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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gehalten.
    Er senkte die Stimme. »Ja, Sandy, Bestätigung.«
    »Verstanden, Boss.« Es dauerte einige Sekunden, dann antwortete sie auf seine Frage: »Ich könnte versuchen, die Datenspeicher des Hoppers zu manipulieren, aber ich fürchte, ich kenne die Systeme von Drakkenschiffen nicht gut genug, um alle Datenspeicher aufzufinden. Wenn ich jedoch nicht alle finde, könnte man den Eingriff später nachweisen. Das würde Ihnen ernste Schwierigkeiten einbringen, Boss. Und es würde auch bedeuten, dass ich gelöscht werde.«
    Wieder erschauerte er.
    Sandy besaß definitiv eine Persönlichkeit. Sie war weit mehr als nur eine Simulation – das hatte sie ihm gerade mitgeteilt. So beiläufig ihre Bemerkung auch geklungen hatte, sie hatte nicht weniger gesagt als: »Wenn das rauskommt, muss ich sterben, Boss.«
    Roscoe hatte jetzt keine Zeit, sich mit der alten Frage zu beschäftigen, ob K.I.-Persönlichkeiten eine Seele besaßen oder nicht – eine Sache, um die sich die Philosoyphen seit Jahrhunderten leidenschaftlich stritten. Im Moment musste er sich erst einmal um seine eigene Sicherheit kümmern – und um die des Mädchens.
    »Gut, Sandy, dann lassen wir’s«, sagte er. »Ist dein… Ll-Block noch immer aus?«
    »Ja, Boss.«
    »Schön. Dann sag mir, was wir machen können.«
    »Sie meinen, ohne die junge Dame ausliefern zu müssen, Boss?«
    »Richtig.«
    Wieder dauerte es einige Sekunden. Die Antwort erschreckte Roscoe dann doch ein wenig: »Nichts, Boss.«
    Er schluckte. »Nichts, Sandy?« Er hatte damit gerechnet, dass ein hochgezüchtetes System wie Sandy ihm einen Weg aufzeigen könnte, selbst wenn er noch so kompliziert oder ungewöhnlich sein mochte.
    »Nein, Boss. Ich finde keine Möglichkeit, die Anwesenheit der jungen Dame auf eine Weise geheim zu halten, die ein akzeptables Maß an Sicherheit verspricht.«
    »Wie hoch hast du den Wert >akzeptabel< eingestuft, Sandy?«
    »Angesichts des zu erwartenden Strafmaßes musste ich ihn sehr hoch ansetzen, Boss: bei 90% Prozent. Eine Sache wie diese, mit anteiligen militärischen Belangen, unterläge der unmittelbaren Gerichtsbarkeit des Pusmoh, welche die Todesstrafe mit einbezieht. Doch selbst bei einem verminderten Wert bis hinab zu 10% kann ich keine vertretbare Maßnahme finden.«
    Roscoe stieß einen leisen Fluch aus. Sofort schweiften seine Gedanken zurück in seine Kajüte, wo das Mädchen noch auf der Koje liegen und schlafen musste. »Sandy, gib mir ein Bild von ihr«, befahl er.
    Es dauerte nur eine Sekunde, dann flammten auf drei Holoscreens Bilder aus verschiedenen Kamerawinkeln seiner Kajüte auf.
    Er trat vor den großen, mittleren Monitor. Das Mädchen lag friedlich schlafend da, in ihre Tücher eingewickelt, so wie er sie zurückgelassen hatte. Er trat noch näher an den Screen heran, und ihm stiegen fast Tränen in die Augen, als er daran dachte, sie hergeben zu müssen. Ja, hergeben war das richtige Wort. Ihr Gesicht war bildschön, ihre Erscheinung unschuldig – sein Herz wurde warm, als er sie betrachtete. Er konnte beim besten Willen nicht sagen, was ihn zu diesen Gefühlen trieb, aber der Gedanke, die Kleine an die Drakken und den Pusmoh auszuliefern, bereitete ihm Magenschmerzen. Er glaubte spüren zu können, dass sie ihr wehtun würden. Ein gequältes Seufzen entrang sich seiner Kehle.
    »Ich denke, Sie könnten mit Commander Griswolds Hilfe später etwas über ihren Verbleib herausfinden, Boss«, sagte Sandy mitfühlend und gab damit gleich die einzige sinnvolle Marschrichtung vor.
    Er schwieg, überlegte, ob ihm selbst etwas einfiel. Aber so sehr er auch nachdachte, da war nichts. Er musste einen Scan abliefern, und auf dem würde jeder halbwegs vernünftig ausgebildete Operator einen Drakken-Hopper erkennen. An eine Fälschung des Scans war nicht zu denken. Selbst wenn er das wagen wollte, würde er einen Spezialisten und mindestens einen ganzen Tag Zeit benötigen. Wenn er hingegen den Scan nicht abgab, würde er den Hopper selbst als Beweis vorweisen müssen. Und laut Sandy waren die Datenspeicher nicht vollständig zu löschen. Er könnte versuchen, die Bordsysteme des Hoppers so weit zu zerstören, dass man dort gar nichts mehr an Daten retten konnte… aber dann würde man ihm Ort und Zeitpunkt der Zerstörung nachweisen können. Er konnte es drehen und wenden, wie er wollte, er kam aus dieser Sache nicht heraus.
    »Soll ich eine Verbindung zu Commander Griswold herstellen?«, fragte Sandy.
    Er atmete langsam und tief ein.

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