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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Bildes mit der Flusslandschaft. »Hier sind die Pferde ebenfalls.«
    Jockum verzog das Gesicht. »Das sollen Pferde sein?«
    »Aber ja, Hochmeister! Seht nur, die Bildaufteilung. Im Hintergrund die Steppe, dann der Wald, der Stützpfeiler. Es ist genau dieses Bild hier, nur sehr verkleinert.«
    Jockum beugte sich vor und musterte die Stelle, dann den jungen Mann, der das behauptete. »Adept Marius, nicht wahr? Du bist noch nicht lange im Ordenshaus. Wie kommt es, dass du so steife Behauptungen aufstellst?«
    »Er war dabei, Hochmeister«, erklärte Marina bescheiden. »Er hat mir geholfen, die Bilder zu sortieren.«
    Wieder brummte der Primas. Irgendetwas schien ihn heute Nacht dazu zu verleiten, sich besonders autoritär zu geben. »Und weiter?« Sie schritten zum nächsten Bilderpaar. Diesmal war er mit der Interpretation eher einverstanden, denn Phenros hatte, abermals mit Kohle, eine finstere Szene mit Spukgesichtern und gespenstischem, spärlichem Lichteinfall gemalt. Das darüber liegende Bild, Marinas Kopie, gab ein schroffes, dabei sehr dunkles Gebirge wieder. Das konnte nur das Akranische Felsengebirge nordöstlich von Savalgor sein, das für seine Lichtlosigkeit bekannt war. Dort gab es ausgesprochen wenig Sonnenfenster, dafür aber zahllose Spukgeschichten.
    Das nächste Bild Marinas zeigte als Landschaftsform eine weite Grassteppe, und als der Primas sah, dass Phenros dazu ein wundervolles Ölgemälde gemalt hatte, das eine riesige Mullohherde zeigte, entspannte sich sein Gesichtsausdruck. Es folgte ein Bild von Phenros mit zwei Fischerschaluppen, während Marina ein zugehöriges Bild des Akeanos vorzuweisen hatte; danach sah man eine weite Inselwelt und dazu passend eine Darstellung pummeliger Salmdrachen, die seit alters auf den nördlichen Inseln von Chjant lebten. So ging es weiter, bis die letzten drei Bilderpaare gänzlich unbekannte Gefilde zeigten – Marinas Vermutung nach auf dem Kontinent Veldoor.
    »Hier haben wir raten müssen, denn keiner von uns war je auf Veldoor«, erklärte sie. »Da ist eine Wüste mit seltsamen Trichtern im Boden…«
    »Sandwürmer«, meinte der Primas. »Ganz gemeine Bestien und unter dem Einfluss stygischer Verseuchung geradezu monströs.
    Ich habe zwar nie selbst welche gesehen, aber verschiedentlich davon gehört.« Er räusperte sich. »Marina, ich muss eingestehen, dass deine Darlegung überzeugend wirkt. Ich denke, so gut wie unsere Spur ist das hier allemal.«
    Marina, die zuletzt doch etwas unsicher geworden war, blickte ihn hoffnungsvoll an. »Wirklich? Das findet Ihr?«
    »Beruhigend zu wissen«, erklärte er, »dass du nicht alles siehst, mein Kind. Sonst käme man sich glatt überflüssig vor.«
    »Was meint Ihr, Hochmeister?«
    Er deutete auf das letzte Bilderpaar. »Stell dir mal die beiden Bilder übereinander liegend vor.« Er bückte sich, hob die beiden Papierbögen auf, legte sie übereinander und hielt sie vor das Licht einer Öllampe. Aus dem, was vorher ein abgestorbener Baum im Vordergrund und ein schroffer Bergstock im Hintergrund gewesen war, schälten sich nun seltsame, gebogene und säulenartige Gebilde.
    »So etwas habe ich schon einmal gesehen«, erklärte Jockum.
    »Nein, gehört!« korrigierte er sich. Er sah sich nach seinem Freund Munuel um. »Weißt du noch, Munuel? Dieser letzte Vers mit dem… toten Gerippe der Zeiten, verendet in sandigen Weiten, den wir nie verstanden haben?« Er deutete auf das Bild. »Das hier sieht mir wie eine Wüste aus, in der das Knochengerippe eines Tieres aus dem Sand ragt…« Marina runzelte die Stirn. »Es wirkt riesig groß. Und was ist das da?« Sie deutete auf mächtige, fliehende Linien hinter dem Gerippe und auf ein dunkles Tor im Mittelgrund.
    Jockum betrachtete das Bild lange Zeit und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß nicht genau. Aber ich wette, dass dies das Ziel ist. Das Bild deckt sich mit dem Vers, den wir fanden. Uns fehlte nur ein konkreter Hinweis, in welche Richtung wir uns wenden müssen.« Er schritt noch einmal die doppelte Reihe von Marinas Zeichnungen ab und nickte. »Ja, ich denke, das ist eine wirklich gute Spur!«
    »Warum versuchen wir dann nicht, dieser Karte zu folgen?«, schlug Azrani vor. »Ich finde, das Wagnis könnte man eingehen.
    Es sieht nicht allzu gefährlich aus.«
    Der Primas musterte die beiden Mädchen. Dann sah er kurz zu Munuel und schüttelte bedächtig den Kopf. »Also gut. Wollt ihr beiden diese Reise wagen? Ich fürchte, Munuel und ich… für uns

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