Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
stygische Wahnsinn an diesem Ort. Die Erschütterung jedoch war so stark, dass der Fels mit einem scharfen Knacken barst und Risse den Raum durchliefen. Staub und Gesteinssplitter rieselten von der Decke herab – dann war es endlich ruhiger.
    Rasnor stand schwer atmend da. Das Leuchten im Sarkophag war erloschen, und die Fackel in seiner Hand brannte wieder halbwegs ruhig, obwohl keinesfalls die Rede davon sein konnte, dass sich das Trivocum wieder völlig normalisiert hätte.
    Er starrte die kleine Tür an. Sie reichte ihm kaum bis zur Gürtelhöhe und war überdeckt mit seltsamen Zeichen, Fratzen fremdartiger Wesen und Symbolen, die an die Magie gemahnten, für ihn aber völlig unbekannter Herkunft waren.
    Wie hatte er diese Tür bei seinem letzten Besuch übersehen können?
    Seine Haut war noch immer elektrisiert von der rätselhaften Energie, die hier geherrscht hatte.
    Nein, das war nicht das Stygium gewesen, wurde ihm plötzlich klar. Dieser Ort war der Berührungspunkt seiner Welt mit einer Sphäre, wie er sie bisher noch nicht gekannt hatte. Langsam ging er rückwärts, näherte sich der großen Tür, trat hinaus und zog sie hinter sich zu.
    Abermals ebbte der Fluss der fremden Energien ab, versiegte aber nicht vollständig. Nein, bei weitem nicht! Übrig blieb ein Gefühl von alarmierender Unruhe und Gefahr, die jemandem, der zum ersten Mal hierher kam, die Haare zu Berge würden stehen lassen. Vielleicht war das auch gut so.
    Schlotternd hob er die Fackel, zog sich zurück, schwor sich, nie wieder hier herunter zu kommen.
    Irgendeine hartnäckige Stimme in seinem Innern aber versuchte ihm einzureden, dass er eines Tages doch wieder hier sein werde.
    »Nein! Nie wieder!«, schrie er wutentbrannt den kalten, steinernen Wänden entgegen.
    Er wandte sich um und floh die Stufen hinauf, die Finsternis im Rücken, die wie mit einer riesigen, kalten Klaue nach ihm greifen wollte. Auf seiner fast panikartigen Flucht nach oben schlug er mehrfach mit Ellbogen, Knien und Schultern gegen die Felsen. Es dauerte lang, ehe er seine Schritte zu verlangsamen wagte.
    Irgendwo kam ihm Septos entgegen. »Hoher Meister!«, keuchte der Prior. »Es… es hat sich verändert! Wir haben es spüren können! Es ist fast… fort!«
    Rasnor warf ihm wütende Blicke entgegen. »Da unten war es, nicht wahr? Dort unten, in diesem Raum, hockte der Wächter der Tiefe!«
    »Ich… ich weiß nicht«, antwortete Septos verunsichert. »Das war vor meiner Zeit.«
    »Warum hast du mir nichts von der Tür erzählt?«
    »Von der Tür? Aber…«
    »Die kleine Tür meine ich. Die der Wächter bewacht hat!«
    Septos atmete plötzlich schwer. »Eine kleine Tür?
    Ich… ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, Hoher Meister!«
    Rasnor erschauerte wieder. Der Schrecken wollte ihn einfach nicht loslassen. Es mochte sein, dass Septos tatsächlich nichts wusste. Das aber würde bedeuten…
    Entschlossen setzte er sich Richtung Ausgang in Bewegung.
    »Ich reise ab, jetzt gleich!«, verkündete er. »Und sag jedem, dass die Verliese dort unten ab sofort verboten sind! Die Alchimisten sollen sich eine andere Arbeit suchen. Niemand geht jemals wieder dort hinab, verstanden?Niemand!« Die letzten Worte hatte er Septos förmlich entgegen gebellt.
    Septos erzitterte unter der Gewalt seiner Stimme.
    »Jawohl, Hoher Meister. Wie Ihr befehlt.«

26
Wendepunkt
    M it offenen Augen lag Leandra in ihrem schmalen Bett. Man hatte sie hier einquartiert, einem winzigen Raum voller kleiner Wunder, in dem sie jedoch, soweit sie das im Augenblick ermessen konnte, keine Gefangene war. Das Licht war gedämpft und das Bett bequem. Sie dachte an Victor.
    Ihr war eingefallen, dass sie kein Lied mehr von ihm gehört hatte, seit sie damals Jacko kennen gelernt hatten, im Wirtshaus an der Straße nach Tharul. Das war ein großartiger Tag gewesen.
    Victor hatte aus dem Stegreif ein Spottlied gedichtet und es den Gästen vorgetragen, völlig unbedarft und frei von der Seele weg, wo er doch zumindest geahnt haben musste, dass so gut wie alle Gäste dieses Wirthauses Mitglieder einer Räuberbande gewesen waren. Und Jacko – der Mann, über den er sich mit seinem Lied lustig gemacht hatte, war ihr Anführer gewesen. Ein dreistes, wenn nicht gar gefährliches Unterfangen. Es war der Moment gewesen, in dem sich Leandra zum ersten Mal ein bisschen in Victor verliebt hatte, diesen verrückten Dichter und Sänger, der sich so frech der Übermacht der Räuberbande entgegengestellt hatte.
    Sie musste

Weitere Kostenlose Bücher