Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
durch Mark und Bein fuhr, ihm knisternd die Gesichtshaut erhitzte und die Nackenhaare aufstellte. Als sie die Augen wieder öffnete, war ihr Blick starr und glasig. Ihre Kleine kann zaubern!, fuhren ihm Vasquez’ Worte durch den Kopf. Er blickte in Richtung der Luke. Dort schien die Luft Wellen zu schlagen, es war, als tauchte man in einem Pool und sah zur Wasseroberfläche hinauf.
    »Verdammt, das ist doch nicht möglich!«, ächzte er.
    Er steckte die Hand aus, durchstieß die Oberfläche und zog sie mit einem schmerzvollen Aufschrei wieder zurück. Es war dort kalt gewesen – schneidend kalt. Langsam kam ihm ein Gedanke, was hier los war. Weder sah er zu Leandra, die ihren seltsamen Stein mit der Linken umklammert hielt; die Rechte hielt sie ein wenig erhoben. Noch immer wollte sich ein Teil seiner selbst weigern, das zu akzeptieren, was er sah – doch dann zwang ihn etwas, alles zu vergessen, was sein nüchterner Verstand ihm einflößen wollte. Es war Vasquez, die kraftlos zusammensank. Ihnen konnte ohnehin nur noch ein Wunder helfen, und dies hier… Nun, wenn es keine Halluzination durch das Kohlendioxid war, dann musste es genau das sein: ein Wunder. Was Leandra genau vorhatte, wusste er nicht, aber er hatte ohnehin weder eine Wahl, noch ein größeres Maß an Zeit. Er drehte sich herum, beugte sich nach vorn und hieb auf die große, gelbe Taste des Öffhungsmechanismus der Luke. Dass die Taste gelb war, signalisierte bereits, dass an der Luke selbst der gleiche atmosphärische Druck herrschte wie außen. Sie schwang ohne zu zögern nach außen auf; allein der Umstand, dass kein Zischen zu hören gewesen war, sagte Roscoe, dass sich sein Wunder anschickte, Realität zu werden. Leandra schien mit ihrem unfassbaren Zaubertrick die Kabinenatmosphäre wie in einer Blase zusammenzuhalten. Roscoes benebelter Verstand mahnte ihn, alles Nachdenken auf später zu verschieben.
    Die Luke stand weit offen und gab den Blick unmittelbar auf die Plattform der Abbauanlage frei. In ungefähr sieben Metern Entfernung ragte das Gestell mit den Montage-Druckanzügen auf.
    Was sollte er tun? Dort hinausgehen? Wie sollte er das überleben? Jenseits des Kabinenausstiegs endete die künstliche Schwerkraftebene des Hoppers – er würde sofort davontreiben.
    Und dort war es kalt und luftleer… Panik breitete sich in ihm aus.
    Und wieder spürte er etwas.
    Der Hopper bewegte sich langsam, trieb näher auf das Gestell zu, während sich die Sphäre der Atemluft innerhalb des Schiffs wieder ausdehnte. Sie erreichte mit ihrer Wellen schlagenden Oberfläche die Höhe des Lukenausgangs und wölbte sich dort, wie ein entstehender Tropfen, langsam nach außen. Bald waren es nur noch fünf Meter bis zu den Anzügen, dann nur noch drei. Der Hopper blieb hängen, irgendwo stieß er an, konnte nicht noch näher heran. Die Luftwölbung verdichtete sich; kurz darauf löste sich mit einem leisen Plopp eine Blase wie ein Wassertropfen und schwebte hinaus ins All.
    Was Roscoe hier erlebte, war blanker Irrsinn – die Naturgesetze waren auf den Kopf gestellt. Im nächsten Moment tat er etwas, das ebenso irrsinnig war. Er machte ein paar rasche Schritte, sprang durch die offene Luke hinaus und wurde nach einem Sekundenbruchteil in stechender Kälte wieder von Luft umschlossen – er hatte die schwebende Blase erreicht.
    Er stieß einen irren Schrei aus, so als hätte er gerade erfolgreich die Schwelle zum Wahnsinn übersprungen. Zahllose Gefühlsregungen durchströmten ihn – Stolz, Unglauben, Selbstzweifel, Hochgefühl, Depression… alles, was nur aus irgendeiner Ecke seines völlig durchgedrehten Geistes stammen konnte. Er wusste, dass sein Weltbild gerade auf den Kopf gestellt worden war, wenn dies hier kein Traum, sondern Realität war. Ein Teil seines kaum noch agierenden Verstandes rechnete damit, jederzeit aus diesem Traum zu erwachen.
    Die Luftblase, von der er umschlossen war, schwebte zu den Anzügen. Offenbar vermochte Leandra ihn sogar zu dirigieren.
    Augenblicke später war er am Ziel. Er bekam den ersten der Anzüge zu fassen. Das Ding war dick mit grauem Staub bedeckt, die große Scheibe halb blind. Roscoe packte ihn und jaulte auf – es war schneidend kalt. Er ignorierte den Schmerz, suchte nach der Halterung und fand einen Karabiner-Mechanismus, der nach ein paar kräftigen Zügen nachgab.
    »Ich hab ihn! Ich hab ihn, Leandra!«, schrie er, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte. Dann ging die Reise zurück.
    Er blieb

Weitere Kostenlose Bücher