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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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lächeln. Der Ärmste war damals ganz schön in Gefühlsnöte geraten, und sie hatte ihn in der Folge so ziemlich allem ausgesetzt, was eine Frau an seelischer Verwirrung stiften konnte, wenn sie selbst nicht wusste, was sie wollte. Aber zum Glück hatte er Geduld aufgebracht. Welch vergnügliches Heldenepos hätte er wohl aus der Szene gedichtet, die hier vor kurzem stattgefunden hatte: als sich sieben oder acht erwachsene Männer plötzlich wie halbwüchsige Raufbolde aufeinander gestürzt und sich die Ohren wund geprügelt hatten. Was waren das nur für Leute?
    Wie kam es, dass sie hier draußen im All auf Menschen stieß?
    Und wie groß sie alle waren! Leandra kam sich wie ein Zwerg unter ihnen vor. Besonders eindrucksvoll fand sie den riesigen grünen Mann, aber er konnte unmöglich ein Mensch sein. Dennoch sprach er wie sie, und ein Einzelner war er ebenfalls nicht. Einer der beiden, die sie auf dem großen Felsbrocken im All erwischt hatten, war von der gleichen Art gewesen, und auch in dem großen Raum, in dem die Prügelei stattgefunden hatte, hatten sich zwei dieser Leute aufgehalten. Sie war fasziniert von den seltsamen Augen dieser Wesen: tief dunkelbraun, aber doch von einem warmen Farbton, mit einer strahlend hellgrünen Pupille. Eigentlich hatte sie Furcht empfinden müssen, so fremdartig wirkten diese Augen; dazu kam noch der flache Teil des Gesichts, wo die Nase fehlte, und die seltsamen Öffnungen rechts und links am Kinn.
    Das wohl Erstaunlichste an diesen Gesichtern war, wie sie fand, der trotz allem freundliche und Vertrauen einflößende Ausdruck.
    Sie hatten nichts Beunruhigendes an sich. Sie freute sich geradezu auf ein Wiedersehen mit dem großen grünen Mann.
    Es war ein eigentümliches Gefühl, einen Tag mit derartig vielen Ereignissen und so vielen neuen Personen zu erleben – und dabei nichts von allem verstanden zu haben. Sie beherrschte weder die Sprache, noch verstand sie wirklich, was geschehen war. Allein mithilfe ihres Gefühls hatte sie sich orientieren und Entscheidungen treffen müssen. Und was die Sache noch schwieriger gemacht hatte, waren all die Streitigkeiten zwischen den Personen gewesen. Auch da hatte sie nur mithilfe ihres Gefühls entscheiden können und wusste nicht, ob sie sich inzwischen nicht schon Feinde gemacht hatte. Besonders ihre beiden Retter interessierten sie: Rosko und Waskes.
    Leandra hatte keine Ahnung, in welcher Beziehung sie zueinander standen, nur eins war ihr klar: Besondere Zuneigung empfanden sie füreinander nicht. Überhaupt schien hier niemand Zuneigung für irgendeinen anderen zu empfinden. Das ängstigte Leandra ein wenig. Was sie bisher mitbekommen hatte, waren im Grunde nur Streit und Zank und Kampf und Verfolgung gewesen.
    Und natürlich waren die Drakken da. Vielleicht lag es an ihnen, dass die Leute so grob miteinander umgingen. In ihrer eigenen Welt war es nicht anders gewesen. Das Seltsame jedoch war: alle schienen sich für sie zu interessieren, und sie mochte man durchaus. Rosko mochte sie, das war kaum zu übersehen. Auch der große, grüne Mann tat es, und Waskes eigentlich auch, obwohl sie aus irgendeinem Grund eifersüchtig auf sie zu sein schien. Es war eine Welt, oder besser: ein Weltall voller Rätsel. Aber sie empfand dennoch keine Enttäuschung. Diese Welt war ungeheuer aufregend, und sie war begierig darauf, mehr zu erfahren. Ihre wichtigste Aufgabe bestand im Augenblick ganz sicher darin, sich erst einmal mit der Sprache der Fremden vertraut zu machen, damit sie sich orientieren konnte. Nur musste dafür endlich Ruhe einkehren. Wenn diese Herumhetzerei einmal aufhörte, würde sie sich jemanden suchen, von dem sie die fremde Sprache erlernen konnte. Es klopfte. »Ja?«, rief sie.
    Die weiße Tür glitt sanft zur Seite, und Waskes kam herein. Sie trug einen freundlichen Gesichtsausdruck und winkte sie aus ihrem Bett heraus. Leandra richtete sich auf. Waskes begann zu reden, und Leandra versuchte aus ihren Gesten und dem Tonfall herauszudeuten, was sie wollte. Offenbar sollte sich Leandra ankleiden und mitkommen. Irgendetwas mit dem Kopf sollte passieren, mit Waskes’ Kopf oder mit ihrem. Waskes machte Zeichen, als wollte sie sich eine Mütze aufsetzen.
    Leandra erhob sich, zog sich die bunten Sachen wieder an, die ihr gut gefielen, und folgte Waskes. Sie begaben sich zurück in den Raum mit den vielen Leuchtschirmen, in dem der Kampf stattgefunden hatte. Als sie eintraten, legte ihr Waskes beschützend den Arm über die

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