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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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Respekt verschaffen. Allein das war es, was jetzt zählte. Sollen sich mich hassen, sagte er sich verbissen, hassen und fürchten. Lieben würde mich ohnehin keiner.
    »Hat sonst noch jemand etwas an mir auszusetzen?«, schrie er die Männer an und trat auf sie zu. Mit angstvollem Stöhnen wichen sie zurück.
    »Ich bin der Befehlshaber aller Drakken in der Höhlenwelt, und das sind Hunderte! Wir haben Waffen, Flugschiffe und Stützpunkte. Außerdem stehen siebzehn Brüder unter meinem Befehl. Ihr kommt nun noch hinzu sowie jeder Einzelne, der noch nachträglich auftaucht! Von diesem Augenblick an bin ich euer Hoher Meister! Ist das jetzt allen klar?«
    Einige angstvolle Jas erreichten sein Ohr. Die ganze Bande vor ihm sah so verschreckt und mutlos aus, dass er sich fragte, ob ihm diese Leute überhaupt etwas nützen würden.
    »So, und nun macht diese Schweinerei hier weg!« Er wandte sich um. »Septos!«
    »J-ja, Hoher Meister!«, sagte der Prior und kam herbei. Er war blass wie eine frisch getünchte Wand.
    »Du bist der Einzige, der mich sofort anerkannt hat«, sagte er laut. »Deswegen ernenne ich dich jetzt zum Magister und Anführer dieses Ortes. Such dir zwei Gehilfen aus und fertige mir eine Liste an – über alles hier.« Er vollführte eine weit ausholende Geste. »Über die Leute, über alle Schriften, Apparaturen und Essenzen. Ich will wissen, was ihr könnt und was mit euch anzufangen ist, verstanden?«
    »J-ja, Hoher Meister.«
    »Ich gehe jetzt. Warte auf Befehle von mir.«
    »Jawohl, Hoher Meister!«
    Rasnor setzte sich in Bewegung und stieg über umgestürzte Bänke hinweg, um die elf Stufen der Treppe zu erreichen. Dann erinnerte er sich. Er blieb stehen und wandte sich um. »Du wolltest mir etwas Besonderes zeigen«, sagte er. »Etwas, worüber ich staune.«
    Septos kam zu ihm geeilt. »Ja, Hoher Meister. Es ist…« Unsicher sah er sich nach jemandem um, schien ihn aber nicht zu finden.
    »Heraus damit«, forderte Rasnor.
    Septos schluckte, dann trat er an Rasnor vorbei, murmelte:
    »Folgt mir bitte« und stieg rasch die Treppe hinauf. Rasnor brummte etwas und eilte ihm hinterher.
    Was danach folgte, empfand Rasnor als so unheimlich, dass es sich in sein Gedächtnis einbrannte wie selten etwas in seinem Leben zuvor. Septos hatte sich mit einer Fackel bewaffnet und führte ihn durch mehrere lang gezogene Korridore. Er öffnete Türen, hinter die Rasnor während seiner Novizenschaft niemals hatte blicken dürfen. Seltsamerweise befand sich nirgendwo etwas Besonderes; er staunte nur über die Weitläufigkeit der Keller.
    Früher hatte er nicht geahnt, dass es hier so viele Gänge, Verliese, Kammern und Hallen gab.
    »Wo führst du mich hin?«, fragte er ungeduldig. Septos sah ihn unsicher an. »Hinab«, sagte er nur. Irgendetwas war an diesem Wort, das Rasnors Nackenhaare aufstellte. Er hatte das Gefühl, ein kalter Hauch habe ihn berührt, ein Hauch aus finsteren Tiefen und unvordenklichen Zeiten. Es ging über schmale Treppchen hinab und durch bedrückend enge Tunnel hindurch. Unruhe befiel ihn. Hin und wieder quetschten sie sich durch Löcher im Felsen, einmal mussten sie sogar steil bergab kriechen, sodass Rasnor Angst bekam, er könnte kopfüber stecken bleiben und käme nicht mehr zurück. Und immer, immer weiter ging es hinab und nur hinab.
    Bald musste er Anwandlungen von Platzangst niederkämpfen.
    Obwohl es ihn immer stärker danach verlangte, Septos am Gewand zu packen, ihn durchzuschütteln und anzuschreien, wohin bei allen Höllen er ihn schleppte, tat er es nicht. Ihn hinderte dieses Gefühl des Verbotenen, das in ihm aufstieg, je tiefer sie kamen – ein elektrisierendes Kribbeln unter der Haut, das ihn in höchste Gereiztheit und unbestimmbare Furcht versetzte. Hier unten, tief unter Hegmafor, musste etwas Grauenhaftes lauern.
    Septos wurde langsamer.
    »Wir sind da«, flüsterte er. Seine Stimme klang brüchig wie morsches Holz.
    Er hob seine Fackel und beleuchtete eine Tür. Eine Tür aus uraltem Holz, über und über bedeckt mit fremdartigen, beängstigenden Schnitzereien. Das Holz war schwarz und speckig, es glänzte im Licht der Fackel, doch gab es hier keine Feuchtigkeit, nicht wie oben in den Kellern. Nein, hier war alles völlig trocken. Nur dieses elektrisierende Gefühl war über die Maßen präsent: es war dumpf und schwer, sodass man kraftlos auf die Knie sinken wollte, und zugleich brannte es auf der Haut wie sengendes Sonnenlicht.
    Rasnor atmete schwer.
    Warum wage ich

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