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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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war nicht mehr als ein Stück angeschwemmtes Treibgut aus dem All, von irgendeiner jammervollen Randwelt stammend, ohne Bildung, Stil oder Ausstrahlung. Es war unwürdig! Gleichzeitig ließ er sie, Janica Vasquez, abblitzen. Noch nie hatte ein Mann sie so gedemütigt.
    Natürlich, der anfängliche Fehler war ihr selbst unterlaufen, das war ihr durchaus bewusst. Auf der Suche nach einer Passage nach Diamond hatte ihr Roscoe, der lässig wirkende, große Kerl mit seinen wasserblauen Augen, dem herausfordernden Lächeln und der schlaksigen Art gut gefallen. Sie hatte auf eine aufregende Fahrt mit einem kleinen Kurierflitzer oder einem Prospektorenclipper gehofft, auf ein paar spannende Tage auf einem modernen Schiff, mit einer guten Portion Sex und als umschwärmte Prinzessin inmitten einer Crew von kernigen Kerlen, denen sie ein bisschen die Köpfe verdrehen konnte. Dass das Schiff dabei etwas länger brauchen würde, weil es den Wurmlochtunnel nicht benutzte, wäre ihr nur recht gewesen. Doch sie hätte sich Roscoes Schiff vorher ansehen sollen – die Moose. Dieser abgrundtief hässliche Pott, plump, unförmig und langsam, dazu dreckstarrend, voller Unbequemlichkeiten und mit einem einzigen Mann besetzt, der sich sehr bald als ein Querdenker, Eigenbrötler und Außenseiter herausgestellt hatte… Nein, es war ein dummer, ja geradezu peinlicher Fehlgriff gewesen. Sie stand noch immer mit verschränkten Armen mitten auf der Brücke, und ihre Wut schwoll gefährlich an, denn Roscoe schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Seit Minuten schon hantierte er hektisch an seinen Kontrollen und hatte ihr währenddessen nicht mal einen Seitenblick zugeworfen. Versuchte er etwa, sie zu schneiden? Ja, sie hatte ihm ordentlich Dampf gemacht, hatte dabei aber nicht wirklich vorgehabt, ihn ans Messer zu liefern. Jetzt aber spielte sie ernstlich mit dem Gedanken. Er hatte ihr eine trödelige Reise auf seinem stinkenden Pott zugemutet und sie als Frau gedemütigt, indem er diese dahergelaufene, kleinwüchsige Schlampe in ihren voll gemachten Windeln ihr vorzog. Nun war er auch noch drauf und dran, sie, Vasquez, in Gefahr zu bringen, indem er illegale Akte beging, während sie an Bord war. Das ging eindeutig zu weit.
    »Was haben Sie vor, Roscoe?«, fragte sie scharf. »Werden Sie schon sehen, Süße«, murmelte er, ohne aufzusehen.
    Beinahe hätte sie empört nach Luft geschnappt – aber das war genau das, was er erreichen wollte: sie zu brüskieren. Nein, den Gefallen würde sie ihm nicht tun: nun aus der Fassung zu geraten. Doch noch bevor sie sich eine entsprechende Antwort überlegt hatte, hob er den Kopf und wandte sich an seine zweite Schlampe, diese lächerliche künstliche Persönlichkeit Sandy. »Wie weit ist es noch bis zu den Asteroiden, Sandy?«
    »Etwa zwei Komma vier Millionen Meilen«, hörte sie Sandys süßliche Stimme. »Was haben Sie vor, Boss?«
    Na bitte, dachte Vasquez. Genau meine Frage. Ihr wird er antworten.
    Noch immer stand das Mädchen in ihren grünen Turnschuhen rechts in der Nische zwischen den zwei großen SteoPlast-Blöcken, die einen Teil der Bordelektronik abdeckten. Sie hatte Angst vor den Drakken, große Angst, das war Vasquez nicht entgangen. Als sie das Drakkengesicht auf dem Holoscreen erkannt hatte, war sie in die Nische geflohen und dort geblieben.
    »Wie lange brauchen wir mit Vollschub bis dorthin?«, fragte Roscoe, an seine unsichtbare Sandy gewandt.
    Vasquez stieß ein Keuchen aus. Sie trat zwei Schritte auf Roscoe zu. »Sie haben doch nicht etwa vor abzuhauen, Roscoe?«, fragte sie entgeistert.
    Sandy kam ihr zuvor. »Etwa dreieinhalb Stunden, Boss, wenn ich alle Energie von nicht dringend benötigten Systemen abziehe.«
    »Roscoe!«, rief Vasquez in hellem Zorn. »Antworten Sie mir!«
    Diesmal bekam sie ihre Antwort sofort. Roscoe wandte sich abrupt zu ihr um und war mit drei Schritten bei ihr. Augenblicke später hatte er sie mit eisernem Griff an beiden Oberarmen gepackt. Sie quietschte auf.
    »Sie halten ab jetzt Ihr verdammtes Schandmaul, Süße!«, knirschte er sie an. Seine Augen waren voller Wut, seine Stimme verriet wilde Entschlossenheit. Er riss sie herum, schob sie rückwärts über die Brücke und hielt sie dabei an ausgestreckten Armen in der Luft, dass nur mehr ihre Fußspitzen den Boden berührten. Für Augenblicke durchströmte sie ein seltsam heißes, lustvolles Gefühl, als sie seine unbändige Kraft spürte – er war ein verdammt starker Kerl, dieser Roscoe. Aber

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