Höhlenwelt-Saga 5 - Die Schwestern des Windes
der vielleicht abenteuerlichsten Ausflüge ihres Lebens. Ganz allein draußen im Weltall! Sie blickte nach links und rechts aus den kleinen Fenstern des Schiffs, wo sie ihre Drachenfreunde sehen konnte. Während ihrer Flüge in der Höhlenwelt ließ sie sich wenn irgend möglich begleiten, denn es wäre durchaus möglich, dass sie irgendwo auf Drakken stieß. Bisher war das zwar noch nicht geschehen, aber sie wollte nichts riskieren. Izeban hatte an Bord dieses Schiffes keine Bewaffnung entdecken können, ganz abgesehen davon, dass sich bisher alle jemals erbeuteten Drakkenwaffen geweigert hatten, sich von Menschenhand bedienen zu lassen. Nur Alina hatte einmal einen einzelnen Schuss abfeuern können, aber wahrscheinlich nur, weil die Waffe bereits eingeschaltet gewesen war. Mit den Waffen an Bord eines Drakkenschiffs umzugehen war vermutlich noch eine ganz andere Sache.
Aber schließlich wollte sie fliegen und nicht kämpfen, und obwohl der Flug auf einem Drachenrücken sicher einzigartig und unübertrefflich war, hatte Leandra ein neues Flugfieber gepackt.
Sie wollte dieses schnelle kleine Schiff beherrschen.
Es gab nicht wenige unter ihren Freunden, die ihre Idee dumm, überdreht oder für viel zu gefährlich fanden. Also hielt sie ihr Vorhaben weitestgehend geheim; ihre Schwestern wussten natürlich davon, und die einzige Person, die ihre Faszination vollständig teilte, war Izeban. Er hatte auch dafür gesorgt, dass das Risiko berechenbar blieb, indem er jede kleinste Einzelheit bedacht und entsprechend abgesichert hatte. Leandra war sicher, alles Wissenswerte über das Schiff zu wissen und es an jeden gewünschten Ort steuern zu können. Die große Instrumententafel vor dem Pilotensitz war ihr inzwischen vertraut; Izebans erstaunliches Verständnis für logische Dinge hatte dem Schiff alle Geheimnisse seiner Fortbewegung entrissen.
Alle außer einem natürlich.
Wie man das Schiff auf seine wirkliche Höchstgeschwindigkeit bringen konnte, war ihm verschlossen geblieben. Sie hatten es im All enorm beschleunigt, aber da war diese eine Grenze, von der Rasnor gesprochen hatte, die natürliche Höchstgeschwindigkeit aller Dinge. Sie wussten nicht, wo sie lag, aber Izeban war davon ausgegangen, dass man sie mit diesem Schiff erreichen konnte, um sie dann zu überspringen. Nie hatten sie ernsthaft im Sinn gehabt, es zu versuchen, aber Izeban hätte sehr gern ein paar Hinweise auf diesen Moment, diese Fähigkeit des Schiffes oder irgendetwas anderes erhascht, das damit in Zusammenhang stand. Doch das Schiff hatte sich hartnäckig geweigert, das Geheimnis um diese Geschwindigkeit zu lüften.
Fluchend hatte Izeban sich daraufhin in die Arbeit gestürzt, hatte Berge von Papier beschriftet, Zeichnungen vom Inneren des Schiffes und allen Bedienungsteilen angefertigt und sich damit in seinem Arbeitszimmer im Windhaus von Malangoor eingeschlossen. Roya hatte sich bereits Sorgen gemacht, denn Izeban hatte viel zu wenig geschlafen und gegessen, während sich seine Stimmung zu anhaltender Wut hochgeschraubt hatte. Er war leicht reizbar gewesen, und man hatte ihn auf dieses Thema kaum mehr ansprechen können. Leandra hatte sich berichten lassen, wie verbissen er damals nach dem Geheimnis des Hundegebells geforscht hatte, das Drakken zu töten vermochte – bis er schließlich auf die Sache mit dem Salz gekommen war. Izeban konnte regelrecht zu einem Besessenen werden.
Für sie selbst war das Geheimnis der Höchstgeschwindigkeit zu diesem Zeitpunkt nicht weiter wichtig. Das Schiff war schnell genug, um das Mutterschiff der Drakken, das die Höhlenwelt umkreiste, zu erreichen. Mehr wollte sie nicht. Sie war sicher, dass Izeban schon bald hinter das Geheimnis der Höchstgeschwindigkeit kommen würde. Vor ihr tauchten die sieben mächtigen, im Kreis stehenden Stützpfeiler der Säuleninsel auf. Nun war es bald so weit. Sie lehnte sich ein Stück vor und winkte Tlrao zu, der links neben ihr flog. Leb wohl, Tirao!, rief sie ihm übers Trivocum zu. Ich bin bald wieder da. Halte mir die Daumen, dass alles klappt!
Daumen, lautete die Antwort, welche Daumen? Leandra lachte leise und winkte noch einmal. Tirao wandte seinen mächtigen Schädel ein wenig in ihre Richtung. Bist du wirklich sicher, kam seine besorgte Frage, dass du mit diesem Ding zurecht kommst?
Ja, Tirao. Ich habe so oft mit Izeban geübt. Hab keine Angst.
Und wo willst du dort draußen hinfliegen… im All?
Leandra wusste, dass Tirao arge Schwierigkeiten hatte,
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