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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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geradezu aberwitziges Vorhaben.
    Wieder traf sie ein Seitenblick der Kleinen, und dieses Mal glaubte sie etwas Trotziges darin zu erkennen, ja sogar eine Warnung, so als könnte sie, dieses klapprige, dürre Ding, irgendetwas gegen sie ausrichten. Mit ihrem lächerlichen Schwert, dachte Vasquez und lachte spöttisch auf. Wahrscheinlich konnte die Kleine es nicht einmal heben. Nun sah auch Roscoe zu ihr, und seine Blicke waren die reine Verachtung. Plötzlich wurde Vasquez klar, dass sie bei ihm verloren hatte.
    Keiner ihrer Tricks würde ihn noch irgendwie beeinflussen können. Ihre Wut und Verachtung übertraten in diesem Augenblick die Schwelle zum Hass.
    Damit hast du dir ein echtes Problem eingehandelt, du Dreckskerl, dachte sie.
    Ihr Gesicht, das jeder Mann ohne Zögern als ungewöhnlich hübsch bezeichnet hätte – jedenfalls dann, wenn es ein ehrliches Lächeln trug –, war nur mehr eine verzerrte Fratze. Die wenigen Personen, die sich bisher Vasquez’ Hass zugezogen hatten, waren nicht mehr froh geworden. Sie nahm sich vor, alles zu unternehmen, damit Roscoe sich in diese nette Runde einreihen konnte.
    »Einleitung der Beschleunigung in t minus 15 Sekunden, Boss.«
    Und du bist ebenfalls fällig, Sandy-Schätzchen, dachte Vasquez in heißem Zorn. Sie wusste, oder besser: ahnte, dass künstliche Persönlichkeiten wie Sandy durchaus so etwas wie einen Lebensfunken in sich trugen. Sie hatten Angst vor der Löschung – dem, was bei ihnen dem Tod gleichkam. Sich an dieser Sandy zu rächen war die leichteste Übung von allen. Hatten die Drakken dieses Schiff erst einmal geentert – und Vasquez zweifelte kernen Augenblick daran, dass sie nur noch etwa zwei Stunden von diesem Ereignis trennten –, konnte sie die Moose im Namen der Obersten Finanzbehörde von Aurelia-Dio beschlagnahmen. Sie würde genüsslich über die Brücke spazieren, ein nettes Viertelstündchen mit Sandy plaudern, ihr dann das tiefste Bedauern ausdrücken und dieser Computerschlampe den Saft abdrehen.
    Und dann war da natürlich noch das Mädchen. Vasquez wandte den Kopf – die Kleine stand noch immer dort drüben, angstvoll an Roscoe geschmiegt. Mal sehen, was die Drakken mit ihr vorhatten. Als hohe Beamtin in Diensten des Pusmoh fand sie sicher Möglichkeiten, das Schicksal der Kleinen in Erfahrung zu bringen.
    Nein, besser noch: Sie konnte es durch ein paar geschickte Verleumdungen noch verschärfen.
    Und das würde sie dann brühwarm diesem verfluchten Roscoe auftischen, sofern ihn die Drakken bis dahin nicht schon einen Kopf kürzer gemacht hatten.
    Die Vorstellung, dass die Drakken ihn tatsächlich töten könnten, ließ sie kalt. Er war nicht nur ein brutaler Dreckskerl, sondern nun auch noch ein Verbrecher, Steuerbetrüger und Entführer. Was er ihr angetan hatte, würde er zutiefst bereuen! »Ich bin so weit, Boss«, sagte Sandy. »Nehmen Sie bitte Platz – und die junge Dame ebenfalls. Es sind Beschleunigungswerte von über 15 g notwendig, und dazu benötige ich so viel Energie, dass ich die g-Kompensatoren nicht volllastig fahren kann.«
    Roscoe führte die Kleine zu einem der Sitze, platzierte sie dort mit beruhigenden Worten und setzte sich dann selbst hin. »Leg los, Sandy. Was ist, wenn die Drakken gut genug sind, das Manöver abzufangen?«
    Innerhalb von Sekunden schwoll ein Vibrieren an, welches das ganze Schiff erfasste. Ein dumpfes Dröhnen ertönte, zahllose leise und laute Summ- und Zisch-Geräusche kamen hinzu, und sämtliche Holoscreens und Instrumente der Brücke begannen einen wilden Tanz von blinkenden Lichtern und flackernden Diagrammen aufzuführen. Vasquez’ Sitz schwenkte herum, sodass er in Kursrichtung zeigte. Augenblicke später wurde sie wie von der Faust einen Riesen in ihn hineingepresst. »Dann wird es problematisch, Boss«, antwortete Sandy mit erhöhter Lautstärke. »Für derartige Fälle liegen mir keine Vergleichswerte vor. Ich wäre dann auf exakte Befehle von Ihnen angewiesen.« Sie machte eine kurze Pause. »In zehn Sekunden wird ein maximaler Restbeschleunigungsdruck von 6,14 g auf Sie einwirken. Soll ich ihn auf Kosten der Beschleunigung reduzieren, Boss?«
    »N-n-nein!«, hörte Vasquez ihn keuchen. »B-bring… uns… nur w-weg von hier…« Weiter kam er nicht mehr. Vasquez selbst hatte keine Silbe herausgebracht. Sie hatte das Gefühl, als lastete eine Tonne Gewicht auf ihrer Brust lasten. Doch es war zugleich, und das überraschte sie, auch ein berauschendes Gefühl. Sie glaubte, mit

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