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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Folge oder manchmal auch gleichzeitig ins All hinaus. So oft sie irgend konnten, suchten sie die Oberfläche der Welt, das umgebende All oder das Drakkenmutterschiff ab. Es waren jeweils ein oder zwei Begleiter mit im Boot – entweder Roya, Hellami, Jacko, Victor oder irgendein anderer aus dem Kreis der Freunde. Nur Alina durfte nicht mit, da jeder Flug hinaus nach wie vor ein Risiko bedeutete. Ihr durfte auf keinen Fall etwas geschehen. Doch ihnen war kein Glück beschieden. Mit jedem Start hinaus ins All schwand die Hoffnung, Leandra noch zu finden. Izeban war schon fast zu einem Unglücksboten geworden, denn er kleidete das in nüchterne Worte, was allen anderen im Herzen klar war: sie hatten sich nie einen vernünftigen Begriff vom All gemacht. Von der ungeheuren Leere, der endlosen Weite, die dort draußen herrschte und die sogar in der Lage war, ein Objekt von der Größe einer Sonne zu verbergen, sodass man sie nicht wieder fand.
    Inzwischen gab sich Izeban selbst die Schuld. »Ich war so unsagbar dumm«, meinte er voller Elend, »ihr zu sagen, dass die Sterne Tausende von Meilen entfernt seien. Ich habe mich zwar gleich berichtigt – hin zu Hunderttausenden oder gar Millionen –, aber selbst das muss viel zu wenig sein.« Er hob beschwörend die Hände. »Wahrscheinlich ist der nächste von ihnen tausend Mal eine Million Meilen entfernt – oder noch mehr!«
    Trotz des Missverständnisses konnte keiner von ihnen glauben, dass Leandra losgeflogen war, um zu erkunden, wie weit sie ins All vorstoßen konnte. Izeban hatte genauestens berichtet, wie sorgfältig sie sich vorbereitet hatte und dass sie sich klar über die Gefahren gewesen war. Leandra war zwar stets eine neugierige Seele gewesen, nie aber hatte sie zu Unvorsicht oder unüberlegtem Draufgängertum geneigt. Nein, es musste irgendetwas Unvorhergesehenes passiert sein. Am fünften Abend nach Beginn der Suche, die vom Drachenbau aus geführt wurde, stieg Victor, von Müdigkeit gezeichnet, in Angadoor aus der Schaukel. Izeban, er und Yo waren viele Stunden lang über die Höhlenwelt hinweg geflogen und hatten versucht, irgendeine Spur von Leandra zu finden. Vergeblich.
    Alina empfing ihn auf dem winzigen Landeplatz, der auf einem grasüberwachsenen Buckel vor dem Rund der Malangoorer Häuser lag. Kaum ein paar Schritt hinter ihnen ging es jäh in die Tiefe. Sie hatte Marie auf dem Arm; der Kleine streckte die Ärmchen nach seinem Papa aus. Victor nahm ihn und küsste sein strahlendes Gesicht. Izeban und Yo kamen vorbei, begrüßten kurz Alina und marschierten in Richtung des Felsenpfades, der über die Hängebrücke am Wasserfall hinauf zum Windhaus führte.
    Victor blickte den beiden hinterher, dann wandte er sich zu Alina. »Es tut mir Leid…«, hob er an, unterbrach sich dann aber. Sie blickte ihm forschend in die Augen.
    Was soll sie nun denken, wenn meine ganze Sorge Leanara gilt?, dachte er niedergeschlagen und hatte nicht einmal den Mut, sie ebenfalls zu küssen. Die ganze Zeit über war er fast ständig mit Izeban oder Marko draußen gewesen, hatte nach Leandra gesucht und dabei Alina seit ihrer gemeinsamen Nacht im Palast kaum gesehen. Dabei liebe ich dich so sehr…
    Er wünschte sich, ihr seine Gefühle spontan offenbaren zu können. Ausgerechnet in dieser zauberhaften Nacht mir ihr war die entsetzliche Nachricht über Leandras Verschwinden eingetroffen.
    Alinas Miene zeigte keinen Unmut. Sie schmiegte sich an ihn, küsste seine Wange und sagte: »Du kannst ja nichts dafür. Wir können nur noch hoffen…«
    Er stutzte kurz, begriff dann aber, dass sie ihn missverstanden hatte. »Ich wollte mich eigentlich entschuldigen«, erklärte er, »dass ich dich schon wieder so allein gelassen habe. Was Leandra angeht… nun ja, dafür kann ich nun wirklich nichts.«
    Alina schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen.
    Ich würde etwas dafür geben, selbst bei der Suche mithelfen zu können – aber ihr lasst mich ja nicht.«
    Als sie sich auf die Zehnspitzen stellte, um ihn ein weiteres Mal zu küssen, wurde oben, am Windhaus, die Tür des Nebenbaus aufgerissen. Marko war herausgestürmt, lief bis zum Geländer und starrte suchend hinab.
    »Alina? Victor? Seid ihr da irgendwo?«
    Die Dämmerung war schon angebrochen, und sie mussten sich im schwächer werdenden Licht bemerkbar machen. »Hier! Hier sind wir, Marko! Was ist denn?«
    »Schnell, kommt hoch!«, rief er aufgeregt und winkte. »Wir haben Nachricht von Leandra!«
    ***
    Nervös

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