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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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sich das All vorzustellen. Vor allem, weil es eine Umgebung war, in der er nicht fliegen konnte.
    Ich möchte noch einmal zu dem großen Schiff der Drakken, sagte sie. Ich war mit Izeban schon einmal da, aber wir haben es nur umkreist. Leandra, mir ist nicht wohl bei dieser Sache. Ich habe Angst um dich.
    Sie seufzte leise. Diese Sache hatte sie mit Tirao schon ein halbes Dutzend Mal durchgekaut. Diesmal antwortete sie ihm einfach nicht. Seine Sorge war rührend, aber inzwischen nicht mehr hilfreich. Sie hatte sich etwas vorgenommen, wusste, dass sie es konnte, und nun würde sie es auch durchführen. Ich beschleunige jetzt, Tirao, sagte sie. Leb wohl. Ich melde mich sofort, wenn ich wieder da bin.
    Diesmal antwortete Tirao nicht. Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die große Glasfläche vor ihr. Ein neues Bild mit Symbolen und Beschriftungen erschien. Sie konnte die Zeichen nicht lesen, kannte aber ihre Bedeutung. Mit der Zeigefingerspitze berührte sie einen kurzen, blauen Balken und griff dann hinter sich, wo sich schräg unterhalb des Sitzes ein seltsam geformter Hebel befand. Sie zog ihn ein wenig in die Höhe. Der blaue Balken auf dem Leuchtschirm wurde länger, und sie spürte einen sanften Druck, als das kleine Schiff beschleunigte. Augenblicklich fielen Tirao und die anderen Drachen zurück. Es dauerte nur kurze Zeit, bis die Pfeiler der Säuleninsel unmittelbar vor ihr auftauchten.
    Nun tippte sie auf ein gelbes Quadrat und lehnte sich zurück.
    Vorsichtig stellte sie die Füße auf die mittleren Pedale und nahm die beiden kleinen Hebel in die Fäuste, die sich an den vorderen Enden ihrer Armlehnen befanden. Als sie links und rechts zugleich die Knöpfe niederdrückte, die unter ihren Daumen lagen, war es, als löste sich das Schiff aus einer Befestigung. Nun konnte sie es mit Händen und Füßen steuern.
    Sie ließ es schräg zur Seite gleiten und steuerte auf die Öffnung zwischen zwei Pfeilern zu. Mehrere Drachen tauchten vor ihr auf, aber sie mussten längst Bescheid wissen, dass Leandra kommen würde. Sie verlangsamte ein wenig, indem sie die Pedale losließ.
    Sanft glitt sie näher an die Drachen heran. Es handelte sich um eine kleine Gruppe von Feuerdrachen und einen Sturmdrachen, und sie umkreisten sie neugierig. Gleich darauf flog sie in den inneren Kreis der Säuleninsel ein. Ihr Herz pochte vor Aufregung und vor Begeisterung über den sanften, beherrschten Flug, den sie zustande brachte. Unter ihr, im fast kreisrunden Talkessel zwischen den sieben mächtigen Felspfeilern, breitete sich die zerstörte Stadt der Drakken aus – ein wahres Wunderwerk der Drakkentechnik, das sie durchschritten hatte, als es noch unversehrt gewesen war. Hier hatten einst Zehntausende von Echsensoldaten ihre Unterkunft gehabt, und von hier aus war die gesamte Invasion der Höhlenwelt gelenkt worden. Nun waren gewaltige Löcher in die silbrigen Zeltbauten der Drakken gerissen, die, ganz im Gegensatz zu ihrem zerbrechlichen Aussehen, überaus widerstandsfähig waren. Doch den reinweißen Magien der Drachen, die diesen Ort zu Hunderten angegriffen hatten, hatten sie nicht standhalten können. Etliche große und kleine Flugschiffe waren hinabgestürzt und hatten schwere Explosionen und Brände verursacht. Die ganze Stadt war vollkommen verwüstet und ohne Zweifel lagen Tausende von Drakken unter den Trümmern begraben. Sie hatten einen bitteren Preis für ihre Taten bezahlen müssen.
    Leandra konzentrierte sich wieder auf den Flug. Sie bediente die Kontrollen, sodass das Schiff auf der Stelle schwebte, aber zusehends an Höhe gewann. Sie richtete seine Nase ein wenig aufwärts und blickte der riesigen Schleusenanlage am Felsenhimmel entgegen.
    Dies war die Öffnung, die sich die Drakken geschaffen hatten, um mit ihrer Armee und ihren Flugschiffen in die Höhlenwelt einzudringen. Das große Glück bestand darin, dass die Schleusenanlage ohne Zutun von außen funktionierte. Es musste sich nur ein fliegendes Schiff nähern und einen bestimmten Punkt überschreiten – und schon setzte sich die Anlage ganz von selbst in Betrieb.
    Ohne das wäre ich jetzt tot, sagte sich Leandra. Niemand hätte sie und ihre drei Freundinnen sonst von dem Drakken-Mutterschiff retten können. Leandra drosselte die Geschwindigkeit. Das kleine Schiff glitt weiter in die Höhe, wurde langsamer und blieb schließlich in der Luft stehen. Mit pochendem Herzen starrte sie aus den Fenstern. Wie ein gigantischer Stahlkasten hing die Schleusenanlage in der

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