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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich selbst, als sie sich bei dieser menschlichen Geste ertappte. »Nein. Ich denke, das ist etwas, das wir von euch übernommen haben. Jedenfalls die Ajhan, die hier bei den Menschen leben. Wie auch die Sprache.«
    »Du sprichst wie ein Mensch, völlig klar und ohne Färbung.«
    »Ich bin hier geboren, mein Schatz. Wie die meisten Ajhan, die du in diesem Teil der Milchstraße treffen wirst. Wir sprechen die Sprache der Menschen, bewegen uns wie sie, lachen wie sie. Ich war erst einmal in Ursa Quad und kam mir dort ganz verloren vor. Es ist viele Jahre her.«
    »Du kamst mit deinem eigenen Volk nicht zurecht?« Sie schlenderten langsam den Gang hinab. Via:Lan’Chi hielt noch immer den Arm um Leandras Schultern. »Es ist nicht so, dass ich mich verstoßen gefühlt hätte«, erklärte sie. Ihre Stimme verriet leichte Melancholie. »Aber ich war dort fremd. Es stimmt – wir Ajhan kennen von Natur aus nicht allzu viele Gesten, so wie ihr Menschen. Wir sind ruhiger, leben weniger gefühlsbetont – wir werden sogar älter.« Sie spitzte die vollen Lippen, die eine leicht bläuliche Färbung besaßen. Die Lippen der Männer ihres Volkes waren sehr schmal, kaum vorhanden. »Jetzt, wo du mich darauf aufmerksam machst…«, sagte sie nachdenklich, »fällt mir auf, dass auch viele Menschen in Ursa Quad leben – Menschen, die dort geboren wurden. Sie sind ebenfalls anders. Sie sind ein bisschen wie wir geworden.« Via:Lan’Chi blieb stehen und sah Leandra an. »Du bist ein ungewöhnliches Mädchen«, stellte sie fest. »Kaum habe ich dich getroffen, bringst du mich zum Nachdenken. Es scheint zu stimmen, was man über dich sagt.«
    »So? Was sagt man denn?«
    Via:Lan’Chi setzte ein unglückliches Gesicht auf. »Nichts Gutes, fürchte ich. Jedenfalls nichts, was dir nützt. Es heißt, du seist etwas Besonderes. So besonders, dass der Pusmoh dich am liebsten tot sehen will.«
    Ein heißer Schauer durchströmte Leandra; sie glaubte, ihn auf den Wangen spüren zu können. Zum einen war es ein bisschen Stolz über ihre angeblich so große Ausstrahlungskraft, zum anderen aber verspürte sie Angst vor dem, was ihr andere anzutun gedachten, weil sie Neid, Eifersucht oder Furcht empfanden. War ihre Aura mehr ein Fluch denn ein Segen?
    »Komm, Schätzchen«, sagte Via:Lan’Chi gutmütig.
    »Gehen wir endlich ins Vestibül, Rascal wartet schon auf dich.«
    »Ins… was?«
    ***
    »Hübsch, nicht wahr?«, rief Rowling und warf die Arme in die Luft, um mit einer großen Geste rundum zu deuten. Seine Stimme hallte von den fernen, bizarren Felswänden wider. »Ist nur irgendein altertümliches Wort, Vestibül – es bedeutet so etwas wie Eingangshalle.« Er stieß ein Lachen aus.
    »Die Eingangshalle ins Reich des Bösen, der Verdammnis und der Gesetzlosigkeit!«
    Leandra blickte fasziniert in die Höhe und drehte sich einmal langsam im Kreis.
    Sie stand in einer Halle, die bestimmt so groß war wie der Wappensaal im Palast von Savalgor. Hier jedoch gab es keine mit tausend Talglichtern bestückten Leuchter unter der Decke und auch keine Fahnen, Gardisten oder Festtagsschmuck – dafür aber seltsame Säulen aus grünlich funkelndem Erzgestein, die im Licht vieler bunter Scheinwerfer auf mystische und faszinierende Weise glitzerten.
    »Das ist Malachit«, erklärte Rowling mit lauter Stimme und deutete auf die länglichen Gebilde, die sich aus der Felsendecke schoben und andernorts wieder darin verschwanden. »Hier wurde einmal Kupfer gewonnen, Leandra. Kennst du Kupfer?«
    Sie nickte und drehte sich noch einmal. Der Boden der Halle bestand aus einem Metallgittergeflecht, auf dem überall Kästen aus gelbem Material, Metallteile, Rollen aus Drahtseilen und irgendwelche Maschinenteile herumlagen, zumeist von schmutzigen Planen überdeckt. Eine dicke, schmierige Staubschicht breitete sich über alles, außer an den Plätzen, wo sich offenbar öfter Personen aufhielten. Der Dreck war atemberaubend, und es war ihr ein Rätsel, warum Rowling dennoch Wert auf die aufwändigen Lichteffekte legte. Rundum, innerhalb des unregelmäßig geformten, aber annährend kreisrunden Hohlraums, leuchteten die bunten Lampen auf raffinierte Weise die Felswände aus. Sie deutete auf den Metallboden. »Wenn ihr einmal ordentlich sauber machen würdet, könntet ihr hier ein richtig schönes Fest feiern.« Rowling lachte vergnügt. »Die ersten verständlichen Worte aus deinem Munde!« Mit erhobenen Armen wandte er sich an die übrigen Anwesenden. »Und was

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