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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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ansteigenden Schneeflächen und schließlich die gewaltigen, zumeist
senkrechten Felsflanken der Berge, die das Tal vollständig umgaben.
Einer Plötzlichen Lust folgend, sprang sie los, eilte zum Rand
der Plattform und legte die Hände auf die Mauer. Sie reichte ihr
genau bis zum Nabel. Die Mauer war unerwartet dick, wohl an die
sieben oder acht Schritt, aber dann nickte sie verstehend: Hier
entsprangen die Glasflächen, und die waren allein schon drei
Schritt dick. Wieder schweifte ihr Blick in die Höhe; sie musste
den Kopf weit in den Nacken legen, um die Linien bis hinauf zur
Spitze der Pyramide verfolgen zu können.
Wozu mochte dieses Gebilde dienen?
Der Ausblick in das fast kreisrunde Tal war phantastisch, aber
man hätte ihn – mit Abstrichen – auch vom Boden des Tales aus
genießen können. Von hier oben war er natürlich schöner… aber
hätte man deswegen eine so gewaltige Pyramide errichten müssen?
Azrani wandte sich nach links und schlenderte an der Mauer
entlang. Nach kurzer Zeit stemmte sie sich auf den Mauerrand,
der auf der Innenseite noch etwa zweieinhalb Schritt breit war,
ehe die Glaswände begannen. Hier konnte sie ihren Weg bequem
fortsetzen und hatte einen besseren Blick nach unten. Aufmerksam musterte sie jedes Landschaftsmerkmal des Tals, das durch
die bläuliche Tönung der mächtigen Glaswände einen kühlen, etwas frostigen Farbton erhielt, was durchaus zu der Umgebung
passte. Im Augenblick konnte sie nichts Außergewöhnliches entdecken. Nichts, was die Mühe des Erbauens einer solchen Pyramide gelohnt hätte.
Es dauerte fast eine Viertelstunde, ehe sie ganz herum war,
aber das Ergebnis blieb das gleiche. Sie entdeckte, dass das Tal
nach Süden hin einen Ausgang hatte. Zwischen zwei steilen Bergflanken hindurch gab es einen Durchlass, der so flach war wie das
Tal selbst – ein erstaunlicher, auf natürliche Weise abgeschiedener Ort. Die Landschaft war ungewöhnlich schön, und dies machte das Rätsel um dieses Tal nur umso spannender. Worin lag das
Geheimnis dieser Pyramide und ihrer Fahrt hier herauf?
Es musste noch etwas Besonderes geben, sie hätte darauf wetten mögen.
Der Würfel!
Die Erkenntnis kam ihr so plötzlich, wie sie logisch erschien. Sie
blickte in die Hallenmitte – dort lag er, in der Mitte des Ornaments. Fünf Teile waren zu einem unvollständigen Würfel zusammengesetzt, das sechste Teil, die blaue Glaspyramide, lag
noch…
Ein heißer Schauer durchfuhr sie. Die Glaspyramide war blau,
das Glas der Pyramidenspitze über ihr ebenfalls. Damit ergab sich
eine weitere passende Einzelheit. Sie sprang von der Mauer und
eilte in die Hallenmitte. Rasch bückte sie sich, nahm die blaue
Pyramide aus der Vertiefung, und…
In diesem Augenblick ging es auch schon los. Mehrere mechanische Geräusche dröhnten durch die Halle, ähnlich dem Klacken,
als die schwebende Scheibe eingerastet war, nur viel lauter und
mächtiger. Ein dunkles Brummen erfüllte die Luft, es rummste,
klackte und krachte, wie von riesigen Metallteilen, die sich zueinander verschoben und einrasteten. Dann setzte ein lautes,
dunkles Heulen ein. Pochenden Herzens stand Azrani auf.
Von ungläubiger Faszination gepackt und wiederum von einer
leisen Furcht, blickte sie in die Höhe. Instinktiv trat sie zwei
Schritte zurück, was sie aber an keinen Ort brachte, der sicherer
gewesen wäre. Über ihr hatte sich das gewaltige Glasdach mit
majestätischer Erhabenheit in Bewegung gesetzt. Jede der fünf
riesigen Glasflächen hatte sich aus ihrer Position gelöst und sank
langsam nach unten – ins Innere der Mauer hinein. Azrani atmete
schwer. In wenigen Minuten wäre vermutlich das ganze Glasdach
verschwunden und hinab ins Innere des fünfeckigen Mauerkranzes gefahren. Dann stünde sie hier auf einer freien Plattform in
einer Meile Höhe über dem Land. Ein erster, frischer Wind kam
auf, der sie jedoch nur kurz frösteln ließ. Ihre hilfreiche Körperhülle glich die fehlende Wärme schnell wieder aus. Sie spürte nur
noch den Druck der Windböen, die immer kräftiger wehten, je
größer die Spalten zwischen den fünf Glasflächen wurden. Beherrscht wartete sie ab, bis die fünf riesigen, schlanken Glasdreiecke ganz heruntergefahren waren. Dann trat sie wieder an
die Mauer heran. Ja, es war etwas geschehen.
Der Wind wirbelte ihr Haar auf, während sie aufgeregt in das Tal
hinabstarrte. Es schien, als hätte sich der Bewuchs dort unten
geändert. Das zuvor tief dunkelgrüne Gras war

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