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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ist das nichts mehr. Ich selbst habe im letzten Jahr mehr auf Drachenrücken gesessen, als es mir gut getan hat, und Munuel tut sich sehr schwer mit seiner Sicht nur auf das Trivocum.«
    Azrani grinste. »Genau das wollte ich vorschlagen«, meine sie und sah zu Marina. Ihre Freundin nickte begeistert.
    ***
    Komm zu mir, kleiner Rasnor!, zischte eine Stimme aus dem Türspalt.
    Rasnor konnte sich nicht entziehen. Nicht, solange er nicht wusste, was dort drin war.
    Er zitterte am ganzen Leib, als er auf die Tür zutrat; die Fackel flackerte so heftig, als wäre er mit ihr in einen nächtlichen Sturm hinausgegangen. Seine Augen, seine Ohren – sie lieferten ihm keine verlässlichen Informationen mehr; es schien, als wackelte und zitterte alles, als stünde dieses furchtbare Grab kurz davor, von einem Erbeben verschüttet zu werden.
    Mit zusammengebissenen Zähnen und zu Schlitzen verengten Augenlidern tappte er vorwärts, das Herz nur mehr ein hart pulsierender Knoten geplagten Fleisches, zusammengepresst von einer dunklen Kraft, die ihm alle Wärme aus dem Körper saugen wollte. Mit der rechten Hand stieß er die schwere Tür ein Stück auf. Chasts Leichnam würde dort stehen, aufrecht und mit ausgestreckten Armen, um nach ihm zu greifen und ihn zu erwürgen – ihn, der es gewagt hatte, seinen Platz einzunehmen.
    Doch er sah nur den Sarkophag.
    Flackerndes, gelbgraues Licht drang aus ihm hervor, so als brenne trocknes Laub in seinem Innern. Der Deckel war an den Sockel gelehnt, wie beim ersten Mal, als er hier eingedrungen war. Allein würde er ihn ohnehin nicht auf den Sarkophag heben können – aber er bezweifelte auch, dass das noch irgendeinen Sinn machte. Es war zu spät; der Geist des Chast war aus dem Reich der Toten zurückgekehrt, um ihn hier zu stellen und für den Frevel zu bestrafen, sich nun selbst Hoher Meister zu nennen.
    Keuchend trat Rasnor in den Raum; er war niedriger, als er sich erinnerte, und enger, als es seinem geplagten Geist lieb gewesen wäre. Der Sarkophag schien leer zu sein; er wagte kaum, näher heranzutreten und den Kopf zu recken, um ganz hineinblicken zu können. Nach wie vor drang das fahle Leuchten aus seiner Tiefe.
    Erst jetzt sah Rasnor, dass die Decke des Raumes mit Steinmetzarbeiten bedeckt war – wie auch der Boden. Doch es handelte sich nicht um klar erkennbare Formen und Linien – nein, hier war ein grauenhafter Stümper am Werk gewesen. Er hatte mit derben Hammerschlägen große, primitive Figuren in den Stein geprügelt, hässliche monströse Fratzen und wirre geometrische Linien, die groteske Formen ergaben. Vielleicht war es gerade die armselige Machart der Arbeiten, die sie so bedrohlich erscheinen ließ. Es war, als spräche der Irrsinn des Erzeugers aus seinen Figuren.
    Der Gedanke, diesem Wahnsinnigen zu begegnen, jagte Rasnor kalte Schauer über den Rücken. Dann aber sah er etwas, das ihm wirkliche Angst einjagte – mehr Angst als all die Gravuren oder die vermoderte Leiche, die dort in dem steinernen Kasten gelegen hatte.
    Auf der anderen Seite des Raumes befand sich eine weitere Tür.
    Stöhnend wich Rasnor an die Wand zurück.
    Die Tür war klein, wie für Zwerge gebaut, aber sie sah noch älter und primitiver aus als die andere – und sie stand offen.
    Rasnor kämpfte gegen ein würgendes Entsetzen an, das ihn zu übermannen drohte. Er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, dass diese Tür zuvor schon da gewesen wäre, nein – sie wäre ihm ganz sicher aufgefallen. Die Vorstellung, dass es von diesem lästerlichen Ort aus noch tiefer hinabgehen sollte, bereitete ihm namenlose Angst. Was auf dieser Welt konnte so grauenvoll sein, dass es danach verlangte, sich an einem noch tiefer gelegenen Ort zu verkriechen?
    Komm, Rasnor, ich warte!
    »Was willst du von mir, Chast?«, kreischte er voller Panik.
    Was ich will? Nichts! Du willst etwas von mir!
    »Nein! Das… das ist nicht wahr!«
    O doch! Du willst wissen, was mir die Macht verlieh, Hoher Meister zu sein. Du willst erfahren, wie ich die Kräfte erlangte, alle meine Neider und Rivalen zu vernichten! Komm herab – in die Tiefe! Ich zeige dir Gongh, das Reich der Alten! Ich zeige dir, wie man wirklich mächtig wird! Du wirst diese Macht brauchen, um gegen deine zukünftigen Feinde bestehen zu können! Vertrau mir, Rasnor! Vertrau mir…
    Rasnor machte ein paar schnelle Schritte nach vorn und versetzte der schweren kleinen Tür einen kräftigen Tritt.
    Sie krachte zu, und augenblicklich verebbte der

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