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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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flüssiger Form, sowie Wärme. Und natürlich eine gründliche Körperreinigung.«
    »Das mache ich!«, stieß Vasquez hervor.
    Roscoe wandte sich mit ungläubigen Blicken zu ihr um. »Sie?«
    Vasquez nickte verbindlich. »Ja. Schließlich ist sie eine Frau.
    Jemand muss sie ausziehen und sie waschen.«
    Er grinste bissig. Es war das erste Mal, dass sich Vasquez nützlich zu machen versuchte, und es ehrte sie, dass sie eine so unangenehme Arbeit auf sich nehmen wollte. Dann aber sah er wieder ihre Blicke, und die zeigten keinen Hauch Mitgefühl für das Mädchen oder ihr Schicksal. Nein, entschied er ärgerlich – er würde die Kleine nicht diesem Drachen von einer Frau überlassen.
    »Ich helfe Ihnen«, beharrte er.
    »Sie wollen mir helfen?«, fragte sie ungläubig.
    »Und… was ist mit ihrer Intimsphäre?« Sie deutete auf das Mädchen.
    »Intimsphäre?« Er schüttelte den Kopf. »So was Feines hat sie im Moment nicht. Vielleicht später wieder.« Er öffnete eine Schublade und holte zwei Skalpelle hervor. Eines reichte er Vasquez. »Los, Verehrteste. Helfen Sie mir. Die Hose müssen wir ihr wohl wegschneiden.«
    »Sagen Sie nicht Verehrteste zu mir!«, erwiderte sie schwach.
    Zehn Minuten später hatten sie das Mädchen entkleidet und halbwegs gesäubert. Ihre Kleider waren sämtlich in die Entsorgung gewandert, nur die hübsche bestickte Weste hatte Roscoe aufgehoben. Ein kleines Schmuckstück, wie aus dunkelgrauem Felsgestein, das sie an einem Lederband um den Hals trug, war das Einzige, was sie im Moment noch am Leib hatte.
    Inzwischen war es ziemlich warm im Raum, Sandy hatte zwei Crinolit-Heizstrahler von der Decke herabgefahren, und Roscoe wie auch Vasquez schwitzten unter ihrer Wärme. Dem Mädchen hingegen schien es in der Wärme und nach Verabreichung der Medikamente besser zu gehen. Sandy hatte bereits eine vorläufige intravenöse Zufuhr von Nährstoffen und Flüssigkeit eingeleitet.
    Sie war ziemlich klein, höchstens einen Meter siebzig. Damit reichte sie Vasquez gerade noch bis an die Nasenspitze – dabei war Vasquez als Frau bestenfalls durchschnittlich groß. Die lockigen, rotbraunen Haare des Mädchens wuchsen hingegen weitaus üppiger als die jeder Frau, die er kannte – und trotz des Schmutzes wirkten sie irgendwie weich und seidig.
    Im Moment jedoch drängten sich zwei andere körperliche Merkmale in den Vordergrund. Das Mädchen war im Unterleibsbereich schrecklich wund und verschmutzt, und sie trug eine rätselhafte, sehr große und ungewöhnliche Tätowierung auf der rechten Körperseite. Erstaunt und nachdenklich betrachteten Roscoe und Vasquez das Bild. Ihm fiel sein Wort Engel wieder ein, und er versuchte sich vorzustellen, wie sie aussehen würde, wenn sie erst wieder gesund war. Sie war zwar klein und zierlich, aber sie mochte trotzdem ein sehr hübsches Mädchen abgeben – besonders mit dieser ungewöhnlichen Tätowierung, die blass, aber außerordentlich kunstvoll war. Sie stellte zwei Drachen dar. Der eine befand sich oberhalb ihrer rechten Brust, der andere wand sich auf ihrer Hüfte entlang. Beide waren mit verzierten Leibern und vielfältigen Ausschmückungen dargestellt. Jedoch besaßen sie einen künstlerischen Stil, der Roscoe völlig fremd war.
    »Starren Sie nicht so auf ihren Leib!«, fuhr Vasquez ihn an.
    Roscoe blieb bei seiner neuen Masche und antwortete einfach nicht. »Sandy, wie macht sie sich?«, fragte er stattdessen.
    »Die Körperfunktionen haben sich etwas verbessert. Herzfrequenz jetzt bei 59 Schlägen, diastolischer Blutdruck bei 70, systolischer bei 100. Ich habe in der Hygienezelle nebenan ein Wannenbad eingelassen, Boss. Exakt 36 Grad, mit verschiedenen Aufbausubstanzen. Für die Wundbehandlung empfehle ich anschließend Vacoral-15.000.«
    »Sandy, du bist ein Schatz«, sagte er, was ihm einen missbilligenden Blick von Vasquez einbrachte. Aber auch das ignorierte Roscoe. »So, jetzt ist es genug, Roscoe!«, verlangte Vasquez.
    »Raus mit Ihnen! Das Waschen besorge ich allein.«
    Roscoe musterte sie. Bisher war sie nicht grob gegenüber dem wehrlosen Mädchen gewesen. Er hob einen drohenden Zeigefinger. »Seien Sie sanft zu ihr, verstanden? Und ein bisschen nett.
    Sie muss einiges durchgemacht haben.«
    »Ach, hauen Sie ab!«, entgegnete sie barsch.
    Sein Protest ging in einem Zischen unter – die Tür zur Hygienezelle hatte sich geöffnet. Der Behandlungstisch klackte und begann leicht zu schaukeln, ein Zeichen dafür, dass Sandy ihn abgekoppelt und

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