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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Schließlich nickte er. »Ja, Sandy.« Ihm brach fast das Herz, als er dabei das Gesicht des Mädchens betrachtete. Sandy stellte die gewünschte Verbindung her.
    »Na, Roscoe?«, lautete die gutmütige Frage Griswolds. »Was hast du denn gefunden?« Roscoe ließ sich ächzend in seinen Pilotensitz fallen. »Du wirst es nicht glauben, Kumpel…« Hinter Roscoe zischte das Brückenschott auf. Verwundert drehte er sich herum.
    Vasquez stand da und hielt zwei Dinge in die Höhe. Irgendwie vorwurfsvoll. »Sehen Sie mal, was ich gefunden habe!«, sagte sie. Roscoes Augen wurden groß und rund.
    Er stand auf und trat auf Vasquez zu. Was sie in den Händen hielt, schien aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit zu stammen. Es handelte sich um ein Schwert und ein Kettenhemd.
    Roscoe hatte auf seiner HoloVid-Anlage genügend dieser alten Schinken gesehen, um das auf einen Blick erkennen zu können.
    »Wo… wo haben Sie das denn her?«, fragte er erstaunt.
    »Na, woher wohl? Aus dem Hopper natürlich. Sieht ganz nach Unterwäsche und Essbesteck Ihrer Barbarenbraut aus!«
    Verwundert betrachtete er die beiden Objekte. In den Andenkenläden abgelegener Planeten konnte man allerlei nachgemachtes Gerumpel von den angeblichen Einheimischen vergessener Kolonialwelten kaufen, aber das war alles nur billiger Mist. Dass diese beiden Dinge hier jedoch echt waren, konnte selbst ein Laie erkennen. Es war ihre Machart – die Derbheit, die Flecken, Schatten und Abnutzungsspuren.
    »He, ihr Hübschen!«, schallte es aus dem Hintergrund. »Was gibt’s denn? Ist das euer Weltraumschrott?«
    In Roscoes Hirn tickerte es. Hatte er bereits vermutet, dass sein Engel eine ungewöhnliche Geschichte haben musste, so wurde ihm nun klar, dass sich hinter ihr ein kapitales Geheimnis verbergen musste. Das machte ihm die Sache nur umso schwerer. Sein alter Wunsch, wenigstens einmal mit ihr geredet zu haben, ehe er sie auslieferte, gewann wieder Oberhand.
    Er fuhr herum. »Griswold – ich rufe dich später noch mal! Ich muss erst noch was erledigen.« Er sah in die Höhe. »Sandy, trenne die Verbindung! Sofort.« Griswolds erstauntes Gesicht verlosch auf der Stelle. Er hatte gerade protestierend die Hand erhoben und den Mund öffnen wollen. »Gutes Mädchen«, murmelte Roscoe mit einem zufriedenen Lächeln. Dann wandte er sich zu Vasquez um, und sein Lächeln erstarb.
    Sie hatte das Schwert und das Kettenhemd sinken lassen und funkelte ihn misstrauisch an. »Was… müssen Sie noch erledigen, Roscoe?«, wollte sie wissen.
    Er maß sie mit prüfenden Blicken. »Nachdenken, natürlich. Sie etwa nicht?«
    »Worüber soll ich denn nachdenken?«
    »Na, über das Mädchen. Und dieses Zeug da. Das ist doch nicht normal, dass ein herrenloses Drakkenboot durchs All treibt, völlig verbeult, mit Energiestatus Null, und ein solcher Passagier drin sitzt, oder? Sie muss über eine Woche im Schiff verbracht haben – ganz allein.«
    Vasquez gab sich unverständig. »Natürlich ist das nicht normal.
    Ein Grund mehr, einen Bericht an diesen Fettwanst da zu senden und die Aufklärung den Behörden zu überlassen.«
    Er blickte kurz über die Schulter in Richtung des erloschenen Monitors, auf dem eben noch Griswold zu sehen gewesen war.
    Die Überheblichkeit dieser Vasquez war atemberaubend. Griswold war etwas rundlich, aber kein Fettwanst. Dass Vasquez ihn bereits in eine Schublade geschoben und abgeurteilt hatte, sagte alles. Roscoe beschloss, ab jetzt überhaupt nicht mehr auf sie einzugehen.
    »Ich muss mir erst überlegen, wie ich ab jetzt weiter verfahre«, verkündete er.
    »Wie Sie weiter verfahren?«, fragte sie. »Was soll das heißen?
    Selbstverständlich werden sie nach Spektor Fünf fliegen, den Hippo und das Mädchen ordnungsgemäß übergeben und dann schnellstmöglich nach Diamond weiterfliegen!«
    »So? Werde ich das?«
    Sie schnappte nach Luft.
    Er trat auf sie zu und schubste sie beiseite. »Weg da«, knirschte er. »Ich muss nach dem Mädchen sehen.«
    Vasquez taumelte zur Seite, fing sich und blieb mit einem ungläubigen Ächzen stehen.
    »Sandy?«
    »Ja, Boss?«
    »Achte darauf, dass Passagier Vasquez nur Zugang zu Systemen und Bereichen der Stufe D erhält.
    Keine Gespräche nach außen ohne meine Genehmigung.« Dann drehte er sich herum und stemmte die Fäuste in die Seiten, während er die völlig konsternierte Vasquez mit grimmigen Blicken maß. »Und fahre die Bordküche herunter, Sandy.
    Essen gibt es ab jetzt nur noch zu normalen Zeiten.

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