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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Und morgens und abends nur kalt!«
    Dazu fiel Vasquez’ scharfzüngigem Plappermaul nichts mehr ein.
    Sie stand nur da und stammelte unzusammenhängende Laute.
    Roscoe wandte sich um und verließ die Brücke. Als sich das Schott hinter ihm geschlossen hatte, sagte er leise: »Sandy?«
    »Ja, Boss?«
    »Warte noch mit dem Runterfahren der Küche. Haben wir etwas, das unserem Passagier schmecken könnte?«
    »Sie meinen… dem Engel, Boss?«
    Er nickte grinsend. »Genau, Sandy!«
    »Ja, Boss. Ich denke, ich könnte die Bordküche dazu bringen, ein ansprechendes Menü zusammenzustellen, das den momentanen Bedürfnissen der jungen Dame entspricht.«
    »Das ist fein, Sandy, wirklich fein. Dann leg los.
    Du weißt, wo du mich findest.«
    »Ja, Boss«, erwiderte Sandy fröhlich, »das weiß ich.«
    ***
    Sie erwachte langsam, während er den Tisch für sie deckte.
    Er fühlte sich wie jemand, der eine Geburtstagsüberraschung für eine liebe Freundin vorbereitete. Als endlich der Schweber mit dem Menü eintraf, fürchtete er schon, nicht mehr rechtzeitig fertig zu werden, ehe sie ganz zu sich gekommen war. Doch er bekam noch ein wenig Zeit.
    Während er den kleinen Tisch deckte, seufzte und stöhnte das Mädchen und kam dabei langsam zu sich.
    Sie reckte und kratzte sich wie nach einem langen, ausgiebigen Schlaf und produzierte allerlei Laute und Verrenkungen. Roscoe war fasziniert. Sie war solch ein zierliches kleines Wesen, ein so bezauberndes Geschöpf, dass er sich selbst und die Wärme seiner Gefühle gar nicht mehr wiedererkannte. Ihre Gesichtshaut war leicht rosig, und dank der Aufbausubstanzen hatten ihre Wangen sogar einen seidigen Schimmer angenommen. Die rotbraune Lockenpracht glänzte regelrecht. Nach einem wohligen Seufzen lag sie still da und sah ihn wortlos an, den Kopf tief im Kissen vergraben und ihm zugewandt. Ihr Blick war noch immer etwas müde, aber freundlich und dankbar, und ein kleines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Er hätte sie am liebsten geküsst.
    »Na, mein kleiner Engel«, sagte er freundlich und lächelte sie an.
    Dann räusperte er sich verlegen. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau oder ein Mädchen so angesprochen. Eine derartige Vertraulichkeit würde sie wahrscheinlich nicht schätzen. Wunderbarerweise hob sie eine Hand und fuhr ihm über die stoppelige Wange. Ein warmer Schauer durchströmte ihn von Kopf bis Fuß.
    Dann sagte sie etwas, und er stutzte. Er hatte keine Silbe verstanden. »Sprichst du etwa kein… Standard?«, fragte er besorgt.
    Sie nahm ihre Hand wieder herunter und studierte verwundert sein Gesicht. Dann drehte sie den Kopf leicht, und ihr Blick wurde wacher; sie besah die Decke und die Wände, musterte einzelne Gegenstände, und ihr Gesichtsausdruck verwandelte sich zunehmend in Betroffenheit. Mit einem ihm unbekannten Wort stemmte sie sich in die Höhe und sah sich vollends um. Zuletzt stand ihr Mund weit offen. Es war unübersehbar, dass sie das, was sie sah, erschreckte und ängstigte.
    Wieder formten ihre Lippen einen Satz, der ihm unverständlich blieb.
    »Mein Gott, Mädchen!«, sagte er. »Du verstehst mich nicht?!
    Von welcher Welt stammst du, dass du noch nie die Standardsprache gehört hast!« Sie schien seine Enttäuschung zu verstehen, denn sie verzog den Mund, zuckte bedauernd mit den Schultern und sagte etwas – was er natürlich abermals nicht verstand.
    Auch sie schien begriffen zu haben, dass sie keine gemeinsame Sprache hatten. Roscoe seufzte enttäuscht. Er hatte darauf gehofft, rasch erfahren zu können, wer sie war und was es mit dem Hopper auf sich hatte, um sich etwas für Griswold ausdenken zu können. Er musste endlich eine Entscheidung treffen, was er tun sollte.
    Eine Entscheidung, die längst gefallen ist, dachte er bitter.
    Auch das seltsame Schwert, das Kettenhemd und ihre rätselhafte Herkunft konnten nichts daran ändern. Jeder Versuch, sie zu verstecken, würde in harschen Konsequenzen für ihn enden. Sandys Vorschlag, ihr mit Griswolds Hilfe auf der Spur zu bleiben, war der viel versprechendste Weg. »Ja, so werden wir es machen!«, sagte er mit einem aufmunternden Nicken zu ihr, von dem er selbst nicht überzeugt war. »Du musst nach Spektor Fünf, aber sobald ich meine Fracht abgeliefert habe, sehe ich nach dir, ja? Das ist… in ungefähr zwei Wochen.«
    Sie antwortete mit einem zaghaften Lächeln und einem langen, unverständlichen Satz, aber ihre Stimme tat ihm wohl. Roscoe, du Riesenross, du hast dich in dieses

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