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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Spott mit den Worten unserer Heiligen Bücher, Rascal.« Er wandte sich an Wes. »Wirst du wirklich schweigen – über alles, was du hörst, mein Sohn?« Wes erschauerte, blickte unsicher zu Rowling. Dann nickte er. »Ja, Heiliger Vater. Ich verspreche es. Gott ist mein Zeuge.«
    Der Papst nickte zufrieden. »Ah. Ein Mann des Glaubens. Dann komme ich mir wenigstens nicht ganz so allein hier vor.« Er sah wieder zu Rowling. »Also gut, dann höre mir zu. Wie du vielleicht weißt, bin ich nicht nur der Vertreter Gottes unter den Lebenden, sondern habe auch noch mehrere Ämter inne. Ich sitze dem Heiligen Konzil vor, bin Großinquisitor der Heiligen Inquisition und der Kriegsfürst des Heeres der Ordensritter.«
    »Ja, ich weiß, Exzellenz. Eine ziemliche Machtfülle für einen einzelnen Mann. Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben.«
    »Du hast Recht und auch wieder nicht, Rascal. Eine große Machtfülle ist es durchaus, aber in seiner gewaltigen Verantwortung stützte sich der Pontifex bisher stets auf das Heilige Konzil.
    In Wahrheit war es immer die Kardinals- und Bischofsversammlung, welche die wichtigen Entscheidungen gemeinsam traf. Bisher funktionierte diese Machtaufteilung stets gut. Nun aber hat sich das geändert.«
    »So? Hat das etwa mit dieser... rothaarigen Schönheit zu tun?«
    Wieder lächelte der Papst. »Schönheit? Du bist ein Romantiker, Rascal. Du idealisierst die junge Dame bereits. Aber... nun ja, vielleicht ist Romantik die Grundvoraussetzung für deinen Beruf.«
    Rowling lächelte zurück. »Ja, mag sein, Heiliger Vater.«
    »Was deine Frage angeht – ja, es hat offenbar mit dieser Frau zu tun, wiewohl nur indirekt. Leider weiß ich zu wenig über diese Sache, und genau das ist der Grund, warum ich sie finden möchte, ehe irgendwer sonst es tut. Sie muss von irgendeiner Randwelt stammen, an welcher der Pusmoh jedoch großes Interesse hegt. Es scheint, als stellte diese Frau eine gewisse Gefahr dar.«
    »Ich dachte... die Kirche und der Pusmoh stehen auf derselben Seite«, fragte Rowling vorsichtig. Der Papst antwortete nicht gleich. Seine geheimnisvollen dunklen Augen mit den hellgrünen Pupillen und sein mächtiger, kantiger Schädel mit der irritieren-den, leicht grünlichen Hautfarbe blieben für eine ganze Weile eine Maske des Schweigens.
    Dann schien er zu einem Schluss gekommen zu sein. »Drücken wir es so aus: Die Kirche hat sich stets bemüht, dem Pusmoh gefällig zu sein, was ihn aber noch nie daran gehindert hat, bestimmte Entscheidungen, selbst wenn sie ureigenste Kircheninteressen betrafen, über den Kopf des Heiligen Konzils oder des Pontifex hinweg zu treffen. In Wahrheit waren wir nie unabhängig.« Rowling holte tief Luft. Informationen dieser Art aus dem Mund des Papstes zu hören hatte etwas von Verschwörung und Rebellion an sich. Und sich gegen den Pusmoh verschwören zu wollen war reiner Selbstmord. Plötzlich war ihm bei diesem Gespräch nicht mehr ganz wohl in seiner Haut. »Auch deswegen war die angebliche Machtfülle des Pontifex nie mehr als ein Spruch auf einem Stück Papier. Wenn es je Macht in der Kirche gab, dann ging sie vom Heiligen Konzil aus.« Rowling wog seine Worte sorgfältig ab. »Ich dachte, der Pontifex hätte das Recht, das Konzil jederzeit zu überstimmen, wenn er mit einer Entscheidung nicht einverstanden ist.«
    »Das ist richtig. Diese Macht hat der Pontifex.« Diesmal schwieg Rowling eine Weile. »Das klingt beinahe, Heiliger Vater, als wäre der Pontifex stets nur ein Strohmann des Pusmoh gewesen. Einer, den der Pusmoh einsetzen konnte, wenn das Konzil nicht wie gewünscht funktionierte.«
    Rowling erschrak ein wenig, als sich das Gesicht des Papstes zu einer Maske des Zorns verzog. »Ich gehe viel zu weit, mein Sohn.
    Das sind Dinge, die du niemals hören dürftest, und ganz gewiss nicht aus meinem Mund. Aber du hast mit deiner Vermutung Recht Weißt du, wie lange ich im Amt bin?« Rowling schüttelte den Kopf.
    »Das siebente Jahr. Ich habe bereits drei Herausforderungen bestanden und habe den letzten Anwärter auf mein Amt so vernichtend geschlagen, dass die gesamte Kirche aufstöhnte. Seither bezeichnen mich manche als unbesiegbar. In der Tat bin ich immer stärker geworden – auch im Glauben.
    Doch es scheint, als wäre meine Stärke zugleich mein Fluch.«
    Langsam verstand Rowling. Dieser Papst war ein Mann von solcher Kraft und Ausstrahlung, dass er zur Gefahr für den Pusmoh geworden war. Dass der Ajhan sich dessen Gewalt nicht

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