Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
Vom Netzwerk:
Mühe.
    Ja, von den Gesichtern der abgemagerten und verdrossenen Leute konnte er die Hilferufe ablesen: Holt uns hier heraus, Hoher Meister! Wir folgen Euch überall hin, wenn wir uns nur nicht wieder in diesen modrigen Kellern verstecken müssen! Holt uns hier heraus!
    Rasnor überlegte, ob er das vielleicht wirklich tun sollte – und zwar mit allen, auf einen Schlag. Er konnte jeden von ihnen gebrauchen. Zwar würde er ihnen vorerst nur andere Keller bieten können, aber immerhin welche, die weniger modrig waren.
    Vor allem hatte er eines: eine richtige Aufgabe für sie.
    »Hört mich an, Brüder!«, rief er plötzlich. »Kommt alle zusammen, in den großen Saal!«
    Von seiner eigenen, spontanen Idee begeistert, lief er voran.
    Den Weg kannte er nur allzu gut. Er nahm ein paar Abzweigungen und erreichte nach kurzer Zeit eine befreiend große Halle, die den östlichsten Teil dieser Katakomben unter Hegmafor darstellte. Rasch eilte er über die elf Treppenstufen hinab, bis er den Boden der Halle erreicht hatte. Tische und Bänke standen hier, es war ein Gemeinschaftsraum, in dem gegessen und Versammlungen abgehalten wurden. Manche verbrachten hier ihre Freizeit, lasen oder spielten einfache Würfelspiele miteinander. Mehr als das und die tägliche Arbeit hatte dieser Ort nicht zu bieten.
    Der Prior war ihm hinterher geeilt, und binnen kurzem hatten sich etliche Brüder versammelt.
    Rasnor wartete, bis der Zustrom verebbt war, dann warf er die Arme in die Luft. »Die Zeiten werden sich bessern!«, rief er ihnen zu. »Ich werde euch hier herausholen!«
    Es waren mehr als vierzig Brüder, alle mit kurz geschorenen Haaren und in grauen oder schwarzen Roben, und sie starrten ihn an.
    »In Kürze schon!«, rief er. »Und ihr werdet eine Aufgabe von mir erhalten, die euch letztlich zu Ruhm, Reichtum und Freiheit verhelfen wird! Ihr werdet die Könige dieser Welt sein, das verspreche ich euch!«
    Dutzende verwirrter Blicke trafen ihn.
    Niemand hatte damit gerechnet, heute, in dieser finsteren Stunde, eine derartige Aussicht eröffnet zu bekommen.
    »Du bist… Rasnor!«, rief einer. »Ich kenne dich!«
    Rasnor warf einen prüfenden Blick in Richtung des Rufers. Ja, er erkannte ihn ebenfalls, wusste aber seinen Namen nicht mehr.
    »Richtig!«, erwiderte er scharf. »Stört dich etwas an mir?«
    »Du bist… der neue Hohe Meister? Letztes Jahr warst du noch Skriptor unter Chast. In Torgard!« Rasnor sah sich plötzlich einer völlig ungewohnten Situation ausgesetzt. Er musste nun nicht nur Anführer sein, sondern auch wie einer wirken – stark, charismatisch und überzeugend. Diese Männer wussten nichts über seinen Aufstieg, und genau genommen war er alles andere als ein Hoher Meister der Bruderschaft. Nicht hier unten in den Kellern von Hegmafor. Zwar besaß er mehr Macht und Möglichkeiten als dieser zusammengewürfelte Haufen herrenloser Kellerasseln – aber woher sollten sie das wissen? Wie sollte er ihnen das beweisen?
    »Die Zeiten ändern sich!«, rief er, eine Spur Unsicherheit in der Stimme. »Draußen im Land ist viel geschehen. Ich habe…« Plötzlich versiegte ihm der Redefluss. Was sollte er den Männern sagen? Was würde sie überzeugen, ab jetzt hier unten für ihn zu darben? »Was hast du?«, fragte er Mann.
    Leise Wut keimte in Rasnor auf. »Ich bin nun Herr aller Drakken!«, rief er und hob wieder die Arme. »Ich bin…«
    »Herr aller Drakken?«, rief der Mann spöttisch. »Die Drakken gibt’s nicht mehr! Sie wurden von den Drachen vernichtet! Ich hab’s selber gesehen!«
    »Es… es sind welche übrig geblieben!«, schrie Rasnor. »Und ich bin ihr uCuluu.« Die Leute starrten ihn stumm an. »Ukku… was?«, fragte einer leise.
    Rasnor wurde plötzlich von einer vernichtenden Woge der Angst überspült. In wenigen Augenblicken würde er als Trottel vor diesen Leuten dastehen. Was für ein Narr war er nur gewesen, völlig unvorbereitet hier hereinzustolpern? Die Brüder hatten nicht einmal Unrecht, sich zu wehren. Sonst hätte hier sogar Leandra hereinplatzen und sich als die neue Anführerin der Bruderschaft ausgeben können.
    Seine Wut stieg, aber es war größtenteils die Wut über sich selbst. »Wie heißt du?«, bellte er den Mann an, der ihn die ganze Zeit bedrängt hatte. »Gyndir«, erwiderte der sofort und arbeitete sich herausfordernd nach vorne. »Ich hab unter dir in Torgard gedient, bevor Valerian deinen Posten übernommen hat. Aber weißt du was? Valerian war zwar ein Verräter, doch er

Weitere Kostenlose Bücher