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Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes

Titel: Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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oberen Krümmung eines der Pfeiler. Wie sie es schon mehrfach erlebt hatte, flammten starke Lichter im Inneren der Schleuse auf. Ihr Schiff setzte sich wieder in Bewegung. Langsam schwebte es in den riesigen Hohlraum hinein, der auch Platz für wesentlich größere Schiffe geboten hätte.
    Sie blickte nach links und rechts aus den Fenstern. Monströse Aufbauten zogen an ihr vorbei, als das Schiff tiefer in den Hohlraum glitt. Schräg unter ihr schwebte eine weite, rotgraue Plattform mit riesigen Auslegerarmen und Aufbauten vorbei. Und noch immer funktionierten überall die hellen Lichter; so als wäre es nicht bis hierher gedrungen, dass die Drakken, die Herren dieses Ortes, schon vor Monaten vernichtet worden waren.
    Abgrundtiefes Dröhnen wurde hörbar. Das kleine Schiff hatte sich inzwischen herumgedreht und blickte nun in die Richtung, aus der es gekommen war. Dort war ein nebliges, wirbelndes Leuchten aufgeflammt, und aus dem Nebel wurde langsam etwas Festes. Die Schleuse schloss sich. Wieder erschrak Leandra ein wenig, als ein lautes, quäkendes Geräusch durch die gewaltige Halle stob. Alle Lichter, die zuvor in hellem Gelb erstrahlt waren, wechselten nun zu einem dunklen Orange. Sie wusste, was das bedeutete, und lehnte sich nach vorn, um durch die Scheiben nach oben blicken zu können.
    Die metallene Decke über ihrem Schiff löste sich in einem Wirbeln auf, ganz so, wie die andere entstanden war. Als Leandra die ersten hellen Punkte am Ende des fast eine Meile durchmessen-den, dunklen Schachts über sich erblickte, erschauerte sie. Nun war es so weit: Ganz auf sich allein gestellt, würde sie mit dem kleinen Schiff das Weltall erforschen.
    ***
    Viele Stunden später war Leandra förmlich betäubt von den Dingen, die sie erblickt hatte. Bei ihren bisherigen Flügen hatte der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit der Steuerung des Schiffes und dem Begreifen der Bedienungselemente gegolten. Nun aber beherrschte sie es so gut, dass sie das tun konnte, was sie zuvor halb im Scherz zu sich selbst gesagt hatte: das Weltall erforschen. Anfangs war sie nur sehr langsam über die Oberfläche der Welt hinweggeglitten, nicht allzu hoch und sehr konzentriert. Sie hatte bereits die Erfahrung gemacht, wie leicht man hier die Orientierung verlieren konnte. Der Blick aus den kleinen, vorderen Fenstern zeigte nur einen winzigen Ausschnitt der Umgebung.
    Dann aber hatte sie sich immer sicherer gefühlt, das Schiff langsam steigen lassen und beschleunigt.
    Ruhig war sie über die Oberfläche der Höhlenwelt hinweggeflogen, über die rotbraune, tote Wüste, deren hervorstechendstes Merkmal die zahllosen glitzernden Flächen der Sonnenfenster waren. Hier oben existierte seit mehr als fünftausend Jahren kein Leben mehr, nachdem ein schrecklicher Krieg diese Welt völlig verwüstet hatte. Das Meer der glitzernden Sonnenfenster hatte etwas geradezu Festliches; wie schrecklich der Gedanke, dass ausgerechnet diese Pracht wie von zahllosen, glitzernden Diamanten einstmals tödliche Höllenfeuer gewesen waren. Sie hatten das blanke Erdreich verzehrt und beinahe die ganze Welt aufgefressen. Glücklicherweise war damals ein Mittel gefunden worden, die immens heißen Brandherde verlöschen zu lassen. Sie waren zu Glas erstarrt, und gleichzeitig war es durch die rapide Abkühlung der Erdkruste zu gigantischen Verwerfungen gekommen, zu Erdbeben nie gekannten Ausmaßes. Dabei waren die Höhlen entstanden… Leandra beschloss, die ganze Welt zu umrunden. Verträumt betrachtete sie die Gebirge und Täler, die unter ihr hinwegzogen, und versuchte sich vorzustellen, dass sie einmal grün und voller Leben gewesen waren. Sie überquerte tiefes Land und wusste, dass dort einmal Wasser gewesen sein musste; Ozeane, die nach der Entstehung der Höhlen in die Tiefe versickert waren, ohne dass einer der Überlebenden dies geahnt hatte. Rasnor hatte ihr erklärt, dass das Verschwinden des Wassers der eigentliche Grund für den Tod der Welt gewesen war. Ohne Wasser gab es kein Leben. Die früheren Ozeane der Welt waren leicht daran zu erkennen, dass es dort keine Sonnenfenster gab. Die Bomben, welche die heißen Brandherde verursacht hatten, waren nur auf dem Land gefallen. Folglich mussten, überlegte Leandra, die heutigen Hohlräume der Höhlenwelt genau unterhalb der Landmassen der früheren Welt liegen. Dort befanden sich die Sonnenfester, und unter ihnen lagen die Höhlen. Da sich die Gebiete der Sonnenfenster häufig mit Landstrichen abwechselten, in

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