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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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diese Empfindung war bald vorüber und machte einer kalten Wut Platz. Er pflanzte sie grob in einen weichen Sessel. »Die Arme auf die Lehnen!«, knirschte er. »Was?«, fragte sie verdattert. Ihre verwirrten Sinne registrierten, dass sie im Sessel des zweiten Piloten saß.
    »Die Arme auf die Lehnen!«, bellte er. »Schnell – bevor ich Ihnen eine schmiere!« Sie keuchte angstvoll, gehorchte dann aber rasch. »Sandy! Die Sensorschlösser!«
    Dieses Miststück von einem Computer schien nur darauf gewartet zu haben. Augenblicklich rasteten die beiden Schlösser der sensorischen Abtaster mit einem durchdringenden Klacken über Vasquez’ Handgelenken ein. Sie war gefangen. »Bleiben Sie ganz ruhig sitzen und wagen Sie nicht, an den Schlössern herumzureißen, verstanden?«
    Vasquez blickte irritiert auf ihre Handgelenke. Die metallenen Klammern, die sich darum geschlossen hatten, sahen nicht so aus, als gäben sie etwas Geringerem als einem schweren Laserbrenner nach. Sie hatte einmal gehört, dass ein Pilot während eines TT-Transfers heftige Muskelkontraktionen erleiden konnte.
    Deswegen waren die sensorischen Geräte an einem solchen Pilotensitz für schwere Belastungen gebaut. Aber dieses hässliche Schiff hatte gar keinen TT-Antrieb. Vermutlich stammte dieses Stück Müll von einem Sitz von irgendeinem schmierigen Schrotthändler draußen in den Randwelten – wie wohl das meiste auf diesem zusammengeflickten Pott.
    Roscoe richtete sich auf. »Pass schön auf sie auf, Sandy!«, sagte er. »Jawohl, Boss.«
    Vasquez knirschte vor mühsam verhaltener Wut mit den Zähnen.
    »Dreieinhalb Stunden sind zu lang, Sandy!«, erklärte Roscoe, der Vasquez nun den Rücken zugekehrt und sich in der Mitte der Brücke aufgebaut hatte. »Moment, Boss… ich rechne gerade…« Es dauerte ein paar Augenblicke, dann meldete sie sich wieder. »Ich habe Ortungsdaten, Boss. Eine kleine Drakkenfregatte der Sentry-Klasse ist vor vier Minuten von Janus-2 gestartet. Der Kurs zielt eindeutig auf unseren aktuellen Standort. Wir könnten der Fregatte in einem flachen Winkel entgegenfliegen und ab einem Zeitpunkt X, der etwa in t minus einer Stunde zweiundfünfzig liegt, in einem 35-Grad Winkel aus dem Kurs fallen – in Richtung der Ekliptik des Asteroidenrings.«
    »Und das bedeutet?«
    »Dass wir eine fast zweistündige Beschleunigungsphase nutzen könnten. Die Fregatte würde sich uns zwar bis auf etwa achtzigtausend Meilen nähern, ab diesem Zeitpunkt aber hätten wir einen günstigen Fluchtwinkel, sodass wir uns umso schneller wieder von ihr entfernen würden. Ich kenne die Beschleunigungswerte der Sentry-Fregatten nicht genau, aber dieses Manöver würde unsere beiden Kurse so weit auseinander treiben, das wir ihr gegenüber einen geschätzten Zeitvorteil von bis zu eins Komma sechs Stunden erzielen könnten.«
    »Wirklich? So viel? Dann los, Sandy, leite das Manöver ein!«
    »Es ist riskant, Boss.«
    »Ich weiß, Sandy.« Er drehte sich zu Vasquez herum und fasste sie mit wütendem Blick ins Auge. »Aber unser größtes Risiko sitzt hier. Wenn dieses machtsüchtige und eitle Weibsstück uns irgendwie schaden kann, wird sie es tun.«
    Ein würgender, bitter-saurer Geschmack stieg Vasquez in den Mund. Sie ballte die Fäuste und überlegte, ob ihr unbändiger Zorn vielleicht doch ausreichen würde, diese metallenen Fesseln zu zerreißen.
    Begleitet von kleinen, beißenden Funken der Wut, die auf ihrer Netzhaut aufleuchteten, beobachtete sie, wie Roscoe plötzlich aufzuckte, als wäre ihm etwas Wichtiges eingefallen. Er fuhr herum und eilte mit raschen Schritten auf das Mädchen zu. Wie ein beschützender Vater nahm er sie in die Arme… und sie gab sich auch noch bereitwillig seiner Umarmung hin!
    Ihr traurig-angstvoller Blick streifte kurz sie, Vasquez, dann vergrub sie ihr Gesicht in der breiten Brust von Roscoe, diesem Verbrecher. »Was ist los, mein Schatz?«, fragte er. »Warum hast du solche Angst vor den Drakken?«
    »Schatz!«, äffte Vasquez verächtlich nach. Das Mädchen schmiegte sich an ihn, ganz so, als wären sie alte Freunde. Es war unübersehbar, dass dieser übergeschnappte Idiot sich in die Kleine verknallt hatte, ja, sie geradezu vergötterte. Schatz hatte er sie genannt! Er wirkte zu allem entschlossen – wahrscheinlich würde er wie ein Derwisch für sie kämpfen; sogar, wenn es ihn Kopf und Kragen kostete. Lächerlich. Gerade stand er im Begriff, mit diesem Pott einer Drakkenfregatte entkommen zu wollen – ein

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