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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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war mir immer noch lieber als du! Du hast uns die ganze Zeit nur herumgescheucht und tyrannisiert. Im Übrigen hab ich die Nase voll von euch >Hohen Meistern<. Was macht ihr denn, außer uns auszunutzen und uns in feuchten Kellern einzusperren? Dass wir die Könige der Welt würden, haben uns vor dir schon viele versprochen! Und was ist daraus geworden? Wir hocken hier unten und verfaulen in diesem Mief und Dreck!«
    Rasnor dachte fieberhaft nach. Es gab freilich noch einen Weg – nämlich ein Exempel zu statuieren und diesen Dreckskerl in die Hölle zu schicken. Aber wie?
    Die Magie, mit der er Meister Fujima umgebracht hatte, konnte er hier nicht anwenden. Sie hätte die Hälfte der Leute hier getötet, womöglich sogar ihn selbst. Das konnte er unmöglich riskieren. Doch ihm war klar, dass seine einzige Chance darin lag, diesen Gyndir zu erledigen. Damit würde er einen Gegner loswerden und sich zugleich Respekt verschaffen.
    Dann plötzlich wusste er es. In einem seiner alten, geheimen Bücher hatte er von einer Magie gelesen, die der Autor den Spalter genannt hatte. Sie war eigentlich dazu gedacht, schwere Dinge, wie zum Beispiel einen Felsen, beiseite zu schieben, indem man einen Keil geballter grauer Energien aus dem Stygium zwischen zwei Objekte schob. Es war eine reine Gebrauchsmagie und eigentlich nicht für den Kampf gedacht. Es kommt nur darauf an, dachte er, wie viel stygische Energien man dafür mobilisiert.
    Das Öffnen des Trivocums mit dem Prankenschlag der Rohen Magie hatte er in den letzten Wochen bis zum Äußersten geübt.
    Er würde ohne weiteres eine Öffnung hineinreißen können, die in der siebenten der zehn Stufen lag.
    Rasnor ging einen Schritt auf Gyndir zu. »Du nennst mich also einen Lügner!«, fauchte er ihn an.
    »Einen Lügner und einen Aufschneider!«, fauchte Gyndir zurück. »Unter dir würde ich nicht mal meinen kleinen Finger rühren!« Dann lachte er spöttisch auf und wandte sich an die anderen, während er auf Rasnor deutete. »Im Übrigen ist er als ziemlicher Versager in Sachen Magie bekannt.
    Vor dem hab ich keine Angst!«
    Eine heiße Woge brandete durch Rasnor. Er verspürte plötzlich eine heiße Mordlust in sich aufsteigen, und was dieser Gyndir da so höhnisch von sich gab, konnte ihm nur Recht sein. Er kniff kurz die Augen zusammen, konzentrierte sich mit aller Macht und riss das Trivocum mit einem fürchterlichen Schlag auf.
    Augenblicklich entfuhr den Anwesenden ein gemeinsames Aufstöhnen. Sogar Rasnor war ein wenig überrascht. Im Trivocum klaffte ein Riss, so groß wie ein Haus.
    »Du hast keine Angst vor mir?«, zischte er mordgierig. »Solltest du aber!« Mittels einer weiteren kurzen und intensiven Konzentration platzierte er den Fokus der stygischen Kräfte – einen winzigen Punkt, aber er entstand mitten in der Brust seines Gegners.
    Gyndir stieß ein entsetztes Gurgeln aus, seine Augen weiteten sich so arg, dass sie aus den Höhlen zu fallen drohten. Sein Mund war ein riesiges, angsterstarrtes Rund. Genau genommen ist er bereits tot, dachte Rasnor voll schwarzer Freude. Niemand kann ihn mehr retten. »Wie fühlst du dich jetzt, Angeber?«, fragte er Gyndir. »Wie geht es dir, Großmaul?« Doch Gyndir konnte nicht mehr antworten. Er röchelte nur, versuchte die Hände zur Brust zu heben, aber dazu fehlte ihm bereits die Kraft. »Du hättest dir lieber vorher überlegen sollen, mit wem du dich anlegst!«, rief Rasnor mit anschwellender Stimme. Sein letztes Wort war nur noch ein Schrei. Dann ließ er den Keil mit aller Macht nach vorn schnappen.
    Gyndir existierte nur noch eine Sekunde. Dann zerbarst sein gesamter Leib wie ein Kessel, in dem zu hoher Druck geherrscht hatte. Mit solch einer Wirkung hatte Rasnor selbst nicht gerechnet, und er wandte sich aufstöhnend ab. Er hatte ein Ekel erregendes Blutbad angerichtet.
    Die Wirkung auf die Anwesenden war jedoch durchschlagend.
    Alle waren entsetzt auseinander gesprungen und saßen oder standen nun wie ein hilfloser Haufen um den Ort des Geschehens herum. Schon übergaben sich einige, und selbst Rasnor musste einen Brechreiz niederkämpfen. Gyndirs Leiche war kaum mehr als menschlich zu erkennen. Rasnor verspürte nur einen winzigen Augenblick lang einen kleinen Anflug von Reue, doch gleich darauf obsiegte die Befriedigung über die gelungene Demonstration seiner Macht. Das Entsetzen, das er verbreitet hatte und das überdeutlich in den Gesichtern der Brüder geschrieben stand, würde ihm für alle Zeiten

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