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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gering.
    »Die Hinweise sind eindeutig!«, beharrte er, inzwischen sogar gegen seine eigene Überzeugung. »Wir haben es einfach nur noch nicht gefunden!«
    »Was willst du tun? Die ganze Gegend noch einmal durchforsten? Das haben wir nun schon zweimal getan.«
    Jockum verstummte. Ja. Das gesamte Inselinnere hatten sie abgesucht, immer wieder, in der Hoffnung, hier irgendein uraltes Relikt zu finden; ein vergessenes Bauwerk, eine alte Götzenstatue oder wenigstens irgendein in den Fels geritztes Zeichen. Aber da war nichts, rein gar nichts. »Und langsam werden diese Biester hier ungemütlich«, fügte Munuel hinzu. »Gestern dieser seltsame Vogel und die riesigen Ameisen… wer weiß, was uns heute Nacht noch überfällt. Es scheint, als hätte sich herumgesprochen, dass wir hier sind. Ich glaube, man will uns langsam wieder loswerden.«
    Jockum wandte sich zu Munuel um. »Aber… wenn wir uns jetzt wieder auf den Weg zurück machen… vielleicht kommen wir nie wieder hierher. Es sind achthundert Meilen bis nach Hause!«
    »Eben drum«, sagte Munuel und ließ offen, was er damit meinte. Ächzend schwang er seine Beine herum und streckte sich auf seinem unbequemen Lager aus. Jockum blickte über die Schultern zu ihm herab; er war im Zwiespalt, ob er seinem Freund nachgeben oder doch noch weiterbohren sollte. Es gab ein Geheimnis, dem sie auf der Spur waren – ausgelöst durch einen zufälligen Fund bei den Aufräumarbeiten im Cambrischen Ordenshaus von Savalgor, wo sich monatelang die Bruderschaft breit gemacht hatte. Seit Wochen schon verfolgten sie diese Sache und reisten mithilfe der Drachen beachtliche Strecken, aber je weiter sie vordrangen, desto undeutlicher und schemenhafter wurden die Spuren.
    Lag es daran, dass sie beide zu alt waren, um bessere Ergebnisse zutage zu fördern? Es stimmte schon: Eine kleine Mauer, über die ein Mädchen wie Leandra einfach hinweggesprungen wäre, stellte ein echtes Problem für Munuel oder auch für Jockum dar, der zwar rüstig, aber schlichtweg ein alter Mann war. Ganz zu schweigen von eingestürzten Treppen, verschütteten Kellern oder eingebrochenen Durchgängen, hinter denen andernorts entscheidende Antworten liegen mochten, die sie aber einfach nicht mehr erreichen konnten. Jockum nickte. Ja, ein Jüngerer hätte gewiss mehr Erfolge vorzuweisen gehabt. Diese Sache mochte überaus bedeutungsvoll sein.
    »Wir sollten die Suche vielleicht doch einem Jüngeren überlassen«, meinte Jockum. »Oder wenigstens einen bei uns haben.«
    Munuel hob den Kopf. »Warum sagst du nicht gleich: eine? Ich weiß genau, dass du niemanden lieber als Leandra hier hättest.«
    Jockum erwiderte nichts. Ganz sicher wäre Leandra von dieser Aufgabe fasziniert gewesen, aber Munuel hatte nach wie vor seine Bedenken. Einesteils, weil er unendlich froh war, dass sie all die Gefahren der letzten eineinhalb Jahre gesund überstanden hatte, und zum anderen, weil er wahrlich nicht glücklich über die Idee war, die Jockum mit sich herumtrug: Er suchte nach einem Nachfolger.
    »Sie ist zu jung«, fügte er leise hinzu und ließ den Kopf wieder sinken.
    »Aber sie ist die Beste«, hielt Jockum mit ebenso leiser Stimme dagegen. »Natürlich kann sie das Amt nicht sofort übernehmen.
    Ich bin schließlich noch unter den Lebenden und habe nicht vor, mich so schnell zu verabschieden. Aber in ein paar Jahren …?«
    »Sie hat noch gar nicht richtig gelebt«, beharrte Munuel. »Das Mädchen ist zweiundzwanzig, hat gerade mal ihre erste große Liebe erlebt, und du willst sie gleich in solch ein Amt stecken! Sie hätte so viel Verantwortung zu tragen, dass sie darunter zerbrechen könnte!«
    »Ich habe mit jungen Jahren auch schon Verantwortung getragen, Munuel! Mancher muss seiner Bestimmung folgen. Und ich wüsste niemanden außer ihr…«
    Munuel unterbrach ihn barsch. »Nun aber mal halb lang! Primas des Ordens bist du erst mit über fünfzig geworden!«
    »Ja, mag sein. Aber nach allem, was geschehen ist, haben wir eine Reformation dringend nötig. Und dazu braucht es jemanden, der jung ist, der modern denkt. Der Kodex muss überarbeitet werden. Die Stygische Magie, die du selbst ins Spiel gebracht hast, kann nicht länger ignoriert werden, da sie ganz andere Zugangsmöglichkeiten zum Trivocum bietet. Und sogar die Rohe Magie ist in gewisser Weise kultiviert worden – denk nur, was Magister Quendras von der Bruderschaft geleistet hat. Und…« Er brummte. »Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Nein.«
    Jockum

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