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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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gefangen gewesen waren. Nachdem das Salz die gesamte Drakken-Besatzung des riesigen Schiffes umgebracht hatte, versagten in den Tagen danach immer mehr Systeme. Niemand war mehr da, der sie beaufsichtigte, wartete oder die entsprechenden Knöpfe drückte. Dennoch war das Mutterschiff nicht völlig unbrauchbar geworden.
    Dies war nun Leandras Hoffnung. Sie benötigte Licht, Luft und Schwerkraft, um sich hier bewegen zu können. Und möglichst keine überlebenden Feinde. Dann würde sie vielleicht das Geheimnis ergründen können, das die Drakken hierher geführt hatte. Dreißig Stützpfeiler.
    Das war eine gewaltige Menge Wolodit. Sie kannte die riesige Halle hier an Bord, in der das Gestein verdichtet werden sollte, um zu Amuletten verarbeitet zu werden – zu jenen kleinen Trivocums, die man bei sich trug, um auch außerhalb der Höhlenwelt Magie wirken zu können. War es möglich, dass das Wolodit, oder ein Teil davon, hier irgendwo lagerte? Oder noch besser: War es möglich, dass bereits ein paar dieser Amulette hergestellt worden waren? Das kleine Schiff setzte geräuschvoll auf einer Metallplattform auf, und die Schwerkraft kehrte zurück. Leandra schwebte zu Boden und atmete auf. Ihre Chancen stiegen, das Mutterschiff betreten zu können. Als sie aus den Fenstern blickte, sah sie, dass sogar ein paar Lichter aufgeflammt waren. Die kleine Halle war bis auf die üblichen Apparaturen leer, und wie erwartet war nirgendwo ein Drakken aufgetaucht.
    Sie holte ein paarmal tief Luft, um ihre Aufregung niederzukämpfen, trat zur Ausstiegsluke und drückte auf die große, rechteckige Taste, die gelb leuchtete. Dort draußen musste alles soweit stimmen, sonst hätte sie orange oder rot sein müssen.
    Ein leises Zischen wurde hörbar, dann ein paar lautere Geräusche, und schließlich klappte die Tür nach außen auf.
    Ein Schwall kühler Luft strömte herein. Mist! Daran, dass es hier kalt sein könnte, hatte sie nicht gedacht. Sie griff nach der Decke, in die ihre Waffen eingewickelt gewesen waren, entschied sich dann aber doch wieder dagegen. Sie war zu groß, um sie die ganze Zeit über mitzuschleppen – außerdem war es so kalt dort draußen nun auch wieder nicht. Sie trat durch die Luke; diesmal musste sie hinausspringen, denn die kleine, sich entfaltende Treppe hatte nicht funktioniert.
    Bei ihrem letzten Besuch hatte hier drückende Hitze geherrscht; die Temperatur, bei der sich Drakken wohl fühlten. Dann nickte sie – ja, die Kühle war vielleicht ein Hinweis, dass hier tatsächlich kein Drakken mehr am Leben war. Die Luft schien trocken, sie war auch etwas abgestanden. Zum Glück war es nicht eisig.
    Wenn sie sich nicht tagelang hier aufhielt, war es sicher auszuhalten.
    Die Umgebung aufmerksam beobachtend, lief sie über den Metallboden in Richtung des großen Haupttunnels, der ins Schiff hineinführte. Einen Schweber, so wie das letzte Mal, würde sie heute nicht finden; sie hatten schon damals der Reihe nach ihren Dienst eingestellt. Bogen und Schwert trug sie auf dem Rücken; inzwischen glaubte sie nicht mehr, dass sie hier noch einem Drakken begegnen könnte.
    Dann fand sie doch einen – oder besser: das, was von ihm übrig war. Schon damals hatte sie sich gewundert, dass tote Drakken nicht verwesten. Sie schrumpften lediglich zusammen, bis nach ein oder zwei Wochen nur mehr verschrumpelte, ledrige und zusammengekrümmte Leiber von der Größe eines menschlichen Säuglings auf dem Boden lagen. Angewidert umrundete sie das Ding und stöhnte leise auf, als sie schon den nächsten entdeckte.
    Dieser Anblick war ihr nicht neu, aber sie musste sich erst wieder daran gewöhnen. Hoffentlich funktionieren die Transporterröhren noch, dachte sie, als sie das Ende des langen Tunnels erreichte.
    Ohne diese Röhren, die einen schnell an andere Orte beförderten, würde sie vermutlich sehr lange brauchen, um bis zur Verdichterhalle vorzudringen.
    Am Tunnelende wandte sie sich ortskundig nach links. Einst war sie hier tagelang herumgewandert, auf der verzweifelten Suche nach Essbarem. Bis heute wusste sie nicht, wovon sich die Drakken überhaupt ernährten. Bald darauf bog sie nach links ab und erreichte eine der Haupt-Transporterbuchten. Mist!
    Der große, offene Zugang zu der senkrecht verlaufenden Röhre gähnte sie dunkel und leer an; früher hatte im Inneren der Röhre grelles, bläuliches Licht geherrscht. Auch das leuchtende Symbol, das normalerweise rechts neben dem Schacht in der Luft schwebte, war nicht da.

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