte, als ich von ihrer Vision erzählte. Also erzähle mir nichts von einem Kind! Sie ist eine Adeptin mit außergewöhnlichem Talent, und dabei bleibe ich! Ich hätte den Yhalmudt niemals in die Hände eines Taugenichts gegeben, das weißt Du! Leandra ist noch jung, und es mangelt ihr an Erfahrung. Aber eines Tages wird sie eine große Magierin sein! Du weißt selber, dass es uns an gutem Nachwuchs mangelt! Es gibt immer wieder Aufgaben, die von einem einfachen Dorfmagier nicht zu meistern sind. Wie willst du fähigen Nachwuchs heranbilden, wenn du ihnen nur ein paar Runensteine in die Hand gibst, mit denen sie wie Kinder mit Bauklötzen spielen? Sie müssen lernen, Verantwortung zu tragen!«
Jockum beendete die Diskussion mit einer heftigen Armbewegung. »Schluss jetzt. Wir haben Wichtigeres zu besprechen.«
Leandra drückte sich an Munuel. Sie war ihm dankbar, dass er sich für sie einsetzte. Mit dumpfen Blicken sah sie zu Hellami, die immer noch Roya in den Armen hielt. Die Ungewissheit, ob sie durch ihre Neugier die Schuld an Jasmins Tod trug, nagte unablässig an ihr.
»Wir müssen den Yhalmudt zurückbekommen«, sagte Bamtori mit Bestimmtheit.
Jockum nickte. »Aber wenn tatsächlich ein Dämon in diesem Totenzug ist...!«
Bamtori schüttelte entschieden den Kopf. »Das ändert nichts.«
»Heißt das, wir greifen ihn an?«, fragte Ötzli mit kalter Stimme.
Leandra wurde beinahe schwindelig, als ihr klar wurde, dass diese vier Magier im Begriff standen, sich dem Totenzug unten in der Schlucht entgegenzustellen.
»Ja, wir haben keine andere Wahl. Je früher, desto besser.« Erstaunlicherweise hatte Bamtori das Kommando übernommen. Leandra warf einen Blick auf das Schwert an seiner Seite und überlegte, ob er ein für den Kampf besonders ausgebildeter Magier war.
»Leider ist es schon dunkel geworden«, fuhr Bamtori fort. »Aber wir können nicht mehr bis morgen warten. Der Zug wird heute Nacht weiterziehen. Wir könnten ihn aus den Augen verlieren und damit auch den Yhal-mudt!«
Jockum wandte sich an Leandra. »Was war nun in diesem Wagen, den du erwähntest?«
Sie suchte nach Worten. »Dieser Wagen... er war größer als die anderen. Aus seinem Inneren drang ein violettes, manchmal sogar schwarzes Licht, wenn es so etwas gibt. Und da waren seltsame Gesänge, ganz dumpf und tief, so als würden sie aus weiter Ferne herüberdringen ...«
»Ein Lauerer«, sagte Jockum leise und blickte seine Gefährten an. »Er muss die Triebkraft des Zuges sein.«
Für einen Moment herrschte Schweigen. »Werden wir mit ihm fertig?«
Ötzli stöhnte auf. »Ein Lauerer? Das ist nicht gerade ein Eichhörnchen! Ohne den Yhalmudt wird das verdammt schwierig!«
Munuel machte einen Schritt und baute sich vor Ötzli auf. Er war beinahe einen ganzen Kopf kleiner. »Warum so zurückhaltend, Ötzli? Wir zwei haben zusammen einmal einen Lauerer fertiggemacht, ohne dabei die Hilfe irgendeiner fremden Magie in Anspruch zu nehmen! Was ist los mit dir?«
Ötzli stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich bin wütend, verdammt! Du hast den Yhalmudt einfach so weggegeben. Ich verstehe nicht, wie du das tun konntest! Den Yhalmudt zu besitzen bedeutet, die Verantwortung zu tragen, bis der Primas einen angemessenen Nachfolger bestimmt hat!«
Munuel stand eine Weile vor ihm, dann senkte er den Kopf. »Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Ich wollte diese Verantwortung nach all den Jahren loswerden.«
Wieder griff Jockum ein. »Vergesst jetzt euren Streit, ich beschwöre euch. Wir müssen uns beeilen.
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