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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Mädchen verliebt, beklagte sich eine innere Stimme lautstark. Er seufzte. Sie blickte ihm forschend in die Augen, und er sah, dass sie grün waren. Wieder ließ sie einen langen Satz los. Ein paar Laute kamen ihm entfernt bekannt vor, vielleicht hatte er es mit einer zurückgebildeten Art der Standard-Sprache zu tun.
    Vor Tausenden von Jahren, so lehrte die Geschichtsschreibung, als während der großen Expansion zahllose Kolonisten ins All aufbrachen, verschlug es manche von ihnen zu weit entfernten Welten. Sie fanden nie wieder den Weg zurück in die Zivilisation.
    Aufgrund mangelnden Nachschubs an hoch technisierten Gütern und infolge ihrer völligen Isolation fielen manche dieser Kolonien wieder tief in mittelalterliche oder gar steinzeitliche Zustände zurück. Ein bizarres Phänomen. Die erste Raumschiffsbesatzung, die später auf eine solch rückständige Kolonie gestoßen war, hatte anfangs die aberwitzigsten Vermutungen angestellt – bis hin zu der Theorie einer unentdeckten Bruderrasse aus der Tiefe des Kosmos oder der Idee, dass sich alle höher entwickelten Kulturen der Milchstraße zwangsläufig zu menschengleichen Wesen entwickelten. Das Mädchen entdeckte das Essen auf dem Tisch, und er war erleichtert, dass sie wenigstens das erkannte: einen Teller mit etwas Essbarem darauf. Sie zeigte auf das Menü, das wie Lammkotelett B mit Virago-Reis aussah, und fragte ihn etwas.
    »Natürlich, iss nur! Das ist für dich.« Sie erhob sich und verzog dabei etwas das Gesicht, weil ihre Muskeln und Sehnen wohl noch verkrampft waren. Dann saß sie an dem kleinen Tisch und aß – und benutzte dabei sogar Messer und Gabel. Das erleichterte ihn abermals.
    Er beobachtete sie eine Weile, wie sie den Teller leer aß, hungrig, aber durchaus zivilisiert. Mehrfach deutete sie, begeistert nickend, auf das Fleisch und den Reis.
    »Ist nicht echt – nur aus dem Synthesizer, Schätzchen«, sagte er. Aber das verstand sie nicht, und es war im Grunde einerlei.
    Hauptsache, es schmeckte ihr.
    Möglicherweise stammte sie von solch einer Kolonialwelt und war ein Mitglied einer Gesellschaft, die vor viertausend oder noch mehr Jahren zur hoch entwickelten Menschheit gezählt hatte, dann aber in archaischen Zeitaltern versunken war. Es würde eine Weile dauern, bis er sie auf den Stand der aktuellen Welt gebracht hatte – seine Barbarenbraut, wie Vasquez sie nicht ganz unrichtig bezeichnet hatte. Sie besaß ja nicht mal etwas zum Anziehen.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein. »He!«, rief er und stand auf. »Ich weiß etwas! Komm mal mit!«
    Sie hatte ihr Mahl gerade beendet und mampfte noch mit vollem Mund, aber sie erhob sich. Als sie vor ihm stand, war sie deutlich mehr als einen Kopf kleiner als er. Verwundert blickte sie zu ihm hinauf. Ihre Nasenspitze befand sich ungefähr auf der Höhe seines Brustbeins. Verlegen zuckte er mit den Schultern. Er hoffte, dass der Größenunterschied ihr keine Angst vor ihm machte; was ihn selbst anging, hatte er soeben eine neue Schwäche an sich entdeckt: für zierliche Mädchen wie sie. Er fand sie einfach hinreißend.
    »Sandy, wo haben wir diese Kleiderkiste? Du weißt schon, die mit den vergessenen Sachen, die uns im Laufe der Jahre geblieben sind?«
    Sandy brauchte nur zwei Sekunden, um sie zu finden. »Sie ist im Trainingsraum, Boss. Glauben Sie, dort findet sich etwas für die junge Dame?«
    Roscoe grinste, während das Mädchen mit verblüfften Blicken nach der Herkunft der Stimme suchte.
    »Vor ein paar Monaten haben doch die Kinder dieser Prospektorenfamilie ihre Sportsachen bei uns vergessen, oder nicht?«
    »Sie haben Recht, Boss. Diese Kleider könnten ihre Größe haben.«
    Die Tür zischte auf, und das Mädchen trat erschrocken einen Schritt zurück.
    »Keine Angst, Schätzchen«, sagte Roscoe, nahm sie bei der Schulter und zog sie mit sich hinaus. »Das ist nur eine Tür. Und die Stimme ist Sandy, die gute Fee hier an Bord. Das Schiff heißt Moose, ist ein zwölf…«, er senkte die Stimme, »… nein, ein vierzehnrippiger Halon-Leviathan, eine riesige, tote Raumbestie… und dann wäre da noch Vasquez, und das ist eine richtige Bestie, verstehst du? Und ich bin Roscoe. Darius Roscoe.«
    Er tippte sich auf die Nasenspitze. »Wie heißt denn du?«
    Er zog sie mit sich, erzählte ihr alles, was ihm einfiel. Das Mädchen setzte zögernd ein Lächeln auf, bis ihr Gesicht ein vergnügtes Grinsen zeigte. Sie schien mit jeder Sekunde wacher zu werden, und schließlich stimmte sie in sein

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