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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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angeht«, erklärte der Primas schließlich, »wissen wir nicht mehr als Phenros. Aber im Gegensatz zu ihm ist uns heute bekannt, dass die Drakken unsere Welt vernichten wollten. Eine Tatsache, für die wir bis heute keinen vernünftigen Grund finden konnten. Wenn man nun allerdings das alles in Zusammenhang mit diesem rätselhaften Bauwerk setzt…«
    Leandra keuchte. »Ihr meint, sie wollten deswegen unsere Welt vernichten? Wegen eines… Bauwerks?«
    »Wenn wir wüssten, was es damit auf sich hat, könnten wir diese Frage beantworten. Aber dazu müssten wir es erst einmal finden.«
    »Richtig«, bestätigte Munuel. »Und dann können wir vielleicht auch herausbekommen, ob die Vergangenheitsform, die du, Leandra, gebraucht hast, auch angemessen war.«
    Leandra stutzte. »Vergangenheitsform…? Was meinst du damit?«
    »Das Wort wollten, meine Liebe.« Leandra schoss in die Höhe.
    »Das ist nicht dein Ernst, Munuel!«, rief sie aufgebracht. »Glaubst du wirklich, die Drakken würden sich je wieder hierher wagen?
    Nach dieser Niederlage? Wir haben ihr riesiges Mutterschiff vernichtet – und die Drachen haben ihre Armee in weniger als einem halben Tag völlig ausgelöscht! Wir werden von Hunderttausenden von Drachen beschützt!« Munuel wiegte den Kopf hin und her.
    »Ich bete zu den Kräften, mein Kind, dass du Recht hast. Jeder Kriegsherr sollte erkennen, wann er der Unterlegene ist. Aber wenn ihr Ziel tatsächlich unsere Vernichtung war, kommen sie vielleicht doch noch einmal wieder. Wir wissen nicht, welche Mittel sie haben, um ihren Plan auszuführen. Vielleicht müssen sie dazu nicht einmal zu uns in unsere Welt herein kommen.«
    »Ja«, sagte Jockum. »Vielleicht wollen sie auch einfach nur Rache üben!«
    Leandra starrte die beiden alten Männer sprachlos an. Wie gern hätte sie ihnen leidenschaftlich widersprochen, doch tausend Gedanken schossen ihr zugleich durch den Kopf. Einer davon war die Erinnerung an den Augenblick ihrer Rettung von dem großen Mutterschiff der Drakken. Da hatte Hellami zu ihr gesagt, dass der Krieg nun endlich vorbei sei. Offenbar ein Trugschluss. Aber Leandra erinnerte sich noch an etwas anderes – etwas, das ihr in diesem Moment wie die monströse Fleischwerdung einer lächerlichen Aufschneiderei vorkam. Rasnor hatte ihr gegenüber einmal behauptet, die Drakken hätten eine Waffe, mit der sie eine ganze Welt von innen heraus so aufheizen konnten, dass sie nach ein paar Tagen regelrecht zerplatzte. Damals hatte sie das für eine lächerliche Aufschneiderei gehalten, für einen Versuch, ihr Angst zu machen.
    »Leandra, was ist?«, fragte Alina besorgt. »Du bist leichenblass.«
    Sie schluckte. »Nichts, Alina. Es… ist schon wieder vorbei.«
    ***
    Rasnor wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Als er die alten Keller unter Hegmafor durchschritt, überkamen ihn Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit – an seine Novizenzeit, die er hier verbracht hatte.
    Während er mit Prior Septos durch die steinalten, feuchten Korridore und Gänge lief, Blicke in alte Kammern und Verliese warf und von Novizen und Jungbrüdern begrüßt wurde, die auf sein Kommen offenbar schon vorbereitet waren, stiegen ihm vertraute Gerüche in die Nase und altbekannte Geräusche ans Ohr. Jedoch verbanden sich nur wenige davon mit erfreulichen Erinnerungen.
    Es plätscherte, tropfte, schabte und knirschte durch die Korridore, wie er es schon tausendfach gehört hatte – in einem anderen Leben und in einer anderen Zeit. Da war der alte Geruch nach feuchtem Moder, nach Pilzbewuchs und verrottendem Holz, den er jahrelang erduldet hatte und der ihn jetzt zu ersticken drohte.
    An manchen Stellen roch es nach scharfen Essenzen und giftigen Reagenzien – die typischen Düfte der alchimistischen Küchen.
    Dann wieder stach der muffige Geruch mühselig durch Magie konservierten Papiers durch, und schließlich roch er auch den ekelhaften Mief der Latrine. Nein, so vertraut das alles auch war, hier unten wollte er nie wieder leben. Manchmal hatte er für Wochen kein Tageslicht erblickt, nur in alten Folianten gewühlt und Abschriften von Texten angefertigt, nach denen irgendein höherer Bruder verlangt hatte.
    Die Brüder, die hier unten lebten, waren blasshäutig und mager, und er fragte sich ehrlich, was sie hier trieben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie noch einer sinnvollen Arbeit nachgingen, jetzt, da die Bruderschaft am Boden lag und nur mit Mühe wiederbelebt werden konnte. Mithilfe seiner

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