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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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wusste nun, dass die großen grünen Leute Ajhan hießen. Sie lebten irgendwo auf einer entfernten Welt in großen Sippen, wie die Drachen in der Höhlenwelt. Es gab welche, die nur männlich, und andere, die nur weiblich waren. Und dann waren da noch welche, die sich ändern konnten, man erkannte es an ihren Namen. Die Ajhan gefielen Leandra. Sie schienen friedlich und besonnen zu sein, nur die mit den zwei Geschlechtern, die sich noch nicht für etwas entschieden hatten, waren ungestüm und wild.
    Ihre Reise ging weiter durchs All. Sie kam in Gegenden, wo Raumschiffe mit gigantischen Schirmen Staub aufsammelten, wo auf großen, schwebenden Felskugeln Bergbau betrieben wurde, oder winzigkleine Schiffe wie das ihre Würfel aus Zucker oder Mehl mit rasender Eile von einer Welt zur anderen schafften. Was sie immer mehr verblüffte und zugleich begeisterte, war die schiere Größe dieses Reiches, das sie in ihrem Traum bereiste. Es schien Hunderte von Welten zu geben, auf denen zahllose Menschen und Ajhan lebten, und zwischen allen flitzten Raumschiffe hin und her. Wenn sie ein hohes Tempo erreicht hatten, verschwanden sie einfach und tauchten anderswo wieder auf. Die meisten verschwanden durch so etwas wie Tore, die im All aus mehreren riesigen Felsbrocken gebildet wurden, welche im Kreis angeordnet waren. Nur wenige der Schiffe vermochten irgendwo zu verschwinden und wieder aufzutauchen, wie sie es wollten.
    Dann sah sie Bilder des Alls, die mit Strichen und Kreisen und Zeichen versehen waren, und sie erkannte die Zeichen sogar. Sie erhielt einen Einblick in die Größe des Alls, und die empfand sie geradezu als erschreckend. So riesig das Sternenreich auch sein mochte, von dem sie träumte, es schien weniger als ein Wassertropfen im Mogellsee zu sein – im Vergleich zum ganzen Kosmos.
    Und dann kamen die Drakken.
    Es war der hässliche Teil des Traums, denn sie begriff, dass dieses ganze Reich längst nicht so schön und frei war, wie es anfangs den Anschein gehabt hatte. Nein, es verhielt sich umgekehrt. Es gab zahllose Drakken, überall waren sie, flogen mit ihren hässlichen grauen Raumschiffen umher und kontrollierten alles und jeden. Auf jeder der Welten gab es Drakkengarnisonen, so wie damals in Angadoor, als die Soldaten gekommen waren, weil der Hierokratische Rat das Kriegsrecht über Akrania verhängt hatte. Die Drakken überwachten jede Welt, jede Reiseverbindung im All, und sie erhielten sogar Geld dafür. Das bekam Leandra immer wieder mit – und sie bekam auch mit, dass niemand dieses Geld freiwillig zahlte. Die Drakken stammten aus einem besonderen Raumsektor (woher kannte sie dieses Wort?), der Tryaden genannt wurde, und dann gab es noch einen, der Innere Zone hieß, und dort waren sie auch. Niemand ging gern dorthin, ja, es handelte sich sogar um Sperrgebiete. Das Bunte, Aufregende, Vielfältige und Inspirierende dieses gewaltigen Reiches erlitt einen bedrückenden, grauen Anstrich, als klar wurde, wie weit die Drakken in die Tiefe all dessen eingedrungen waren, in wie vielen Ritzen, Nischen und verborgenen Ecken sie saßen und alles beobachteten. Viele Leute, Menschen wie Ajhan, waren deswegen in Not geraten. Und so blühte in anderen Ritzen, Nischen und Ecken wiederum das Böse. Verrat, Raub, Mord, Diebstahl, Terror und Boshaftigkeit hockten dort wie üble Geschwüre und wucherten.
    Leandra erkannte, dass Ungerechtigkeit, Korruptheit und Willkür, wenn sie durch die Obrigkeit angewandt wurde, der beste Nährboden für den Niedergang der einfachen Leute war – dafür, dass sie selbst so verderbt wurden wie ihre Beherrscher. Gern hätte sie das Alina gesagt, als Hinweis und Warnung für ihr Amt, aber bei Alina war zum Glück so etwas nicht zu befürchten. Jedenfalls nicht, solange es ihr gelang, den Hierokratischen Rat zu beherrschen und die Zügel in der Hand zu behalten. Alina war ein guter Mensch, und Leandra überkam ein warmes Gefühl der Zuneigung, als sie an sie dachte. Victor würde jetzt wohl bei ihr sein, aber sie spürte keine Eifersucht, nur ein bisschen Sehnsucht. Ihr Traum, durch ihre eigenen Gedanken und Wünsche für kurze Zeit unterbrochen, ging weiter, und er währte noch lange. Sie spürte, wie sie müde wurde von all den Dingen, die ihr durch den Kopf gingen, und wie ihr Geist gleichzeitig immer unruhiger und durchgedrehter wurde. Irgendwann verflachte alles zu einem grauen Brei und sie erwachte. Nun erinnerte sie sich. Sie lag auf einer bequemen, flachen Liege in einem weiten

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