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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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holte sie
ihren Brustbeutel hervor. »Ich habe hier ein wenig Schmuck«,
sagte sie. »Ziemlich wertvollen sogar…«
Sie blickte noch einmal auf und sah mit Erstaunen, dass auch
Guldor eines dieser Halsbänder trug. Sie warf den beiden anderen
einen kurzen Seitenblick zu – nein, sie trugen keine.
»Jetzt erkenne ich dich!«, keuchte Guldor plötzlich mit aufgerissenen Augen und deutete mit einem speckigen Zeigefinger auf ihr
Gesicht. Alina erblickte sechs riesige Ringe an den Fingern seiner
Hand, und ihr sank der Mut, dass dieser Kerl überhaupt irgendein
Interesse an ihrem Schmuck haben könnte. Sie ließ ihren Brustbeutel sinken.
»Ja!«, maulte sie. »Du hast mich schon mal in deiner Gewalt
gehabt…!«
»Dich hab ich damals an den Mönch verkauft!«, keuchte er. »An
Chast!«
Alina schluckte.
»Du bist… du bist… die Shaba!«
Sie trat zwei Schritte zurück; es gelang ihr nicht, die Betroffenheit aus ihren Gesichtzügen zu bannen. Auch die anderen beiden
Männer traten ein Stück zurück. Hilfe suchend blickte sie nach
rechts und links zu den beiden. Der eine war ein vierschrötig aussehender, dunkelhäutiger Muskelmann in sehenswert schmutzigen Kleidern. Er trug ein gefährlich wirkendes Krummschwert an
der Seite. Der andere war ein untersetzter, dicklicher Kerl mit
einem Grinsen, das im Augenblick jedoch wie zu einer Maske erstarrt war. Ja, diesen Mann hatte sie schon einmal gesehen. Aber
sie wusste nicht mehr, wo, und helfen würde er ihr deswegen
jetzt ganz sicher nicht. Wahrscheinlich war er nur einer von Guldors Schergen, dem sie im Roten Ochsen begegnet war.
»Ha!«, machte Guldor und klatschte lautstark in die Hände.
»Nicht zu fassen! Ich mach mir Sorgen, wo ich morgen was zu
Fressen herkriege, und da läuft mir doch glatt die Shaba in die
Arme!«
Er hob die Hand und klatschte zuerst seinem dunkelhäutigen
Kumpan und dann dem Dicken auf die Schultern. »Jungs, wir haben gewonnen!«, rief er.
»Diese Göre ist ein Königreich wert! Kapiert?
Wisst ihr, was uns diese Schwarzen Brüder für sie zahlen?«
»Du… du willst mich ausliefern?«, fragte Alina entgeistert. »Du
willst mich allen Ernstes ausliefern?«
»Klar!«, grölte Guldor. »Klar doch, Mädchen! Ich bin ein gemachter Mann! Ich werde reicher sein als je zuvor! Weißt du
nicht, dass eine Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt wurde?«
Alina keuchte nur.
»Von der Duuma!«, rief Guldor fröhlich aus. »Sie sagten nicht
mal, wie viel man kriegt – nur, dass die Belohnung gewaltig wäre!« Weder trompetete er einen Laut des Triumphes aus – es
schien fast, als wollte er einen Freudentanz aufführen. Seine beiden Kumpane starrten ihn nur verwirrt an.
Sie legte den Kopf ein wenig schief und stemmte die Fäuste in
die Seiten. »Ich… ich bin deine Shaba!«, warnte sie ihn.
Während Guldor darauf überhaupt nicht reagierte, schien es die
beiden Männer wenigstens ein kleines bisschen zu beeindrucken.
Sie starrten Alina an.
»Ich bin die Herrscherin dieses Landes!«, herrschte sie ihn an.
»Ich kann dir befehlen!«
»Haha! Versuch’s doch, dumme Gans!«, rief er.
*
    Alina hatte wieder geweint.
Diesmal nicht vor Verzweiflung über ihr Schicksal, sondern weil
ihr schmerzlich klar geworden war, wie entsetzlich tief der Abgrund zwischen ihrem persönlichen Wunsch nach Gutartigkeit und
der grimmigen Fratze der Wirklichkeit war. Sie verfluchte sich für
ihre Dummheit, ihre Blauäugigkeit, und sagte sich, sie wäre die
schlechteste Shaba der ganzen Welt geworden, wenn sie mit so
einer Haltung an ihr Werk gegangen wäre.
Jeder Trottel, der nur ein Mindestmaß an Bosheit besaß, hätte
sie mit ein paar freundlichen Worten um den Finger wickeln können. Eine dumme Gans war sie wirklich gewesen, auch nur eine
Sekunde geglaubt zu haben, Titel und Amt einer Shaba würden
diesen Guldor irgendwie beeindrucken. Die meisten Leute bekamen eine Persönlichkeit wie die Herrscherin zeitlebens nicht einmal zu Gesicht, aber einer wie Guldor pisste geradezu auf sie. Ja:
pisste!
Sie war so aufgewühlt, dass sie sich nur noch zu helfen wusste,
indem sie ihre Wut mit den übelsten Ausdrücken zu nähren versuchte. Am liebsten hätte sie jetzt mit Yo zusammengesessen
und mit ihr Flüche und Kraftwörter verschleudert – Yo konnte so
etwas. Und Hellami auch. Sie waren in der Lage, jemanden wirklich zu beleidigen, und Alina hätte viel dafür gegeben, jetzt ein
Mittel in der Hand zu haben, diesem Guldor ihre abgrundtiefe
Verachtung zeigen zu können.

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