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Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens

Titel: Höhlenwelt-Saga 6 - Die Mauer des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Evers
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schüttelte den Kopf »Nein.«
»Dann wirst du uns eine Weile brav den Rücken zukehren müssen. Schaffst du das?«
Er rang sich ein Lächeln ab und hob die Hände. »Natürlich.
Ich verspreche es.«
»Es ist nicht wegen mir«, erklärte sie, »nur Cathryn… du verstehst schon. Kannst du uns mit deiner Magie helfen, die Sachen
trocken zu bekommen?«
»Am besten werfen wir alles auf einen Haufen, was wir trocken
brauchen, und ich suche mir damit ein ruhiges Plätzchen. Es wird
eine Weile dauern. Die Rohe Magie ist nicht gerade für so etwas
erfunden worden.«
Sie nickte ihm dankbar zu und stemmte sich wieder in die Höhe.
Cathryn hatte sich fest an sie geklammert; offenbar befand sie
sich in einem leicht fiebrigen Zustand. Das kalte Wasser hatte sie
ausgekühlt, und der Schmerz über den Verlust ihrer Drachenfreundin zehrte sichtlich an ihrer Substanz. Die ganze Zeit über
zitterte sie und schluchzte leise.
Nach wenigen Minuten hatten sie die geschützte Stelle erreicht.
Hellami musste die ganze Zeit über bei Cathryn bleiben, während
Ullrik Zweige zum Abdecken ihres Verstecks und fürs Feuer suchte, dann das Feuer anfachte, die Kleider trocknete und anschließend aus ihren Vorräten eine heiße Suppe kochte, um sie alle drei
von innen heraus wieder warm zu bekommen.
Immerhin gab Hellami ihm einen dicken Kuss, als er sich stöhnend und erschöpft zurücksinken ließ. Cathryn schlief in einer
trockenen warmen Decke, und Hellami hatte versprochen, die
Nachtwache zu übernehmen. Zwei Stunden vor Anbruch der
Dämmerung wollten sie ihr Lager abbrechen und sich entlang der
Küste wenigstens fünf Meilen weit nach Norden durchschlagen,
um dort ein neues, besseres Versteck zu finden, wo sie Meados
erst einmal für einen weiteren Tag entkommen konnten.
*
    Langsam bekam Azrani Spaß an ihrer Reise. Zwar war sie schon
wieder auf neue Rätsel gestoßen, auf Dinge, die ihr das Verstehen
des Transportsystems der Ornamente nicht gerade erleichterten –
aber die Orte, die sie erreichte, fesselten sie immer mehr.
    Dieses Mal war sie in einer faszinierenden Felsenhalle angekommen, in der sich vor ihr ein türkisgrün leuchtendes Wasserbecken erstreckte. Alles um sie herum war von riesenhaften Ausmaßen; die Wände bestanden aus titanischen Mauersteinen, jeder
so groß wie ein ausgewachsener Mulloohkarren. Die Halle war,
soweit sie das erkennen konnte, ungefähr einhundert Schritt breit
und bestimmt ebenso hoch, ihre Länge jedoch konnte Azrani nicht
ermessen, denn sie verlor sich in dunkler Ferne.
    Die drei gebogenen Säulenpaare schienen dieses Mal unmittelbar in die Umgebung eingearbeitet zu sein. Wieder stand sie unter dem kleinsten Paar; die beiden höchsten Säulen verschmolzen
mit der Hallendecke, die aus einer einzigen Platte zu bestehen
schien. Der Boden war aus vielen kleinen Kacheln zusammengefügt, im Karomuster angeordnet und so tief ausgetreten, als wären hier jahrhundertelang jeden Tag Aberdutzende von schweren
Mulloohbullen durchmarschiert. Alles war vollkommen fremdartig
– und doch vermochte Azrani ihre neue Umgebung ohne große
Schwierigkeiten zu begreifen.
    Was ihr an diesem Ort besonders gefiel, war die Art des Steins,
aus dem er bestand. Es handelte sich um einen ockerbraunen
Sandstein von ausgesprochen anziehendem Farbton. Auch die
drei Säulenpaare bestanden aus diesem Material, grob behauen,
aber vielleicht gerade deswegen so urwüchsig und reizvoll. Wenn
sie an Stein dachte, fiel ihr als Erstes der Ausdruck kalter Stein
ein; dies hier aber war das Gegenteil davon – warmer Stein. Er
schien die Halle mit seiner Wärme zu erfüllen, und Azrani fühlte
sich regelrecht zu ihm hingezogen. Das Licht stammte aus einem
hellgelb leuchtenden Gespinst von strahlenden Fäden, die sich
unter der Decke entlangzogen und in der Mitte zu einem kleinen
gleißenden Fleck trafen. Azrani hatte dergleichen noch nie gesehen. Aber es war genau das richtige Maß Licht, um dem Sandstein seinen anziehenden Farbton zu verleihen, die Ecken der Halle auf geheimnisvolle Weise in den Schatten verschwinden zu lassen und dem türkisgrünen Wasser in dem lang gestreckten Becken eine faszinierende Leuchtkraft zu schenken. In ihr erwachte
der Wunsch, ins Wasser zu springen, zu schwimmen und anschließend tief hinabzutauchen. Es roch geradezu danach, als
wären dort unten sagenhafte Schätze zu finden. Azrani seufzte
leidenschaftlich. Sie hätte viel dafür gegeben, Marina jetzt bei
sich zu haben. Aus einem

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