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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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orangefarbenen Leuchten erfüllt, das dem blanken Stein zu entstammen schien. Jetzt, weit nach Mitternacht, erleuchtete es ihnen die Nacht. Hoch in der Luft zogen bläuliche und rötlich gelbe Staubschlieren dahin, und von Zeit zu Zeit rumpelte und wackelte der Boden – von leichten Beben erschüttert.
    »Vorsicht, vor dir… ein heißer Fleck!«, warnte Munuel.
    Jockum blieb abrupt stehen und schärfte seinen Blick aufs Trivocum. Ja, Munuel hatte Recht, und er selbst täte besser daran, wenn er sich ebenso orientieren würde wie sein Freund: mithilfe des Inneren Auges. Weiträumig umrundete er die Zone, die nur etwa drei Schritt Durchmesser hatte, die ihm aber buchstäblich Feuer unter dem Hintern gemacht hätte, wäre er hineingetappt.
    Mit seinen gewöhnlichen Augen sah er bloß ein leichtes Flimmern in der Luft.
    »Komm, wir sind gleich da.« Jockum reichte Munuel seine Hand, um ihm über ein paar Felsstufen hinweg zu helfen. Sie betraten eine schräge Steinplatte, stiegen über mehrere Risse hinweg und erreichten schließlich eine geschützte Stelle unterhalb eines Überhangs, wo sie ihre Habseligkeiten gelassen hatten.
    »Sind diese Riesenameisen wieder da?«, fragte Munuel.
    Jockum beugte sich nieder und lupfte vorsichtig die beiden Schlafdecken. Darunter kam nichts zum Vorschein. »Nein, diesmal nicht. Glück gehabt. Wir sind weit genug abseits ihres Pfades.
    Bis hierher kommen sie wohl nicht gekrabbelt.« Seufzend setzte sich Munuel auf seine Decke. Jockum ließ sich neben ihm niedersinken und seufzte ebenfalls – nein, es war mehr ein Ächzen gewesen, das Vorrecht alter Männer. Sein Gewissen regte sich, dass er Munuel zu dieser Reise gedrängt hatte. Dass sie damit auf ihrer Suche den Durchbruch schaffen würden, hatte er selbst schon zu Beginn bezweifelt.
    Was stimmt an meiner Theorie nicht?, fragte er sich.
    Er stellte ein paar Zweige, die sie schon am Nachmittag gesammelt hatten, zu einer Pyramide zusammen, konzentrierte sich kurz und ließ in der Mitte zwischen ihnen eine kleine Flamme aufflackern. Ohne weitere Verzögerung griff sie um sich, und wenige Sekunden später flackerte an der Stelle ein munteres Feuerchen.
    Praktisch, dachte er. Die Magie ist ungemein praktisch. Allerdings kann sie mir auch nicht sagen, was ich verkehrt gemacht habe.
    Munuel erriet seine Gedanken. »Dieses Mal sind wir falsch, nicht wahr?«
    Jockum nickte unwillig, während er hinab auf das Geröllfeld starrte, wo sich so mancherlei versammelte, das einen unwissenden Besucher in tiefste Verwirrung gestürzt hätte. »Ich verstehe es einfach nicht!« Er langte nach seinem Rucksack und kramte darin, bis er seine Notizen gefunden hatte. Er hielt die Blätter in den schwachen Feuerschein, suchte das Entsprechende und las ein kurzes Gedicht vor – das Gedicht aus Phenros’ Grotte beim Wasserfall des Semphir:
    Nach Süden und Osten der Wegführt weit, und mach dich auf wunderlich’ Dinge bereit, wo Steine tanzen, wo Felsen verglüht und Wasser bergauf strömt, der Geist sich müht, das Bild der Natur und der Welt zu verstehn, und nicht sich selbst im Wege zu stehn.
    »Je öfter ich das höre«, meinte Munuel verdrossen, »desto kryptischer kommt es mir vor. Besonders die letzten beiden Zeilen.«
    »Was soll daran kryptisch sein?«, ereiferte sich Jockum. »Tanzende Steine! Glühende Felsen!
    Bergauf strömendes Wasser! Das kann eigentlich nur dieser Ort sein.«
    »Nur weil irgendwelche Leute diese Gegend einmal die Insel der Tanzenden Steine genannt haben, muss es nicht so sein, mein Freund, dass Phenros ebenfalls diesen Ort gemeint hat. Wir sind hier endlos weit von jeglicher Ansiedlung entfernt. Und hier ist auch nichts außer seltsamen Phänomenen und bösartigen Monstren. Wie soll Phenros je hierher gelangt sein, und was soll es hier geben? Überdies steht noch infrage, ob es dieses Tal zu Phenros’ Zeiten schon gab. Es mag durchaus erst mit dem Dunklen Zeitalter entstanden sein!« Jockum ließ das Blatt sinken und starrte auf das Geröllfeld zu seinen Füßen. Es stieg nach rechts leicht an, wo hinter einem Felsabsatz der Hang ins Tal der Tanzenden Steine abfiel. Nach links schlossen sich seltsame, orangebraune Felsmonumente an, die den Eindruck erweckten, als wären für Jahrtausende ungeheure Wassermassen zwischen ihnen hindurchgeschossen, immer wieder die Richtung wechselnd, und hätten auf diese Weise ein bizarres Labyrinth erschaffen. Die seltsamen Phänomene auf dieser Seite des Tals waren vergleichsweise

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